Leverkusener Pharma-AGBiofronteras Vorstand stellt sich gegen Chef des Aufsichtsrats
Leverkusen – Die Biofrontera-Spitze hat sich klar gegen das Übernahme-Angebot ihres größten Aktionärs Wilhelm Zours ausgesprochen. In einem Brief an die Aktionäre des Manforter Pharma-Unternehmens führen Vorstand und Aufsichtsrat diverse Argumente gegen die Offerte an.
Die Stellungnahme sei – das wird unterstrichen – einstimmig von beiden Gremien beschlossen worden: Zours ist zwar Vorsitzender des Aufsichtsrats, habe sich aber mit Blick auf seine eigenen Interessen in der Sache der Stimme enthalten, hieß es am Wochenende.
Frühestens am 12. August herrscht Klarheit
Wie das Ringen um die Herrschaft über den Ameluz-Hersteller ausgeht, bleibt mindestens bis zum 12. August offen: Dann endet die Annahmefrist des Zours-Angebots an die Aktionäre, ihm ihre Papiere zum Stückpreis von 1,18 Euro abzutreten. Das Kräfteverhältnis zwischen den Großaktionären hat sich inzwischen zugunsten von Zours verschoben: Die Heidelberger halten 30,01 Prozent, das japanische Pharma-Unternehmen Maruho 23,63 Prozent.
Unterdessen gibt es allen möglichen Ebenen Streit. Die von der Zours-Mehrheit auf der Hauptversammlung im April durchgesetzte Kapitalerhöhung durch Ausgabe von reichlich sieben Millionen neuen Aktien ist noch nicht eingeleitet worden. Der Vorstand hatte den Beschluss der Aktionäre angefochten. Ihm wäre frisches Geld über eine Anleihe lieber gewesen.
Die USA standen immer im Fokus
Ende Oktober 2006 notierte das Papier erstmals an der Düsseldorfer Börse. Die Ameluz-Geschichte hatte da aber noch nicht begonnen: Erst am 2. September 2010 reichten die Manforter einen Zulassungsantrag für die Salbe gegen oberflächlichen Hautkrebs ein, deren Wirkung durch eine Bestrahlung mit Rotlicht gesteigert wird. 14 Monate später wurde das Präparat in der Europäischen Union zugelassen, im Mai 2016 kam Zulassung für die USA, den größten Pharma-Markt der Welt, der von Beginn an im Fokus von Gründer Hermann Lübbert gestanden hatte. Seit einem knappen Dreivierteljahr hat sich der Professor in die nun ausgegliederte US-Tochter zurückgezogen. Vor allem wegen der Dauerfehde mit Zours.
Lübberts Platz im deutschen Biofrontera-Vorstand ist bis heute nicht besetzt: Ludwig Lutter hatte monatelang als Finanzchef das alleinige Sagen; vor einigen Wochen ist Paul Böckmann dazu gekommen. Der Unternehmensberater hat aber nur einen Vertrag bis Ende August. Bis dahin soll er ausloten, wie die Leverkusener Stammgesellschaft und die US-Ausgründung zusammenarbeiten könnten.
In dieser Biofrontera Inc. haben die Manforter inzwischen nicht mehr das Sagen: Der Aktienanteil beträgt 34 Prozent – die US-Tochter war im Januar 2021 selbst an die Börse gegangen. Zours ist dort ohne Zugriff.