Trotz mehr WohnungenWohnen in Leverkusen immer teurer – Lage wird sich „verschärfen“
Leverkusen – Die 1000 Wohnungen, die der Oberbürgermeister versprochen hat, reichen nicht. Obwohl Uwe Richrath die Zielmarke fast schon erreicht hat, ist der Wohnungsmarkt gerade im bezahlbaren Bereich „angespannt bis sehr angespannt“, heißt es im jüngsten Bericht der Stadtverwaltung.
Und eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht, lautet die Einschätzung. Im Gegenteil: „Diese Marktanspannung wird in den nächsten Jahren für das preiswerte Mietsegment bestehen bleiben und sich noch verschärfen.“
Preise im Mittelfeld
Diese Situation spiegelt sich in den Preisen wider. Inzwischen zähle Leverkusen an der teuren Rheinschiene „nicht mehr zu den günstigen Wohnstandorten, sondern rangiert nach Köln, Bergisch Gladbach und Langenfeld mit Leichlingen im Mittelfeld“, bilanzieren die Beobachter im Rathaus.
Ihre Datenbasis sind auf der Nachfrageseite Daten der Bevölkerungsentwicklung, aber auch Zahlen zum Einkommen und zur Arbeitslosenquote, die in der Stadt deutlich über dem ländlichen Umland liegt, aber niedriger ist als in Köln. Um das Angebot zu bewerten, haben die Experten Baugenehmigungen und fertige Häuser gezählt, den Leerstand ermittelt und Miet-, sowie Kaufpreise beobachtet. Zudem wurden Anzeigen in Zeitungen und im Internet ausgewertet sowie Immobilienexperten befragt. Insgesamt beziehen sich die Aussagen der Stadtverwaltung auf das Jahr 2017.
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Das Ergebnis: Die Preise für Neubauten (Eigenheime und Eigentumswohnungen) sind weiter deutlich gestiegen. Derselbe Effekt wurde bei gebrauchten Immobilien beobachtet. Die neueren Zahlen der Maklerin Susanne Trösser zeigen, dass sich diese Entwicklung weiter beschleunigt. Danach stiegen die Preise vor allem für Eigentumswohnungen im preiswerten Segment rasant. Im Vergleich zum Vorjahr gab es Steigerungen von 15 bis 17 Prozent: Eine Wohnung in einfacher Lage kostet inzwischen 1150 Euro pro Quadratmeter, an mittelguten Standorten sind die Kaufpreise von 1200 auf 1400 Euro pro Quadratmeter geklettert. Trösser sieht hier einen Verdrängungseffekt: Weil sich viele eine Wohnung in guter Lage nicht mehr leisten können, weichen sie auf weniger begehrte Bereiche aus, was dort wiederum die Preise treibt.
Unterschied zwischen gebrauchten Häusern und neuen zu klein
In den sehr guten Lagen fällt die Differenz zwischen gebrauchten Immobilien und Neubauten auf: In Schlebusch und Hitdorf etwa müssen Käufer einer Bestandsimmobilie mit 2500 Euro pro Quadratmeter rechnen, ein Neubau kostet 3400 Euro. In Premiumlagen reicht das nach Beobachtungen von Susanne Trösser allerdings nicht: Dort kann ein Neubau jetzt auch 4000 Euro pro Quadratmeter kosten.Ähnlich wie bei Wohnungen verläuft die Entwicklung bei den Einfamilienhäusern.
Allerdings sind die Sprünge nicht so gewaltig: Trösser beobachtet bei Reihenmittelhäusern aus dem Bestand in einfachen Lagen eine Preissteigerung um acht Prozent von 185 000 auf 200 000 Euro. In mittleren Lagen sind im Schnitt 260 000 Euro fällig, was einer Steigerung um vier Prozent entspricht. In guten Lagen allerdings sind die Preise um rund sieben Prozent auf 310 000 Euro gestiegen.
Lage könnte sich entspannen
Mieter haben es nach Angaben der Maklerin im höherpreisigen Bereich immer schwerer. Die Kaltmieten für Neubauten an guten Standorten lägen nun bei 9,50 bis elf Euro pro Quadratmeter. Das sind sechs Prozent mehr als 2018. In weniger gefragten Lagen und bestehenden Häusern lag die Steigerung nur bei zwei bis vier Prozent. Immerhin gibt es Zeichen, dass sich die Lage auf Dauer etwas entspannt. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurde zuletzt ein Rekordniveau bei Sozialwohnungen erreicht: Die Zahl sei im dritten Jahr in Folge so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Allerdings wird auch die Nachfrage hoch bleiben: Weiterhin ziehen mehr Menschen nach Leverkusen als weg. Ende vorigen Jahres hatte die Stadt 167 150 Einwohner. Das waren 413 mehr als im Jahr davor.