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OrtsterminWas neuen Fahrradstraßen in Leverkusen im Weg steht

Lesezeit 3 Minuten
Conchita Laurenz, Leiterin der Abteilung Verkehrslenkung und -sicherung, steht mit Stadtverordneten auf der Kolberger Straße.

Ob sie wirklich eine Fahrradstraße werden kann, muss sich auf der Kolberger Straße noch erweisen. Conchita Laurenz (Mitte) führte Stadtverordnete zu den Problemzonen.

Regeln über Regeln: Auf der Kolberger Straße wird deutlich, wie schwer es ist, Radler zu bevorzugen.

Es sind nur ein paar hundert Meter. Aber die haben es in sich: Conchita Laurenz kommt am Montag auf der Kolberger Straße kaum voran. Die Ost-West-Verbindung zwischen Quettinger und Lützenkirchener Straße wäre ideal für Radler, um Opladen und Quettingen besser zu erschließen. Aber die Leiterin der Abteilung Verkehrslenkung und -sicherung im Rathaus hat auf der ziemlich wenig befahrenen Querstraße erstaunlich viele Hindernisse für eine Fahrradstraße entdeckt. Auf die weist sie zahlreiche Mitglieder des Stadtrats hin, die Begehung zieht sich an diesem regnerischen Nachmittag.

Es fängt schon damit an, dass man Radler an der Lützenkirchener sicher auf die gegenüberliegende Straßenseite bringen muss. Eine Bushaltestelle an der Einmündung macht es unübersichtlich – vor allem aber ist die Lützenkirchener eine vielbefahrene Straße. Die Lösung könnte ein Mini-Kreisel sein, sagt Straßenplanerin Svenja Gest.

Das nächste Problem ist die Rechts-vor-Links-Regel auf der Kolberger Straße. Für den Autoverkehr ist das auf einer so schmalen Straße die Methode der Wahl, um das Geschehen zu beruhigen. Radfahrer behindert das eher. „Abbremsen, wieder in die Pedale treten“, beschreibt Alexander Lünenbach das Problem. Der Umweltdezernent ist selbst viel mit dem Rad unterwegs. Ob es aber sinnvoll ist, zugunsten der Radler auf die beruhigende Vorfahrtsregel zu verzichten, ist fraglich.

Stadtverordnete stehen an der Kreuzung der Kolberger mit der Feldstraße.

Die Kreuzung der Kolberger mit der Feldstraße ist schwierig. Womöglich bekommen Radfahrer Vorrang an der Ampel.

Heikler ist wahrscheinlich etwas Anderes: Die Kolberger Straße ist nicht sonderlich breit. Und ein erheblicher Teil der Fläche ist Parkstreifen. „Da müssten etliche Parkplätze weg“, sagt Conchita Laurenz. Was Anwohner, die ein Auto haben, gegen den Umbau ihrer Straße einnehmen dürfte. Da macht sich Umweltdezernent Lünenbach nichts vor. Die nächste Schwierigkeit in diesem Zusammenhang: Schräg-Parktaschen sollte es an einer Fahrradstraße nicht geben – zu unübersichtlich für Autofahrer. Auch die müssten also weg an der Kolberger Straße.

Vorrang an der Ampel für Radler?

Nächste Problemzone: die Kreuzung Kolberger/Feldstraße. Dort steht zwar eine Fußgängerampel, aber die reagiert nur auf Knopfdruck. „Das macht kein Radfahrer“, weiß Lünenbach. Die Lösung: eine Vorrangschaltung für sich nähernde Radler, die über eine Induktionsschleife ausgelöst wird. Dass so etwas den Autoverkehr beeinträchtigt, fällt nicht nur Andreas Keith (AfD) auf. Auch Grünen-Fraktionschefin Claudia Wiese weiß, dass man keine Verkehrswende machen kann, die niemandem weh tut.

Für Lünenbach ist aber klar: „Eine Fahrradstraße ist kein Mittel, Autos zu verdrängen. Wir wollen Akzeptanz.“ Wiese sieht das ein bisschen anders. Da müsse man sich ehrlich machen. Lünenbachs These erscheint ihr als Erklärung für das eher zögerliche Vorgehen der Stadtverwaltung nicht nur bei der Ausweisung von Fahrradstraßen, sondern auch bei anderen Bestandteilen des Mobilitätskonzeptes 2030 plus. „Wir würden uns insgesamt mehr Wumms wünschen.“

Busse sind eigentlich fehl am Platz

Zurück zur Feldstraße: Dort biegt der Bus auf die Kolberger Straße ab. Auch das ist nicht die reine Lehre. Auf Fahrradstraßen sollte es keinen Öffentlichen Nahverkehr geben. Auch, weil der Bus im Zweifelsfall langsam zwei Radlern folgen muss, die dort nebeneinander fahren. Weil dort nur eine Linie verkehrt, sei das aber hinnehmbar, sagt Conchita Laurenz. Das sehe man auch bei der Bezirksregierung so.

Aus Köln, das zeigt sich bei der Begehung, kommen ziemlich viele Vorgaben, die einen Umbau zur Fahrradstraße nicht eben einfacher machen. Zum einen hat die Bezirksregierung mangels Regeln in der Straßenverkehrsordnung feste Ansichten dazu entwickelt, wie eine Fahrradstraße auszusehen hat, die ihren Zweck erfüllt.

Ein paar Meter entfernt vom Sitz in der Zeughausstraße ist eine weitere Regel erlassen worden, die Leverkusens Stadtverwaltung das Leben auch nicht erleichtert: Das Kölner Verwaltungsgericht hat geurteilt, dass zunächst mal eine Verkehrszählung gemacht werden muss, bevor man überhaupt über die Einrichtung einer Fahrradstraße nachdenken kann. Bei dieser Erhebung muss herauskommen, dass Radler die Hauptnutzer einer Route sind. Auf der Kolberger Straße wurde am Montagnachmittag kein einziger Radfahrer gesehen. Der Weg dürfte lang werden zu weiteren Fahrradstraßen in Leverkusen.