Nach CoronaViel mehr Übernachtungen in Leverkusen – doch das Personal fehlt
Leverkusen – Die Lage in Leverkusens Hotels normalisiert sich langsam wieder – jedenfalls, was die Zahl der Übernachtungen angeht. Im ersten Halbjahr zählten die Statistiker des Landes rund 75.000, das sind 82 Prozent mehr als in der ersten Jahreshälfte 2021, in dem monatelang ein Beherbergungsverbot die Hotelbranche lähmte.
Ein Blick auf den Juni 2021 zum Beispiel zeigt, dass vor allem kaum noch ausländische Gäste Quartier in Leverkusen nahmen: 687 bedeuteten einen Rückgang von 40 Prozent. Insgesamt gab es in dem Monat 8350 Übernachtungen in der Stadt.
Die Entwicklung des ersten Halbjahres sei für das Hotel- und Gaststättengewerbe eine gute Nachricht – „vor allem auch für die Beschäftigten“, kommentierte am Donnerstag Manja Wiesner, Geschäftsführerin der NGG-Region Köln. Doch zweieinhalb Pandemie-Jahre hätten die Lage fundamental verändert. Den Unternehmen gelinge es kaum, genug Personal für die wachsende Arbeit zu finden, beobachtet man bei der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten.
Große Probleme, Personal zu finden
Dass es für Hoteliers und Kneipiers noch schwerer sei als für andere, Fachkräfte zu finden, liege vor allem an den Arbeitsbedingungen, urteilt Wiesner. So klagen im Ausbildungsreport des nordrhein-westfälischen DGB 80 Prozent der angehenden Hotelfachleute und 60 Prozent der Azubis in der Küche, regelmäßig Überstunden machen zu müssen. Das sei ein Spitzenwert.
Wer im Gastgewerbe arbeite, erfahre oft erst am Vortag vom Chef, dass er einspringen soll: zum Beispiel, weil sich die Wettervorhersage geändert hat und ein Ansturm auf den Biergarten erwartet wird. „So kann aber niemand seinen Alltag planen – schon gar nicht, wer Kinder hat“, so Wiesner. Nach ihrer Einschätzung ist ein erheblicher Teil der rund 2700 Menschen, die das Gastgewerbe in Leverkusen laut Arbeitsagentur beschäftigt, von dieser „Arbeit auf Abruf“ betroffen.
Um Arbeitszeit und Dienstplanung fair zu regeln, sollten sich die Betriebe zu tariflichen Standards bekennen. Dort, wo es einen Betriebsrat gebe – etwa in Hotelketten oder in der Systemgastronomie – könnten sozialverträgliche Lösungen mit der Arbeitnehmervertretung gefunden werden.
In einem entscheidenden Punkt seien Hotels und Gaststätten als Arbeitgeber bereits attraktiver geworden: Die Löhne in der Branche sind nach dem aktuellen Tarifvertrag für Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr um bis zu 28 Prozent gestiegen. Jetzt komme es darauf an, dass die Firmen den Tariflohn auch zahlen – „und bei den Arbeitsbedingungen nachlegen“, so Wiesner.