Pharma-AG in LeverkusenTrotz Rücktritt ist Wilhelm Zours bei Biofrontera so stark wie nie

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Die studierte Genetikerin Helge Lubenow hat den Vorsitz des Aufsichtsrates von Biofrontera übernommen.

Die studierte Genetikerin Helge Lubenow hat den Vorsitz des Aufsichtsrates von Biofrontera übernommen. Ihr Vorgänger Wilhelm Zours hat aber über Aktien so viel Einfluss wie noch nie.

Nach der Ausgabe neuer Aktien hält Zours’ Deutsche Balaton gut 61 Prozent der Anteile beim Ameluz-Hersteller. Maruho wendet sich ab.

Jetzt ist die vor zwei Monaten beschlossene Kapitalerhöhung bei Biofrontera amtlich – und der Großaktionär so stark wie nie: Die von Biofronteras gerade zurückgetretenem Chefaufseher Wilhelm Zours gelenkte Deutsche Balaton AG habe jetzt einen Anteil von 61,2 Prozent, berichtet das Unternehmen. Der alte Zours-Rivale, der japanische Pharmaspezialist Maruho, hat bei der Neuemission offenbar nicht gekauft und damit seinen Anteil an Biofrontera deutlich zurückgefahren: Ausweislich einer Stimmrechtsmitteilung vom Dienstag beträgt der Anteil nur noch knapp 14,8 Prozent – davor war Biofronteras Kooperationspartner in der Forschung mit gut 29,5 Prozent zweitgrößter Aktionär in Manfort.  

Die Manforter Pharma-Aktiengesellschaft hat nach der erfolgreichen Platzierung von mehr als drei Millionen neuen Aktien ihr Grundkapital verdoppelt. Gut sechs Millionen Euro stehen jetzt auch im Handelsregister. Die neuen Anteilsscheine wurden für 1,10 Euro verkauft. Möglich war das erst nach einem Kapitalschnitt: Der Börsenkurs von Biofrontera hatte monatelang unter dem Minimum gelegen, das man für die Ausgabe neuer Aktien braucht – ein Euro. 

Aktien-Angebot war deutlich überzeichnet

Brutto habe der Hersteller des Hautkrebsmittels Ameluz rund 3,3 Millionen Euro eingenommen, hieß es. „Die Emission der neuen Aktien wurde vom Kapitalmarkt mit großem Interesse aufgenommen, welches durch eine deutliche Überzeichnung bestätigt wurde“, sagte Biofronteras Vorständin Pilar de la Huerta. Daran habe indes Hauptaktionär Zours großen Anteil, unterstrich de la Huerta. Der frühere Chef des Aufsichtsrats habe die Transaktion durch die Zusage, bis 1,6 Millionen Aktien selbst zu kaufen, wesentlich befördert.  

Das frische Geld „ermöglicht es uns, unsere Konzernstrategie weiterzuverfolgen, um das Europageschäft zu stärken und die Abhängigkeit von den US-Lizenzeinnahmen sukzessive zu reduzieren“, ergänzte de la Huerta. Das bisher mit Abstand wichtigste US-Geschäft wird in diesem Jahr absehbar schwierig: Die inzwischen selbstständig Biofrontera Inc. hatte seine Lager mit der Hautkrebssalbe Ameluz gefüllt und will den Bestand zunächst einmal abbauen. Neue Bestellungen erwartet die ehemalige Leverkusener Muttergesellschaft erst im Herbst.

Das soll aber reichen, um „zumindest das Ebit-DA-Niveau von 2023 wieder erreichen zu können“, so de la Huerta mit Blick auf das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen. „Zudem werden die Erweiterung des Portfolios und die Steigerung unserer Präsenz in weiteren Märkten unsere nächsten Schritte sein, wodurch wir die positive Entwicklung der Biofrontera weiter vorantreiben.“

Die neuen Aktien können übrigens erst an der Börse gehandelt werden, nachdem die ordentliche Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2023 absolviert ist. Das soll im Spätsommer sein. Biofrontera wurde 1997 von Hermann Lübbert gegründet. Der Professor ist nach einem jahrelangen Machtkampf mit Wilhelm Zours inzwischen Chef der abgespaltenen Biofrontera Inc. in den USA.

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