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Vokalensemble„Soundwerk“ aus Leverkusen will mehr sein als ein Chor

Lesezeit 4 Minuten
Probe Soundwerk in der Musikschule Leverkusen mit Chorleiter Matthias Held.

„Soundwerk“-Probe in der Musikschule Leverkusen mit Chorleiter Matthias Held.

Den Leverkusener Chor mit enorm breitem Repertoire plagen bei aller Euphorie auch spezielle Nachwuchssorgen.

Als sie nach intensivem Aufwärmen und Einsingen an den Start gehen, hauen sie ihr Markenzeichen nur so raus, mit starken Stimmen und Körpereinsatz: „Denn wir sind mehr als nur ein Chor, denn wir sind Soundwerk!“ Viel Engagement, Liebe zur Musik und professionelle Anleitung führen mittlerweile zu einem Ergebnis, das aufhören lässt. Und das Leverkusener Vokalensemble hat noch viel vor.

Montagabends pünktlich um 19.15 Uhr geht es in den Proberaum hoch unterm Dach der städtischen Musikschule an der Friedrich-Ebert-Straße. 18 Sängerinnen und drei Sänger im Alter zwischen 30 und Ende 60 sind es an diesem Abend in den Sommerferien, einige sind verreist. Matthias Held, der den Chor seit zwei Jahren leitet, legt Wert auf intensive Proben und genaue Arrangements – um gute Ergebnisse zu erreichen, wenn es zu Auftritten vors Publikum geht.

Hoch die Arme recken, mit den Hüften wackeln, sich langsam wiegen. Nun das richtige Atmen, das Lockern der Gesichtsmuskeln. Aus ersten Zischlauten und Lauten entstehen dann Töne, die zu Gesang werden. Immer schön im Takt: Sing- und Klatschübungen mit wechselnden Takt-Längen. Ohne Konzentration geht da gar nichts, aber alle sind voll bei der Sache. Und am Ende fit, um ihre Hymne zu schmettern: „Soundwerk.“

Probe Soundwerk in der Musikschule Leverkusen

Gut vorbereitet kommen die Sängerinnen und Sänger zur Probe.

„Soundwerk“ sei eine Fabrik der guten Töne, erläutert Vorsitzende Andrea Humpe den Namen ihres gemischten Chores. Der ist 2016 aus den zuvor stadtbekannten „Jolly Jabber Singers“ hervorgegangen, die seit 1989 unter Leitung von Peter Jöris in Leverkusen ein breites Repertoire von Rock, Pop, Jazz, Gospel und Musical aufboten. Nach dem Auseinandergehen musste neu gestartet werden, so um die 16 Leute blieben der gemeinsamen Sache treu, aber: „Wir mussten ganz neu bei null angefangen“, erzählt Andrea Humpe.

Richtig Fahrt aufgenommen hat das „Soundwerk“ unter der Leitung von Matthias Held. Der aus Hagen stammende studierte Chorleiter hat in Skandinavien seinen „Master of innovative Vocal Leadership“ gemacht und ist eben nicht ein Taktstock-Schwinger alter Tradition, sondern ein experimentierfreudiger Motivator, der es bei allem Ehrgeiz vermag, die Begeisterung an der gemeinsamen Sache zu fördern.

Probe Soundwerk in der Musikschule Leverkusen mit Chorleiter Matthias Held

Die einzelnen Stimmlagen und Einsätze müssen stimmen. Chorleiter Matthias Held erwartet ganzen Einsatz.

Meist a cappella, also ohne Instrumentalbegleitung vorgetragen, sind die Chormitglieder ganz auf ihre Stimmen angewiesen. Da müssen die Töne und die Einsätze stimmen, damit das Werk seinen mitunter vierstimmigen Sound wahrt. „Ja, so funktioniert die Harmonie!“, feuert Held seine Ensemble-Mitglieder an, als der Refrain nach dem fünften Anlauf sitzt.

Die große musikalische Bandbreite hat sich der Chor erhalten und sich außerdem auf einige Experimente eingelassen. Im aktuellen Repertoire finden sich „It’s still Rock’n’Roll to me“ von Billy Joel ebenso wie „Engel“ von Rammstein, „Make you feel my Love“ von Adele oder „In der Bar zum Krokodil“ von den Comedian Harmonists. Und ständig kommen neue Stücke hinzu.

Probe Soundwerk in der Musikschule Leverkusen

Soundwerk probt ein neues Stück ein.

Es läuft eigentlich rund, sind sich die Teilnehmenden einig, die nur ein Problem plagt: der zu geringe Männeranteil. Wolfgang Jeschall und seine zwei männlichen Mitstreiter müssen nicht nur an diesem Abend ordentlich Gas geben, um ihren Bass nicht hinter all den Frauenstimmen untergehen zu lassen.

„Wolle“, der in Leverkusen jahrelang Frontmann der Band „Us d'r Fazung“ war und der jetzt auch noch im Kölner Chor „Volle Tönung“ singt, findet es sehr schade, dass der Gesang in einem gemischten Chor so wenig Anklang bei seinen Geschlechtsgenossen findet. „Das ist in Großstädten wie Köln nicht so das Problem, in Leverkusen aber schon seit langem.“ Da helfe auch kein gutes Zureden, denn hier mitzumachen erfordere schon andauernden Einsatz und Begeisterung. Dass sich noch Sänger finden können, den Glauben daran wollen sie nicht aufgeben. Lieber setzen sie darauf, mit eigenen Vorträgen zum Mitmachen zu motivieren.


Die nächsten Auftritte

Die nächsten Auftritte von Soundwerk sind am 11. August beim Sommerfest im Opladen Wohnheim Haus Upladin, am 20. August bei der Finissage einer Ausstellung zum Thema Bäume in der Villa Römer und am 29. Oktober in einem gemeinsamen Konzert mit dem Chor „Volle Tönung“ in Köln-Ehrenfeld. Für den März kommenden Jahres plant Soundwerk ein eigenes Konzert im Schlebuscher Sensenhammer.

Soundwerk probt montags von 19.15 bis 21.30 Uhr in der Musikschule Leverkusen; Treffpunkt zu Beginn ist der Eingang vom Hinterhof. Weitere Infos unter www.chor-soundwerk.de