Die Stadt Leverkusen bereitet sich auf eine bald bevorstehende Großbaustelle unter der Stelze vor.
Leverkusener StelzenparkplatzWehe, wenn die Bausubstanz für marode erklärt wird
Die Stadt Leverkusen gibt am Freitag, 17. Januar, eine Pressemitteilung heraus, in der sie ankündigt, sich auf eine womöglich schon sehr bald bevorstehende Großbaustelle an der Stelze vorzubereiten. Hintergrund ist: Der Zustand der Stelze könnte sich schon bald als so unsicher herausstellen, dass dort sofort eine große Baustelle eingerichtet werden müsste.
Die Autobahn GmbH lässt aufgrund der Erfahrung mit der unvorhergesehen eingestürzten Carolabrücke in Dresden ein Gutachten anfertigen, wie es um den Bau steht. Der Einsturz der alten Brücke aus DDR-Zeiten in Dresden hat die Behörden aufgeschreckt, alle ähnlich konstruierten Bauwerke lässt man jetzt prüfen, auch die Stelze. Das Ergebnis wird im zweiten Quartal erwartet.
Offenbar fürchtet die Stadtverwaltung, dass „sehr kurzfristig umzusetzende Maßnahmen zur Sicherung“ nötig werden. Eine deutliche Vorwarnung, dass es um die Betonstelze aus den 1960er-Jahren besonders schlecht steht, hab die Stadtverwaltung aber nicht bekommen, sagt Oberbürgermeister Uwe Richrath auf Anfrage.
Stelze: Eine Sperre des Parkplatzes ist bald möglich
Dennoch: Eine mögliche sofortige Sperrung des Parkplatzes unter der Autobahn ist denkbar, wenn es ganz übel käme. In diesem Fall müsste die Autobahn GmbH kurzfristig Stahlstützen, vielleicht eine Art Baugerüst, unter der Autobahn installieren, etwas in der Art ist denkbar. Kommt das, ist es wahrscheinlich, dass dort niemand mehr parken dürfte.
Die Parkplätze unter der Autobahn sind nicht nur beliebte, weil kostenlose Auto-Stellplätze. Bei Heimspielen werden sie den Bayer-04-VIP-Fans zum Parken und als Abstellmöglichkeit für Fanbusse zur Verfügung gestellt. Hinzu kommt: In mehreren Baugenehmigungen sollen Stellplätze auf der Fläche unter der Autobahn eingetragen sein, zum Beispiel für das Kinopolis und das Rathaus.
In der kommenden Ratssitzung will man deshalb die einstmals beschlossene komplette amtliche Verweigerungshaltung der Stadtverwaltung gegenüber der Autobahn GmbH in Bezug auf den Autobahnausbau aufweichen. Baudezernentin Andrea Deppe soll per Beschluss ermächtigt werden, mit der Autobahn GmbH direkte Absprachen treffen zu dürfen, mit dem Ziel, „insbesondere für die Anwohnenden verträgliche Lösungen auszuhandeln“, wird Oberbürgermeister Uwe Richrath zitiert. Er kündigt eine „umfassende Informationsstrategie“ an.
Weiter heißt es: „Parallel dazu finden aktuell Gespräche zwischen der Stadt Leverkusen, der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH und der Politik statt, um im Falle zeitnah nötiger Sicherungsmaßnahmen unter der Stelze schnell handlungsfähig zu sein.“ Bayer 04 treibt seit Jahren eine große Planung, teils gemeinsam mit der Stadtverwaltung, intensiv voran, allerdings ohne, dass die Leverkusener Bürger darüber bisher offiziell informiert wurden. Auch der „Arbeitskreis Autobahn“ (AK) tagte am Donnerstag nicht öffentlich und beschäftigte sich auch mit den Themen Stelze, Bayer 04 und Parkplätzen.
Bayer 04 informiert in nicht-öffentlicher Sitzung
Ein Bayer-04-Vertreter informierte den Arbeitskreis über den Stand der Dinge aus Sicht der Fußball GmbH. In einer Vortragsfolie mit dem Titel „Planung zur Absicherung kurzfristiger Maßnahmen BAB angelaufen“ will man als erste Maßnahme zwei Jugend-Fußballplätze des SC Leverkusen (800 Mitglieder) an der Tannenbergstraße komplett mit Parkplätzen belegen. Das Grundstück will Bayer 04 der Stadt abkaufen. Dort sollen künftig die VIPs aus den Stadionlogen und womöglich Medienleute parken, an anderen Tagen können ihn alle nutzen – wie bisher.
Der vertriebene SC Leverkusen soll auf den alten, viel kleineren Platz des Ballspielvereins Wiesdorf im Stadtpark umziehen. Der liegt zwar im Landschaftsschutzgebiet, dennoch soll der alte Aschenplatz einen Kunststoffrasen bekommen. Ein Gebäude mit Kabinen und Duschen soll gebaut werden, Architekten sollen Pläne dazu fast fertig haben. Verwunderlich ist das, weil aus einer Bezirkssitzung der Satz eines Verwaltungsmitarbeiters überliefert ist, dass man da nicht einmal eine Sitzbank hinstellen dürfe.
Es soll ein Vorschlag der Autobahn GmbH gewesen sein, die Zufahrt zu den neuen Parkplätzen über die Straße Am Stadtpark (heute Fahrradstraße) und den Radweg zwischen der Realschule und der Dhünn zu legen. Über die Straße gehen aber nicht nur 3000 Kinder zu ihren Schulen, notwendigerweise müsste eine neue richtige Straßenbrücke über die Dhünn gebaut werden, viel mehr als doppelt so breit wie die heutige. Dagegen hat sich schon Widerspruch geregt.
Das klingt alles nach Eile. Die Leverkusener CDU sorgt sich nach all diesen Informationen um den Fortbestand des Dampfbahn-Vereins im Stadtpark und schlägt vor, die Eisenbahner auf das heute umzäunte und Waldgrundstück neben dem Calevornia zu verlegen. Nur: Auch dort ist ein Landschaftsschutzgebiet.
Klage wird vorbereitet
Parallel zu den Entwicklungen im Umfeld der Autobahn hält Leverkusen weiter am Ratsbeschluss fest, Klage gegen den übergroßen Ausbau der Megastelze anzustrengen, sobald die Autobahn GmbH ihre Pläne für die Megastelze vorstellt. Das bekräftigen sowohl das Bündnis „keinen Meter mehr!“ als auch der Oberbürgermeister Uwe Richrath.(rar)