Die Macher des Start-Festivals der Bayer-Kultur ziehen ein Fazit.
„Interessieren und nicht nur gefallen“Worauf die Bayer-Kultur beim Start-Festival achtet
Christoph Böhmke ist zufrieden. Der Leiter des Start-Festivals der Bayer-Kultur schaut auf die kürzlich zu Ende gegangene vierte Auflage des Festivals mit 24 Konzerten in Leverkusen, Berlin, Eisenach und Wuppertal zurück. 10.000 Besucherinnen und Besucher habe man gezählt.
„Die Menschen nehmen das Produkt an, der Zuspruch ist da“, sagt Böhmke im Gespräch mit dem „Leverkusener Anzeiger“. Einige Veranstaltungen seien ausverkauft gewesen. Wobei es Böhmke und sein Team nicht nur als Hauptaufgabe verstehen, das Erholungshaus vollzumachen. Es gehe eher darum, ein Programm zu entwickeln, das die Leute „interessiert, und nicht nur gefällt“. Sicher verstöre das eine oder andere auch mal: „Aber ich finde das gerade cool.“
Zwar dürften beim Start-Festival auch Stars nicht fehlen, wie in diesem Jahr zum Beispiel Ute Lemper. Aber es gehe darum, den Menschen in ihrem Kunstschaffen Freiraum zu geben. „Es geht eher darum, was sich verfangen könnte und nicht, was sich verkauft.“ Deshalb müsse und wolle sich das von der Bayer-Kultur finanzierte Festival auch nicht beschränken, was die Genres angehe.
In diesem Jahr traten unter anderem das Bundesjugendballett, Ute Lemper, die Tubisten Andreas Martin Hofmeir (mit dem Bayer Blasorchester) und Joshua Williams (Start-Akademist), Pianist Giorgi Gigashvili (mit den Bayer-Philharmonikern), Philippe Kratz und das Nouvo Balletto di Toscana und die polnische Singer-Songwriterin Mary Komasa auf. Auch das Einbinden von Kindern gehört für das Bayer-Kultur-Team dazu.
Mary Komasa hatte von der Bayer-Kultur den Kompositionsauftrag erhalten, die Kunstlieder von Frédéric Chopin in ihre Musik zu übersetzen. Wie, das habe man ganz der Künstlerin überlassen. Und mit dem Erholungshaus habe man „einen geschützten Raum“, um Dinge auch einfach einmal auszuprobieren. Bei den Künstlern komme das gut an, sagt Carolin Siebert, bei der Bayer-Kultur für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Mary Komasa habe sich extra dafür bedankt, bei der Umsetzung nicht eingesperrt gewesen zu sein. „Weil man woanders immer nach Verwertbarkeit schaut“, ergänzt Christoph Böhmke.
Die Werksensembles wie das Blasorchester oder die Philharmoniker zu integrieren, gehört für Böhmke ebenso zu Konzept wie das Einbinden der Start-Akademisten von Bayer. „Wie kriegen wir die Akademisten vernetzt?“, sei ein Gedanke bei der Programmplanung. Die Dirigentin Bar Avni, der Tubist Joshua Williams, der Pianist Giorgi Gigashvili – sie alle profitieren von der Start-Förderung von Bayer und treten im Rahmen des Start-Festivals auf. Man habe einen Pool an Leuten über dieses Netzwerk, so Böhmke, der aber auch versucht, „die Brille des Publikums“ anzuziehen. Denn letztlich müsse sich auch die Bayer-Kultur immer wieder aufs Neue fragen, ob das, was sie auf die Beine stellt und was Geld koste, gerechtfertigt sei.
Und immer wieder bringe das Festival unbekanntere Perlen hervor. Böhmke: „Das Publikum bekommt Dinge zu sehen, die sie sonst nicht bekommen.“ Schließlich würden einige Aufführungen so nur auf dem Festival gezeigt. Eine dieser Perlen war für den Festival-Leiter der Auftritt des in Leverkusen aufgewachsenen Tänzers und Choreografen Philippe Kratz.
Carolin Siebert bleibt besonders der Auftritt von Beatrice Berrut in der „Lounge Night“ in Erinnerung. Während die Pianistin gespielt hat, lagen die Zuschauerinnen und Zuschauer im Erholungshaus auf Yoga-Matten um die Künstlerin herum. „Man hat die Vibration des Flügels gespürt“, erinnert sich Siebert. Und die Emotionen der Künstlerin seien durch die Nähe im Gesicht sichtbar gewesen.
Das Programm für 2025 steht bereits. „Wir werden Weltstars hier haben“, verspricht Christoph Böhmke. Unter anderem das „Vision String Quartet“ und das Kammerorchester „Academy of St Martin in the Fields“ werden auftreten.