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Leverkusener Erfolgsprojekt„Frühe Hilfen“ sollen ausgebaut werden

Lesezeit 4 Minuten

Der Manforter Laden bekam 2016 eine neue Krabbellandschaft für die „Krabbelzwerge“.

Leverkusen – In Rheindorf sind Wohnungsprobleme ein häufiges Thema und der Wunsch nach sozialen Kontakten ist besonders groß. In Steinbüchel herrscht große Nachfrage nach Kinderkleidung, in Manfort fällt ein sehr hoher Bedarf an Angeboten zu Erziehungs- und Entwicklungsfragen auf. In knapp zehn Jahren koordinierter Hilfsarbeit für junge Familien hat die Stadt viele gelernt über die Bedürfnisse in den Stadtteilen.

Finanzierung zugesagt

Hilfsangebote für Familien mit Kindern unter drei Jahren gibt es in der Stadt schon lange, seit April 2011 haben sie einen gemeinsamen Name: „Frühe Hilfen“. Was damals als Pilotprojekt startete, ist heute ein „Erfolgsprojekt, das landesweite Beachtung findet“, wie Jugendamtsleiterin Angela Hillen vor dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss lobte. Und das soll nicht nur fortgeführt, sondern auch noch weiter ausgebaut werden, sind sich sowohl die zuständigen Ausschüsse als auch der Stadtrat einig, der die Finanzierung für weitere fünf Jahre bis vorerst 2025 zugesagt hat.

Im Sommer 2006 wurde der Rheindorfer Laden eröffnet.

Rund 850 000 Euro pro Jahr investiert die Stadt in die „Frühen Hilfen“. Da die Zahl der Angebote und der Kooperationspartner immer weiter steigt, bekommt der Fachbereich Kinder und Jugend neben der vorhandenen halben Stelle eine Vollzeitstelle genehmigt, um den wachsenden Koordinationsaufwand leisten zu können. Außerdem ist eine Erweiterung der Angebote auf die Drei- bis unter Sechsjährigen im Rahmen des Landesprogramms „Guter Start NRW“ geplant, für die es auch Förderung aus der Bundesstiftung und dem Landesprogramm gibt.

Standorte

Rheindorfer Laden: Königsberger Platz 14, Pregelstr. 3, 51371 Leverkusen, Tel. 0214/ 2064240

Nachbarschaftstreff Steinbüchel: Albert-Schweitzer-Str.9, 51377 Leverkusen, Tel. 0214/85542745

Manforter Laden: Gustav-Heinemann-Str.40, 51377 Leverkusen, Tel. 0214/31129566

Opladener Laden: Bahnhofstr.21, 51379 Leverkusen, Tel. 02171/7999894

Alkenrather Familientreff: Graf-Galen-Platz 9, 51377 Leverkusen, Tel. 0214/73486430

Willkommen kleines Baby: Bianka Stöcker-Meier, Bielertstr. 16, 51379 Leverkusen, Tel. 02171/7504112

wellcome: Roswitha Rheinbay, Bracknellstr. 32, 51379 Leverkusen, Tel. 02171/7581478

Profamilia: Nobelstr. 19, 51373 Leverkusen, Tel. 0214/401804

SKF (Sozialdienst katholischer Frauen) e.V. Leverkusen: Düsseldorfer Str. 2, 51379 Leverkusen, Tel. 02171/ 49030

Gestartet sind die frühen Hilfen mit drei Stadtteilläden in Steinbüchel, Manfort und Rheindorf. 2014 kam Alkenrath und 2017 Opladen dazu (siehe Infobox). Zukünftig sind weiter Läden in Hitdorf und Wiesdorf geplant. Die Standorte sind – außerhalb des Corona-Lockdowns – ohne Anmeldung frei zugänglich, die Angebote von Kaffeetreff für junge Eltern über Babymassage bis zur Beratung bei Schreibabys sind kostenlos.

Der Alkenrather Familientreff bezog 2017 neue Räume.

Darüber hinaus gibt es die dezentralen Angebote, wie etwa die Überbringung von Willkommenspaketen an neugeborene Leverkusener durch Willkommenspatinnen oder Besuche des Projekts Wellcome, das praktische Hilfe nach der Geburt anbietet. Auch Familienhebammen und Leihomas und -opas knüpfen Kontakte zu jungen Familien und helfen im Alltag. Das Ziel der frühen Hilfen ist es, frühstmöglich mit jungen Familien in Kontakt zu kommen und ein zuverlässige, dauerhafte und vertrauensvolle Begleitung anzubieten - unabhängig von der Lebenssituation der Familie.

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Mit Erfolg, wie eine Auswertung des gerade abgeschlossenen Bewilligungszeitraums 2015 bis 2020 zeigt: 67 829 Besuche von Eltern und Kindern im Rahmen der „Frühe Hilfen“ wurden gezählt. 82 Prozent der Besucher und Besucherinnen haben nach dem ersten Kontakt an weiteren Angeboten teilnehmen. Der Hauptgrund, sich an die Frühen Hilfen zu wenden, ist aber gar nicht ein bestehendes Problem. Sondern der Wunsch, neue Leute kennenzulernen.

Soziale Kontakte gesucht

Knapp 60 Prozent der Befragten gaben an, sich auf der Suche nach sozialen Kontakten dorthin gewendet zu haben. Fast die Hälfte wurde von anderen Besuchern auf das Angebot aufmerksam gemacht, ein Viertel hat den Weg über das Internet oder Flyer zu den Frühen Hilfen gefunden. Als zweithäufigsten Grund geben Eltern den Wunsch nach Entwicklungsförderung für ihr Baby an (13 Prozent), gefolgt von Erziehungsfragen (11 Prozent).

2011 eröffnet: die Kleiderkammer im Manforter Laden.

Die Steuerung des Angebots sei grundsätzlich schwierig, sagen die Verantwortlichen in ihrem Bericht. „Die Unterstützungsbedarfe rund um die Geburt sind praktisch unendlich. Die Phase der Familiengründung ist für alle Eltern derartig aufwühlend und schwierig, dass jede Familie hier hohen Gesprächs- und Hilfebedarf hat.“ Und es bei jeder Familie an einer anderen Ecke zwickt. Deswegen sei es so wichtig, ein großes und vielfältiges Netzwerk zu haben.

Verlässlichkeit gefordert

Dem allem stimmen die Politiker zu, allerdings mit einem Wunsch aus dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss, dem einstimmig zugestimmt wird: Die Finanzierung solle künftig nicht mehr nur auf fünf Jahre beschlossen werden, sondern dauerhaft. Damit es Verlässlichkeit nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Einrichtungen gibt.