Der Bunker an der Niederfeldstraße soll in das geplante „Businessquartier“ einbezogen werden.
Wiesdorfer WestenLeverkusener Stadtteilgesellschaft kauft Bunker
An der Ostseite des Bunkers an der Niederfeldstraße befinden sich die vielleicht letzten noch gut sichtbaren Granaten-Einschusslöcher Leverkusens. Jetzt kann man die Abplatzungen noch besser sehen, denn die SWM (Stadtteilentwicklungsgesellschaft Wiesdorf-Manfort) rodet zurzeit rund um das Gebäude das Gestrüpp. Die SWM hat den Bunker gekauft. Bald soll es einen städtebaulichen Wettbewerb für die Gegend zwischen Sankt Antonius, Kreuzhof und Niederfeldstraße geben, mit dem will man Ideen bekommen, wie das Gebiet großflächig aufgeteilt und bebaut werden kann, damit dort hinterher ein begehrter Wirtschaftsstandort daraus wird.
Der Name des Projekts heißt jetzt Businessquartier und die SWM gibt sich optimistisch, dass ihre Planung auch ein Erfolg wird. SWM-Geschäftsführer Björn Krischick wird in einer Mitteilung zitiert: „Die Fläche bietet großartiges Potenzial. Daher erfolgte der Ankauf als Investition in die Zukunft.“ Auf 9000 Quadratmetern nahe am Werk, aber auch nahe am Rheinufer und an der Autobahn sollen dort acht bis zehn „Bürovillen“ entstehen.
Den Bunker, der denkmalgeschützt ist, will man irgendwie integrieren. Ein Teil des Plangebiets liegt innerhalb der „heißen“ Seveso-Zone um den Chempark, der Bunker liegt gerade soeben außerhalb. Dort wären also auch Wohnungen möglich, die sind aber offenbar nicht geplant. Ob es möglich ist, dass man Fenster ausschneidet, oder ob der Bunker aufgestockt werden kann, müsse der Wettbewerb zeigen, sagt SWM-Sprecherin Katrin Rehse.
Geplant wird in der Gegend seit Jahrzehnten, spätestens seit der Landesgartenschau 2005 - bisher ohne sichtbaren Erfolg. Zuletzt 2021, als das Planungsamt sogar schon Vorentwürfe zur Abstimmung ins Internet gestellt hatte. Die Sache verlief im sprichwörtlichen Sand. Das nicht nur, weil sich sofort nach dem Bekanntwerden der Baupläne Gegner aus der Nachbarschaft und Naturschützer zu Wort gemeldet hatten, die etwas gegen eine große Baustelle im Hinterhof hatten. Coronabedingt gab es kaum Mitsprachemöglichkeiten für Bürger, auch das wurde damals bemängelt. Jetzt hat die Stadtteilentwicklungsgesellschaft das vormals schwierige Gebiet in Arbeit, sie muss sich noch weniger mit Transparenz gegenüber der Nachbarschaft beschäftigen.
Das wird auch daran deutlich: Einen politischen Beschluss vor dem Bunkerkauf musste die SWM nicht einholen; sie ist zwar eine städtische Tochter und gibt Geld aus, das letztlich aus der Stadtkasse kommt, aber sie kann relativ frei schalten und walten. Der Aufsichtsrat sei in die Entscheidung natürlich einbezogen gewesen, betont Katrin Rehse. Im Aufsichtsrat sitzen Politikerinnen und Politiker aus allen Ratsfraktionen.
So gesehen dürfte eine mögliche Verwirklichung des neuen Viertels mit den Bürovillen und dem Bunker noch in der Ferne liegen. Bis dahin bleibt der Bunker im Businessquartier wahrscheinlich auch weiterhin ein beliebtes Quartier für Obdachlose. Denn alle Versuche, die massiven Bunkertüren so zu sichern, dass niemand mehr hineinkommt, waren nicht erfolgreich. Zu beliebt scheint die dunkle, aber trockene Schlafgelegenheit. Viel Müll vor den Eingängen, den Generationen an Obdachlosen dort hinterlassen haben, zeigen das. Immer wieder musste die Feuerwehr im Bunker löschen, weil jemand ein Feuerchen entzündet hatte, zuletzt im April 2024. Dem denkmalgeschützten Stahlbeton-Klotz hat das bisher nicht geschadet, zu dick sind die Mauern, als dass die Bausubstanz ernsthaft Schaden genommen hätte. Auch im verworrenen Inneren des fensterlosen Baus findet man überall Spuren von Bewohnern. An einer der aufgebrochenen Türen steht: „I hate Schule.“
Der zweigeschossige denkmalgeschützte Hochbunker wurde von November 1941 bis Mai 1944 erbaut. Am 12. März 1945 starben auf der östlichen Bunkerseite sieben Kinder beim Spielen, 13 wurden schwer verletzt. Ungeklärt blieb, ob das eine fehlgeleitete Granate der Deutschen war, denn die Amerikaner lagen auf der anderen Rheinseite und hätten nicht dahin schießen können, aus der Stellung am Kurtekotten aber schon.
Nach dem Krieg blieb der Schutzraum zuerst in staatlicher Hand. Bis 1994 nutzte ihn der Zivilschutz als Lager. Seither steht der Bunker leer. Die SWM habe ihn von einer Privatperson gekauft, heißt es.