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Jahresbericht der CaritasZahl der Wohnungslosen in Leverkusen steigt deutlich

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Notschlafstelle in Leverkusen für Wohnungslose

Die Leiterin der Notschlafstelle Stephanie Strieder und ihr Team vor dem Eingang.

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Stadt mache immer mehr Menschen wohnungslos, klagt die Caritas. Auch die Notschlafstellen seien voll.

Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Leverkusen nimmt weiter zu. Laut Jahresbericht der Wohnungslosenhilfe der Caritas haben 2023 insgesamt 737 Menschen die Angebote der Hilfsorganisation in Anspruch genommen – 542 Männer und 195 Frauen. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 680 Personen aus dem Vorjahr. Besonders alarmierend: Die Zahl der postalisch gemeldeten Personen ohne festen Wohnsitz stieg von 452 auf 474, während sich 37 Menschen bei Freunden oder Verwandten einquartierten.

Am stärksten vertreten ist dabei die Altersgruppe der 28- bis 40-Jährigen mit 252 Personen. Auch fünf Kinder aus Familiennotunterkünften weist der Bericht aus.

Eine Landesstatistik hatte kürzlich von einem Rückgang der Wohnungslosigkeit gesprochen; die erfasse aber nur die in Notunterkünften untergebrachten Menschen. Dagegen zeige der Bericht der Caritas eine realistischere Einschätzung der tatsächlichen Lage, sagt Carsten Wellbrock, neuer Stadt-Caritasdirektor: „Der Winter steht vor der Tür, und wir müssen dringend Lösungen finden. Es ist unsere Aufgabe, diesen Menschen einen menschenwürdigen Schutzraum zu bieten.“

Deutlich mehr Besucher in Notschlafstelle

Doch die Herausforderungen sind groß. Die Caritas-Leiterin Stefanie Strieder berichtet von überfüllten Einrichtungen. Der Tagestreff und die Notschlafstelle wurden von 249 verschiedenen Menschen genutzt – 83 mehr als im Vorjahr. Zudem leiden viele der wohnungslosen Menschen unter psychischen Erkrankungen, was die Unterbringung erschwert. Strieder fordert: „Es wäre dringend notwendig, Einzelzimmer bereitzustellen, um den Betroffenen Rückzugsmöglichkeiten zu bieten.“

Die Stadt Leverkusen hat zwar auf die steigende Zahl wohnungsloser Familien mit zusätzlichen Unterbringungsmöglichkeiten reagiert, doch der Platz für alleinstehende Menschen bleibt knapp. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Stadt, der Caritas und weiteren Trägern, sucht nun nach Lösungen. Ein Maßnahmenpaket des Sozialausschusses wird derzeit geprüft.

„Durch den seit einigen Jahren bestehenden Mangel an adäquatem, bezahlbarem Wohnraum gibt es kaum noch die Perspektive für wohnungslose Menschen, schnell aus dieser prekären Lebenssituation hinauszufinden“, resümiert die Wohnungslosenhilfe in ihrem Jahresbericht. Umso wichtiger sei es, diesen Zustand menschenwürdig zu gestalten. „Hierzu gehört es, Unterbringungsmöglichkeiten mit Einzelzimmern zu schaffen, die ein Mindestmaß an Privatsphäre zulassen.“ Ziel müsse es sein, den Aufenthalt in der Notschlafstelle und im Tagestreff nur kurz und befristet zu gestalten.