Weltgrößte KunststoffmesseLeverkusener Chempark-Firmen präsentieren Neuheiten
Orange ist das neue Schwarz. Den Spruch kann man nur gut finden in der einst sich selbst so bezeichnenden „Farbenstadt“ Leverkusen. In Düsseldorf hat Lanxess ihn an seinen Messestand geschrieben. Der Spezialchemiekonzern darf auf der größten Kunststoffmesse der Welt natürlich nicht fehlen.
Was es mit den farbenfrohen Bauteilen auf sich hat, kann Axel Tuchlenski schnell erklären: Im Motorraum eines Elektroautos ist es ganz wichtig, Leitungen deutlich zu kennzeichnen. Die stromführenden Teile werden extrem heiß – von der Spannung gar nicht zu reden.
Wer da falsch zugreift, gefährdet sich und andere. Es ist aber nicht einfach, Bauteile zu entwerfen, die solchen Belastungen standhalten. Selbst die Spezialisten bei Lanxess haben ein Jahr gebraucht, um eine passende Rezeptur zu finden: Das durchgefärbte Material muss 10 000 Stunden seine Farbe behalten. Diese Lebensdauer wird bei einem Elektroauto unterstellt. „Schwarzer Kunststoff hat die Tendenz, grau zu werden“, sagt Tuchlenski. Solche Verfärbungen will man bei dem neuen Material nicht haben. Auch nach vielen Jahren nicht.
Bewegung ist das Thema
Es dreht sich überhaupt viel um die Mobilität von morgen: Bei Lanxess, noch deutlicher aber bei Covestro. Der Kunststoff-Konzern macht auf der Messe einen großen Aufschlag. Während Lanxess sich und seine Neuheiten auf 700 Quadratmetern zeigt, nimmt Covestro 1400. Das Unternehmen hat viel zu erzählen und zu zeigen: Ein sehr großzügiger Auto-Prototyp nimmt nicht nur das Elektro-Zeitalter vorweg, sondern auch das des autonomen Fahrens.
Fahrer und Beifahrer können ihre Sitze umdrehen und sich den Passagieren im Fond zuwenden. In der Mitte steht ein Tisch, was keine Kunst ist, so ohne Antriebsstrang am Boden.
Covestro sucht dringend personal – Arlanxeo bildet künftig selbst aus
Covestro hat eine eigene Theke auf der Kunststoffmesse aufgebaut. Die Chemiefirma will sich dort als vielfältiger Arbeitgeber präsentieren, der zwar auch, aber eben beileibe nicht nur Chemikanten sucht. Das Unternehmen wird digital – und das biete etwa Informatikern enorme Möglichkeiten. „Du kannst bei uns eine Fernsteuerung für ein Werk bauen. Das möchten wir den Leuten klar machen“, sagt Helge Kroll aus der Personalabteilung des Kunststoff-Konzerns.
Die Klima-Debatte verändere auch die Fragen, die mögliche Bewerber ans Unternehmen haben, so Kroll. Es gehe mehr um Umweltschutz, Recycling und Energieverbrauch. Der Personaler findet kritische Fragen eher gut: „Wer bei uns mitmacht, kann eine ganze Industrie verändern.“
Arlanxeo, die ehemalige Kautschuk-Sparte von Lanxess, hat ebenfalls Personalbedarf. Im Forschungslabor in Leverkusen gebe es inzwischen eine ganze Reihe junger Leute, sagte am Donnerstag Matthias Gotta, Chef der Spezialkautschuk-Abteilung. Nächstes Jahr will die Firma, die jetzt komplett dem Ölkonzern Saudi Aramco gehört, erstmals eigene Azubis einstellen. 20 künftige Chemikanten werden gesucht. (tk)
„Wir glauben, dass sich Autos bald mehr durch ihren Innenraum differenzieren als durch den Antrieb“, sagt Jens Joschek von Covestro. Das ist durchaus mutig – aber frech darf man sein bei der Bayer-Abspaltung. Deshalb spricht Joschek von „veganem Leder“, als er auf den Kunststoff-Sitzbezug im Prototyp deutet.
Auch bei Arlanxeo geht es um Mobilität. Bei der von Lanxess abgestoßenen Kautschuk-Sparte herrscht gute Stimmung: Es wird wieder investiert.