Am Sonntag wird im Leverkusener Museum für zeitgenössische Kunst die Ausstellung „Gegen den Himmel. Contre le ciel“ eröffnet.
„Gegen den Himmel“Wie im Leverkusener Museum Morsbroich dem Nichts eine Gestalt gegeben wird
Fast beiläufig sagt Johanna von Monkiewitsch auf dem Presserundgang durch die neue Ausstellung im Museum Morsbroich etwas, das ihre Arbeiten ganz gut beschreibt „Es ist schön, wenn etwas einfach passiert.“ Denn das, was die in Köln lebende Künstlerin ab Sonntag im Museum ausstellt, hat ganz viel mit Momenten zu tun. Mit vergangenen, aber auch mit solchen, die sich bei jedem neuen Besuch im Museum ergeben.
„Gegen den Himmel. Contre le ciel“ heißt die Ausstellung, die am Sonntag, 15. September, um 12 Uhr eröffnet wird. Es ist eine Doppelausstellung, die Kuratorin Thekla Zell konzipiert hat. Zu sehen sind Werke des belgischen Künstlers Jef Verheyen (1932-1984) und Johanna von Monkiewitsch. Es geht um Licht, Farbe, Raum und Wahrnehmung. Es geht um das Nichts und darum, Schwerpunkte zu verschieben, um herauszufinden, was wirklich bleibt und was wirklich wichtig ist.
Das klingt erst einmal abstrakt. Und das ist es hier und da auch, nicht jedes Werk ist einfach zu interpretieren. Weder von Verheyen, noch von Monkiewitsch. Wobei die Künstlerin selbst sagt: „Es gibt kein richtig und kein falsch“. Vielmehr ist es die Art der Betrachtung, die der Ausstellung einen Reiz gibt. Und das ist nicht abstrakt gemeint, sondern ganz handfest: Besucherinnen und Besucher sollten sich Zeit nehmen, buchstäblich in alle Richtungen schauen. Nach oben, nach links und rechts, nach unten. Vieles wird erst erkennbar, wenn sie einen Schritt auf das Werk zu machen oder davon weg. Die Ausstellung sagt viel aus über die eigene Wahrnehmung und die Art und Weise, Erfahrungen zu machen.
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Die Art und Weise, wie sich beide Künstler mit Raum, Zeit und Licht beschäftigen, ist dabei meist höchst unterschiedlich. Manchmal finden sich aber auch in der Umsetzung Parallelen. Titelgebend für die Ausstellung ist Verheyens Werk „Le Vide“ („Die Leere“), ein Metallrahmen. Vermeintlich leer in der Mitte. Aber je nachdem, wo er steht und hingehalten wird, entsteht jedes Mal ein neues Bild, eine neue Wirklichkeit. Auch von Monkiewitsch stellt eine Reihe von Rahmen aus. Die Betrachtung ändert sich dabei aber nicht nur durch unterschiedliche Positionierungen, sondern allein schon durch das Licht, das durch die großen Fenster des Museums auf das Werk fällt. Und Thekla Zell fällt noch eine weitere Facette auf. Dadurch, dass im Rahmen etwas Konkretes fehlt, wird das Drumherum genauso wichtig. Das Kunstwerk öffnet sich, genauso wie die Betrachtungsweise.
Im Begleittext formuliert Zell die Fragen, die die Werke aufwerfen, wie folgt: „Was nehmen wir wahr und was nicht? Kann man der Flüchtigkeit des Moments eine Form verliehen? Bringt die Reduktion das Wesentliche hervor? Und wie lässt sich Leere und Unendlichkeit malerisch darstellen?“ Antworten darauf muss jeder für sich selbst finden in der Ausstellung.
Die Werke sind nicht chronologisch geordnet. Verheyens Malereien sind in den späten 50er- bis 70er-Jahren entstanden. Die Ausstellung zeigt den eher monochromen Verheyen, aber auch die Werke, in denen Farben eine größere Rolle spielen. In „Begrenzung des Nichts“ (1960) versucht der Maler, etwas einzufangen, das eigentlich nicht einzufangen ist. Das Nichts, golden umrahmt. Aber ein Widerspruch tut sich auf. Wird das Nichts durch seine Einrahmung doch zu etwas? Und was ist mit dem Nichts um das Bild herum?
Leverkusen: Künstlerin arbeitet viel mit Licht
Von Monkiewitsch arbeitet intensiv mit den Räumen im Museum und dem Licht. Sie zeigt Lichtinstallationen, die sie an anderen Orten aufgenommen hat, zum Beispiel in Venedig. Dieses Spiel des Lichts projiziert sie auf die Museumswände. Oder sie nutzt das Licht, das durch die Fenster fällt und umrahmt die entstehenden Lichtflächen auf dem Boden mit Kreide, wodurch geometrische Formen entstehen, die ineinander greifen. „Und sie wären beim nächsten Mal wieder anders“, sagt die Künstlerin. Sie hat den Moment eingefangen.
Jef Verheyen und das Museum Morsbroich haben eine gemeinsame Vorgeschichte. Der Künstler stellte im Leverkusener Museum 1960 zum ersten Mal überhaupt in Deutschland aus. „Monochrome Malereien“ war der Titel der Ausstellung. Ein Jahr später kam er wieder, dieses Mal in einer Dreierausstellung „Ad Reinhardt – Francesco Lo Savio – Jef Verheyen“. Damals kaufte das Museum auch zwei Werke des belgischen Künstlers für seine Sammlung.
Die Ausstellung wird von der Sparkasse Leverkusen und der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland gefördert. Sie ist in Kooperation mit dem Königlichen Museum für Schöne Künste Antwerpen (KMSKA) und dem Museum für zeitgenössische Kunst Antwerpen entstanden. Nahezu zeitgleich, vom 5. bis zum 12. Oktober, ist im Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal eine Ausstellung des Künstlers Lucio Fontana zu sehen. Fontana war ein Freund von Verheyen. Fontana war auch Teil der vom Rheinland ausgehenden „Zero“-Bewegung, der auch Verheyen nahestand. „Gegen den Himmel. Contre le ciel“ ist bis zum 23. Februar im Museum zu sehen.
Jef Verheyen
Verheyen wurde 1932 in Itegem in der Provinz Antwerpen geboren. Er gilt als einer der bedeutendsten belgischen Maler der Nachkriegszeit und Pionier der monochromen Malerei. Ausgehend von seiner Beschäftigung mit Keramik, setzte sich der Künstler ab Ende der 1950er-Jahre viel mit Licht, Energie, Farbe, Raum und deren Wirkung auseinander. Jef Verheyen starb 1984 in Frankreich. (nip)
Johanna von Monkiewitsch
Johanna von Monkiewitsch wurde 1979 in Rom geboren und lebt und arbeitet in Köln. An der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig hat sie Freie Kunst studiert, unter anderem als Meisterschülerin bei dem Kölner Bildhauer und Grafiker Heinz-Günter Prager. Von 2017 bis 2019 hatte sie einen Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie arbeitet medienübergreifend und versucht, häufig durch den Einsatz von Licht, Realität und Illusion zu verschmelzen und mit Erwartetem und Unerwartetem zu spielen. (nip)