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Leverkusener AutozuliefererKonzern aus China kauft Carcoustics

Lesezeit 3 Minuten

Jede Menge Mikros im Schall-Labor. Friederike Heuer zeigt die Technik.

Leverkusen – Li Yi, das wird der neue starke Mann in Neuenkamp. Der Chinese leitet die Dare Group in seinem Heimatland; das Unternehmen notiert an der Börse von Shenzhen. Am Dienstag präsentierte Peter Schwibinger Yi als künftigen Eigentümer von Carcoustics. Der Autozulieferer – er wird immer noch mit dem Namen Willi Illbruck verbunden – geht nach 2001 erneut in andere Hände. Bisher hatte die niederländische Geldanlage-Firma Alp-Invest Carcoustics in ihrem vielfältigen Portfolio. Mit der Dare Group übernehme jetzt ein strategischer Investor das Ruder, hieß es in Bergisch Neukirchen. Das bedeutet: Das Geschäft von Carcoustics soll ausgeweitet und ergänzt werden. Der Spezialist für Dämmung in Autos, aber auch im Haushaltsbereich, produziert im Moment in zehn Werken, die auf acht Länder verteilt sind. Dazu gehört China. Gerade dort soll die Dare Group helfen: Sie ist selbst auf dem Zulieferer-Markt unterwegs, aber mit dem Schwerpunkt Lastwagen. Material von Carcoustics dagegen findet man häufiger in Pkw.

Es sei daher nicht zu befürchten, dass der neue Eigentümer dem Unternehmen die Butter vom Brot nehme, deuteten Li Yi und Peter Schwibinger an. Zudem soll der Chef von Carcoustics ebenso an Bord bleiben wie Finanzvorstand Georg Brasch. Schwibinger ist aus der Zuliefererbranche und seit 2005 in Bergisch Neukirchen. Er steht insofern für Kontinuität und freute sich am Dienstag darüber, „dass wir erneut einen kompetenten Partner gefunden haben“, der Carcoustics „auf seinem Wachstumspfad begleiten“ wolle. Dabei soll es nicht am Geld scheitern, versicherte Yi.

Neuer Abschnitt für das Unternehmen

Zu seiner Dare Group gehört ein Finanzdienstleister, der sich einbringen könnte. Anders gesagt: Carcoustics soll schneller wachsen als bisher. Nicht nur auf dem chinesischen Markt. Seine 450 Personen starke Mannschaft in Neuenkamp habe Schwibinger selbst informiert, hieß es am Dienstag auf Anfrage.

Mit dem Verkauf, der noch von den Behörden genehmigt werden muss und im Herbst abgewickelt sein soll, beginnt für Carcoustics ein neuer Abschnitt. Alp-Invest unterhält Büros in Amsterdam, New York, Hongkong und Indianapolis. Die Beteiligungen sind vielfältig, passende Zukäufe für Carcoustics gab es schon lange nicht mehr. Das sieht bei der Dare Group anders aus, die zumindest auf dem chinesischen Markt eng mit Carcoustics zusammenarbeiten und eigene Kapazitäten einbringen will.

An Schuldenlast zerbrochen

Das hat Ähnlichkeit mit der Entwicklung bei TMD Friction, dem anderen großen Autozulieferer, der die Stadt aber verlassen wird. Der Spezialist für Bremsbeläge war in den Händen von Finanzinvestoren allerdings in existenzielle Not geraten. Das Traditionsunternehmen zerbrach an Schuldenlast und Tilgungsdienst, ging pleite. Danach kam mit Nisshinbo ein Konzern aus der Branche, dessen Aktionsradius perfekt zu dem von TMD Friction passt. Die Japaner werden noch heute als Lebensretter begriffen. Dass aus Platzmangel die Produktion von der Fixheider Straße nach Essen verlagert wird, steht auf einem anderen Blatt. Zumindest soll die Forschung bleiben. Eine Entwicklungsabteilung hat auch Carcoustics in seiner Zentrale.