Die Kinderarmut-Quote in Leverkusen liegt bei etwa 22 Prozent.
KochaktionWie ein Netzwerk Kinderarmut in Leverkusen in den Fokus rücken will
Leverkusen ist doch eine reiche Stadt. Oder nicht? Diese Denkweise, sagt Michael Küppers, Leiter des Leverkusener Jugendamtes, sei bei vielen Menschen in der Stadt noch fest verankert. Das Thema Kinderarmut sei nicht so präsent. Dabei sprechen die Zahlen eine alarmierende Sprache. 5044 Kinder bis 15 Jahre in Leverkusen leben in einer Familie, die auf Sozialleistungen angewiesen ist. Das macht rund 22 Prozent.
Um auf das Thema aufmerksam zu machen, hatte das Netzwerk Kinderarmut zum vierten Mal „Kochen gegen Kinderarmut“ organisiert. Nicht zu übersehen und nicht zu überhören war die Gruppe, die sich am Samstag in der Rathaus-Galerie an der Rolltreppe vor dem Saturn aufgebaut hatte.
An langen Tischen schnippelten Kinder – teilweise aus Jugendeinrichtungen, teilweise solche, die Lust hatten, mitzumachen – Paprika, Tomaten und Lauch. Angeleitet von bekannten Personen aus der Stadtgesellschaft. Helferinnen und Helfer verteilten derweil das frisch Zubereitete in kleinen Schälchen an die Schaulustigen.
Reiner Hilken, einer der Organisatoren, sagt, dass die vergangenen drei Ausgaben von „Kochen gegen Kinderarmut“ durchaus Erfolg gehabt hätten. Der sei nur schwer messbar, da es ja um Aufmerksamkeit und nicht etwa um Spenden gehe. „Aber wir hatten danach immer viel mehr Mails und Telefonate zum Thema“, sagt er.
Und darauf komm es ihm letztlich an. Auf den Kontakt der Stadt, auf die Sensibilisierung für das Thema: „Es ist wichtig, damit an die Öffentlichkeit zu gehen und mit den Leuten vor Ort ins Gespräch zu kommen.“
Leverkusen: Tafel der Dinge läuft gut
Thomas Schorn ist Leiter des Job-Service Leverkusen und damit auch für die Tafel der Dinge zuständig, bei der bedürftige Menschen – nach dem Prinzip der Lebensmittel-Tafeln – Gegenstände bekommen können, die anderen Menschen abgegeben haben. „Wir wollen der Statistik ein Gesicht geben“, sagt er über die 22 Prozent.
Dass es in der Stadt bei einigen Menschen durchaus ein Bewusstsein dafür gebe, dass es andere gibt, die finanziell schlechter gestellt sind, machen Schorn und Küppers an der Spendenbereitschaft für die Tafel der Dinge fest. So habe man Tausende Menschen mit Dingen versorgen können und Tausende hätten gespendet, teils hochwertige Sachen.
Bei der Aktion am Wochenende geht es aber mehr darum, darauf aufmerksam zu machen, dass Kinder Chancen bekommen müssen. Denn das sei letztlich auch eine Investition in die Zukunft, sagt Küppers. Schorn kommentiert: „Sozialleistungen werden noch zu sehr als Almosen statt als Investition gesehen.“ Die Beteiligten fürchten, dass angesichts der aktuellen Haushaltsdebatte an Sozialleistungen gespart wird: „Die Kindergrundsicherung ist erforderlich“, sagt dazu aber Rüdiger Porsch vom Netzwerk Kinderarmut.