Murbach-RenaturierungLeverkusener Stadtrat gibt Diepentalsperre auf
Leverkusen – Wie sich Dinge mitunter wandeln: 2012 noch war die Aufregung groß, als die Bezirksregierung Köln die seit 1903 betriebene Diepentalsperre als nicht mehr sicher einstufte und eine Absenkung des Wasserspiegels anordnete.
Und als zwei Jahre später der Wupperverband in einer Machbarkeitsstudie die Beseitigung der Talsperre auf der Stadtgrenze Leverkusen/ Leichlingen und eine Renaturierung des Murbaches vorschlug, kam es zu Demonstrationen und eine Bürgerinitiative setzte sich dafür ein, die Talsperre als Ausflugsziel zum Bötchenfahren zu erhalten. Jetzt aber wollte der Leverkusener Stadtrat sie kommentarlos beseitigen lassen.
Mitte Juni 2018 hatte die Leverkusener Stadtverwaltung die Planung des Wupperverbands in einer Verwaltungsvorlage aufgeschrieben, die in Fachausschüssen und im Rat diskutiert werden sollte. Am 14. Juni wurde das im Umweltausschuss verweigert. SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Ippolito fühlte sich überrumpelt: Seine Fraktion habe noch keine Gelegenheit gehabt, darüber zu beraten und so eilig werde das auch nicht sein.
Vier Tage später wiederholt sich die Sache im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Planen, der unter dem Vorsitz von Ippolito tagte. Die eigentlichen Fachausschüsse hatten sich somit gar nicht erst mit dem Thema befasst.
Trauer um das Kleinod
Umso verwunderlicher, dass eben der Tagesordnungspunkt Diepentalsperre im Stadtrat zur En-bloc-Abstimmung vorgesehen war: Die Themen, in denen große Einigkeit unter allen Fraktionen besteht und bei denen einmütige Zustimmung zu erwarten ist, werden im Paket vorher abgestimmt, um das Verfahren zu beschleunigen.
Damit wäre die Beseitigung der Diepentalsperre ohne Aufsehen zu erregen in vermeintlich demokratischer Beratung durchgewinkt worden. Das geschah nun zwar nicht, weil die Fraktion der Bürgerliste zu Beginn der Ratssitzung spontan doch eine Beratung beantragte. Aber es geschah dann doch, weil es zu keiner auch nur annähernd sachlichen Auseinandersetzung mit den Plänen kam.
Den Bürgerlisten-Vertretern Erhard Schoofs und Karl Schweiger ging es einzig darum, die Talsperre nun doch zu erhalten, weil sie ein so schönes Freizeitziel für Familien sei, die dort Bötchen fahren könnten – „ein Kleinod“. Und mit der Stromerzeugung durch Wasserkraft könne man sogar noch umweltfreundlich Geld verdienen.
Talsperre ist nicht mehr sicher
Eine Vorstellung, die nun nicht mehr real ist, wie Ingrid Geisel (SPD) und Albrecht Omankowsky (CDU) klarmachten. Denn die Talsperre ist nicht mehr sicher, eine Ertüchtigung auf heutige Standards nicht möglich und von den privaten Eigentümern auch nicht gewollt.
Dagegen sei eine Renaturierung des Murbaches mit einigen kleinen Teichen und Retentionsflächen für den Hochwasserschutz in einem grünen Becken nicht nur machbar, sondern ökologisch gewollt und finanziell gefördert. Und Diepental kann ein attraktives Ausflugsziel bleiben – auch ohne See mit Tretbötchen.
Tatsächlich werden vom Land Fördermittel in Höhe von 80 Prozent der Aufwendungen für den Umbau in Aussicht gestellt. Vom verbleibenden Eigenanteil in Höhe von rund 440.000 Euro würden die Eigentümer, in deren Besitz die öffentlich zugänglichen Flächen bleiben, den überwiegenden Teil zahlen.
Die Städte Leverkusen und Leichlingen zahlen den Rest, wobei Leverkusen sich einen Anteil von 31.000 Euro ausgerechnet hat, die über die Technischen Betriebe (TBL) eingebracht würden. Und das war dann am Ende wieder eine einstimmige Entscheidung. Der Wupperverband hat nun Grünes Licht für Grunderwerb im Tal.