Leih-Omas, -Opas und Paten helfen jungen Familien mit der Kinderbetreuung und profitieren selbst von der Aufgabe.
Projekt des KinderschutzbundesWie eine Leverkusener Leih-Oma Lenis Leben bereichert

Wenn Leni mit Irene Lackenbrink spielt, können Mama Sabrina Lewandowski und Papa Hannes Brügmann auch mal im Hintergrund bleiben.
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„Rene“, sagt die 22 Monate alte Leni zu der Frau, die ihr das Lieblingskuscheltier reicht und sie liebevoll anlächelt. Dass die Kleine sie „Oma“ nennt, das würde Irene Lackenbrink nicht forcieren. Sie ist einfach Irene – auch wenn das „I“ noch schwer über die Lippen des kleinen Mädchens kommt.
Die 66-Jährige ist eine von acht ehrenamtlichen Leih-Omas (und einem Leih-Opa), die aktuell über den Kinderschutzbund Leverkusen an Familien vermittelt werden, die keine eigenen Großeltern in der Nähe haben. Der Begriff steht noch auf den grün-weißen Broschüren, mit der der Kinderschutzbund wirbt, tatsächlich soll aber eher der Begriff „Pate“ etabliert werden. „Wir hatten auch schon einen Anruf einer 22-Jährigen, die sich engagieren wollte und sagte: Ich bin aber keine Oma“, erzählt Helmut Ring. Aber natürlich ist auch sie willkommen.

Die Chemie stimmt: Irene Lackenbrink mit Leni
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Denn der Bedarf ist riesig: Mindestens um das Vierfache übersteigen die Anfragen die Kapazitäten. Deswegen ist Lenis Mutter Sabrina Lewandowski auch so glücklich, dass sie Irene Lackenbrink bereits über das Wellcome-Projekt kennengelernt hat und die Chemie direkt stimmte.
Gemeinsam zum Sportkurs
„Ohne Irene würden wir es nicht hinbekommen, dass Leni regelmäßig einmal die Woche zum Sport geht“, sagt die Mutter. Sie selbst ist als Erzieherin in einer Wohngruppe tätig, hat teilweise 25-Stunden-Schichten, auch Lenis Vater Hannes Brügmann ist berufstätig. Da ist es schon schwierig genug, den Alltag mit Kleinkind zu organisieren, auch wenn Leni unter der Woche zur Tagesmutter geht und ab Sommer in die Kita. Aber Extra-Termine wie beispielsweise der Sportkursus oder der frühere Feierabend der Tagesmutter am Freitag wären für die kleine Familie alleine kaum zu stemmen.
Lackenbrink hat zwei Töchter, aber keine eigenen Enkel, das alleine war für sie aber nicht die Motivation, sich als Wellcome-Patin und Leih-Oma zu melden. „Ich hatte auch keine Großeltern in der Nähe, als meine Töchter klein waren und mein Mann war beruflich viel unterwegs. Ich weiß, wie anstrengend das ist und wollte etwas zurückgeben“, sagt die 66-Jährige. An dem Programm schätzt sie besonders, dass die Zeiteinteilung flexibel und individuell abgesprochen wird. Es gibt keine Verpflichtungen, die Leih-Oma ist weder abendlicher Babysitter noch Auffangstation, wenn die Tagesmutter unerwartet schließt. „Das müssen wir schon selbst hinkriegen“, sagt Mutter Lewandowski.
Aber sie ist eine Möglichkeit für Leni, mit der älteren Generation in Kontakt zu treten, beide haben Spaß daran, gemeinsam zum Sport zu gehen und die Eltern schätzen die Entlastung und auch die Tipps, die die erfahrene Mutter mitbringt. Ein Gewinn für alle.
„Ich kann nicht verstehen, wenn ältere Menschen sagen, sie langweilen sich und sind einsam“, sagt Helmut Ring. Es gebe so viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und selbst auch davon zu profitieren. Oder wie Irene Lackenbrink es sagt: „Die Eltern öffnen ihre kleine Familie für uns und wir öffnen unser Herz für sie.“
Paten gesucht
Der Kinderschutzbund sucht weitere Leih-Omas, -Opas oder Paten. Mitbringen sollte man eine gewisse Erfahrung und Freude am Umgang mit Kindern sowie ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis. Die Arbeit ist ehrenamtlich und der Zeitaufwand individuell zu vereinbaren. Fahrtkosten können auf Wunsch übernommen werden. Am 21. Mai veranstaltet der Kinderschutzbund eine kostenfreie Schulung für neue Paten, der Anmeldeschluss hierfür ist der 4. April. Interessierte können sich per Mail an info@dksb-leverkusen.de oder Telefon 02171 581478 (Mo.-Fr. 9 bis 12 Uhr), melden.