Die Elternvertretung will herausfinden, welchen Betreuungsbedarf Eltern wirklich haben, um die knappen Ressourcen besser zu nutzen.
Noch bis Freitag teilnehmenHohe Beteiligung an Umfrage zum Kita-Notstand in Leverkusen
Mehr als 1200 Familien haben bereits an der Befragung des Stadtelternrates zur Betreuung teilgenommen. „Es freut uns sehr, dass bereits so viele Eltern an unserer Umfrage teilgenommen haben“, sagt Anja Brandl, SER-Vorsitzende. Die Umfrage sei dadurch bereits als repräsentative einzustufen und könne somit den Stimmen der Familien Gehör mehr Gehör verschaffen. Mit der Aktion reagiert der Stadtelternrat auf die Betreuungsmisere in der Stadt, die sich nun auch in neuen Zahlen ausdrückt.
22,3 Tage im Jahr sind Leverkusener Kitas durchschnittlich geschlossen. Wer nun meint, das bekomme man als Elternteil mit einem normalen Jahresurlaub gut aufgefangen, hat weit gefehlt. Denn das sind die vom Statistischen Landesamt NRW ermittelten Tage, die zusätzlich zu den offiziellen Schließtagen wie den dreiwöchigen Sommerferien, der Weihnachtswoche, Konzeptions- und Brückentagen hinzukommen. Jene Tage, die die Einrichtungen aufgrund von Urlaub, Krankheit oder Fortbildungen der ohnehin knappen Fachkräfte außerordentlich und häufig kurzfristig schließen müssen.
Damit liegt Leverkusen in NRW-Vergleich im oberen Bereich. Das Statistische Landesamt hat Meldungen von März 2022 bis März 2023 verglichen. Durchschnittlich waren die Kitas im Land an 20,5 Tagen geschlossen, am seltensten in Bottrop (16,5 Tage) am häufigsten in Aachen (24,4). Klar zu erkennen ist ein Aufwärtstrend im Vergleich zum Vorjahr: In Leverkusen waren es von März 2021 bis März 2022 im Schnitt 19,1 Tage und damit mehr als drei Tage weniger als im Folgejahr.
Ein Zustand, der berufstätige Eltern immer mehr in die Verzweiflung treibt. Der Stadtelternrat will nun mit einer Umfrage versuchen, zumindest Linderung zu verschaffen. Bereits 2018 hatte die Vertretung aller Eltern mit Kindern in Tagespflege oder Kita im Kinder- und Jugendhilfeausschuss den Antrag gestellt, dass im Rahmen der Jugendhilfeplanung der konkrete Betreuungsbedarf inklusive spezieller Wünsche und Bedürfnisse bei den Eltern abgefragt wird, um die vorhanden Plätze besser nutzen zu können. „Nach wie vor fehlt diese Datenbasis“, klagt Anja Brandl, neu gewählte Vorsitzende des Stadtelternrats und ergänzt: „Wenn das Jugendamt es nicht tut, machen wir es eben selbst.“
45-Stunden-Platz wird empfohlen
Die Stadt argumentierte jüngst im Kinder- und Jugendhilfeausschuss, dass man anhand der Anmeldungen im städtischen Kitaplaner bereits einen guten Überblick über die Nachfrage habe. Das sei aber zu kurz gedacht, entgegnete Sarah Kinzel als beratendes Ausschussmitglied des Stadtelternrates: „In jeder Kita wird einem an der Pforte gesagt: Kreuzen Sie die 45 Stunden an, dann sind die Chancen besser, einen Platz zu bekommen.“ Deswegen sei es kein Wunder, dass die meisten Eltern diesen Vollzeitplatz angeben. Viel wären aber auch mit weniger Stunden zufrieden, vor allem, wenn man sie flexibler aufteilen könnte.
Das genau möchten die Elternvertreter nun wissen: Wie viele Stunden Kinderbetreuung pro Woche brauchen Eltern wirklich und in welcher Zeit? Angesichts der nach wie vor bestehenden Lücke von 1056 fehlenden Betreuungsplätzen im Kitajahr 2024/25, dem akuten Fachkräftemangel und der Tatsache, dass nicht einmal bestehende Betreuungsverträge durchgängig erfüllt werden können, sei es umso dringender, die verfügbaren Ressourcen besser an den Bedarf anzupassen.
„Für uns als Elternvertretung ist es ein zentrales Anliegen, die Betreuungssituation in Kindertageseinrichtungen in Leverkusen zu verbessern. So kann es nicht weitergehen. Es bedarf dringend Lösungen für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen“, erklärt Brandl.“ Auch bestehende Kräfte müssen vor Überlastungen geschützt werden, indem das Angebot endlich passgenauer wird. Wir können es uns in heutigen Zeiten nicht erlauben, dass Eltern Plätze annehmen müssen, deren Stundenumfang sie überhaupt nicht brauchen.“
Zur Teilnahme aufgerufen sind alle Eltern von aktuellen und explizit auch von zukünftigen Kitakindern. Die Umfrage ist online verfügbar unter https://forms.gle/6ejCuHbrQ2e5Ejis9 und endet am Freitag, 15. März 2024.