Woher kommen diese knackenden Geräusche? Steckt ein kleiner Wichtel dahinter, sind sie schon viel weniger gruselig, dachte sich eine Schlebuscher Mutter – und machte ein Buch daraus.
Buchtipp LeverkusenSo vertreibt eine Schlebuscher Autorin die Angst der Kinder
Jeder kennt sie, diese Geräusche, die ein Haus macht. Von denen man meistens nicht so genau weiß, wo sie herkommen, vor allem in der Nacht. Bei Familie Baumert konnte der Störenfried schon geortet werden: Im ersten Corona-Lockdown machte der Kühlschrank knackende Geräusche. Immer dreimal. Tock, Tock, Tock. „Meinen beiden kleinen Töchtern machte das Geräusch Angst“, erinnert sich Melanie Baumert. „Und alle Versuche, die Geräusche rational zu erklären, kamen bei Ihnen nicht an.“
Also sagt sie eines Tages: „Das muss der Knackserich sein.“ Und damit ist der kleine Kerl aus der Familie der knackenden Wichtel eingezogen in das Haus der Schlebuscher Familie. „Der hat sich einfach verselbstständigt“, lacht die Mutter. Auf einmal hören die heute fünf und sieben Jahre alten Töchter überall gerne hin. „Ich habe den Knackserich gehört, er ist im Schrank!“ Wenn am Morgen ein Gegenstand auf dem Fensterbrett vermeintlich verrückt ist, kommen sie angestürmt: „Ich glaube, er war heute Nacht an meinem Fenster!“ Die Angst vor dem Knacken: Verschwunden.
Melanie Baumert hat Marketing und Kommunikationsdesign studiert, als kreativer Kopf hat sie immer schon gerne Geschichten erfunden oder Reime gebildet. An einem heißen Sommertag planschen die Mädchen im Pool, da nimmt sie sich einen Block und schreibt die Geschichte des Knackserich in einigen Reimen auf. Die Kinder, der Mann und alle Besucher, die die Geschichte zu hören bekommen, sind begeistert.
Immer wieder ermuntert ihr Mann Melanie Baumert, ihre alte Studienfreundin Wiebke Rauers zu kontaktieren, die als Illustratorin unter anderem für Kinderbücher arbeitet. „Irgendwann habe ich es dann gemacht, aber Wiebke ist total viel beschäftigt und sagte: Wenn, dann nur mit einem Verlag“, erzählt Baumert. „Ich bin doch keine Autorin!“, ist Baumerts erste Reaktion. Doch Rauers ermutigte sie, ihr Skript an den renommierten Carlsen Verlag zu schicken. Und der ist sofort begeistert.
„Gefühle wie Grusel, Bibber und Graus nehmen beim Knacksen ganz schnell reißaus“ heißt es zu Beginn der Geschichte. Außerdem seien die Wichtel „sehr scheu, sie lieben die Nacht und geben auf die Kinder besonders gern acht.“ Aber manchmal schafft es ein Menschenkind doch, einen Knackserich zu Gesicht zu bekommen, wie die kleine, etwas einsame Strubbel-Prinzessin im Buch. So ist „Der Knackserich“ eine Geschichte über Ängste, Einsamkeit und Freundschaft, die alles überwindet.
Baumert sagt, die Arbeit an dem Buch mit ihrer Studienfreundin und einer professionellen Lektorin habe ihr sehr viel Spaß gemacht. Ihren Job im Marketing möchte sie deswegen aber nicht gleich an den Nagel hängen. „Aktuell finde ich es schön, dass ich das machen kann, ohne den Druck zu haben, damit Geld verdienen zu müssen.“ Dadurch muss sie sich auch nicht nach der Frage richten, was sich vielleicht besonders gut verkauft.
Ihre Idee einer etwas unkonventionellen Geschichte um das Christkind etwa kam beim Carlsen-Verlag nicht so gut an. „Das macht aber auch nichts“, sagt Baumert. Weitere Ideen hat sie noch viele. Aber ein neues Buch soll, ebenso wie der „Knackserich“, eine Botschaft haben, die einen Mehrwert über die pure Unterhaltung hinaus hat. Die Angst ihrer Kinder vor knacksenden Geräuschen jedenfalls hat sie so schon vertrieben.