Wider die NaturInsekten sterben durch illegale Fallen auf der Pferdekoppel
- Insektenfallen sollen vor allem Pferde vor plagenden Bremsen schützen.
- Wer sie aufstellt, verstößt gegen das Bundesnaturschutzgesetz.
- Umweltschutzbehörden können emfindliche Geldstrafen verhängen.
Leverkusen – Noch vor wenigen Jahren galten Insekten vielen Menschen nur als üble Plagegeister, die stechen, brummen, krabbeln, Eier legen und im schlimmsten Fall Blut saugen. Doch die Sicht auf die kleinen Tiere wandelt sich gerade grundlegend, seit aufgefallen ist, dass sich ihr Bestand im Vergleich zu den 80er-Jahren auf unter ein Drittel reduziert hat. Auf der einen Seite versuchen viele, die Entwicklung umzukehren, indem sie Blühstreifen pflanzen, Totholz liegenlassen oder Insektenhotels aufstellen. Aber was nützt das alles, wenn wieder andere komplett entgegengesetzt handeln?
Gelegentlich sieht man auf Pferdekoppeln Insektenfallen stehen, mit denen blutsaugende Bremsen gefangen werden sollen, bevor sie Pferdeblut saugen können. Was die Aufsteller nicht wissen: Die Fallen sind verboten, die Bußgelder können mehr schmerzen als jeder Bremsenstich und die Aufsteller machen sich unter Umständen sogar strafbar.
Tödlicher Irrtum
Die auffälligsten Insektenfallen sind weiße Kunststoffglocken aus Folie, in deren Mitte eine schwarze Plastikkugel hängt. In dieser Kugel erkennen die Bremsen mit ihren schlechten Augen Pferdehintern, sie landen darauf und können dann nur nach oben starten, wo sie zwangsweise in einem Behälter in einer Flüssigkeit verenden. Oft stehen sie etwas versteckt. Aber es gibt auch kleinere Insektenfallen. In solchen Fallen finden sich aber bei weitem nicht nur Bremsen. Auch andere Fluginsekten dümpeln tot in der Flüssigkeit. Die Falle, die wir etwas genauer angesehen haben, steht in Atzlenbach, versteckt auf einer Pferdewiese.
Das Leverkusener Umweltamt schreibt auf Anfrage, dass selbst für die lästigen Bremsen der gesetzliche allgemeine Schutz wildlebender Tiere gilt: Im Paragraf 39 Absatz 1 Bundesnaturschutzgesetz heißt es, dass wildlebende Tiere nicht mutwillig beunruhigt oder ohne vernünftigen Grund gefangen, verletzt oder getötet werden dürfen. Findet sich im Behälter ein totes Insekt von der Liste der streng geschützten Arten, dann tut’s noch mehr weh, denn dann begeht der Fallensteller sogar eine Straftat.
Pferdebremsen, räumt das Umweltamt ein, seien eine große Belastung für die Weidetiere, also auch für Rinder. Laut der Leverkusener Umweltbehörde sind die Bremsenfallen aber nicht selektiv genug, weil sie als Beifang zu den Bremsen zu viele harmlose Insekten töten.
Hohe Strafen drohen
Auf eine Meldung aus der Bevölkerung sei das Umweltamt im Frühjahr auch schon aktiv geworden: Weil Fotos einer von Naturschützern geöffneten Falle aus Bergisch-Neukirchen belegten, dass neben Bremsen zahlreiche andere Insektenarten mitgefangen und getötet wurden, schrieb das Amt den betreffenden Hof an und untersagte das Aufstellen der Falle. Auch die Pferde müssten ohne Falle nicht unbedingt leiden: Es gebe genug Schutzmethoden, wie beispielsweise Fliegendecken und Fliegenmasken für empfindliche Tiere.
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Im Maximalfall können für Vergehen gegen das Bundesnaturschutzgesetz 50.000 Euro Buße fällig werden, schreibt die Umweltschutzbehörde, auch wenn sie auf Privatgrund stehen. Diese Mitteilung genügte wohl: Die Fallen des einen Hofs in Bergisch Neukirchen wurden abgebaut. Im Rheinisch-Bergischen Kreis sei dem Umweltamt noch keine Falle gemeldet worden, sagt Sprecher Alexander Schiele. Erst bei einer Meldung werde man aktiv.
Besser Nisthilfen anbringen
Rainer Morgenstern vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Leverkusen sagt, das Aufstellen von Insektenfallen schütze die Weidetiere nicht wirklich. Viel besser und effektiver sei es aus Sicht des Naturschutzes, mit Nisthilfen Schwalben und andere Insekten-fressende Vögel anzusiedeln. Da könne der Nabu helfen. „In bestimmten Ställen“, sagt Morgenstern kopfschüttelnd, „haben wir vom Nabu mitbekommen, dass die Schwalben sogar absichtlich vertrieben wurden“. Einigen Pferdebesitzern machten sie bei der Brutpflege zu viel Schmutz unter den Nestern.