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Schläge statt stille NachtWas war da los im Leverkusener Winterdorf?

Lesezeit 3 Minuten
Das Winterdorf in Wiesdorf vorm Rathaus, oben beginnt der Weihnachtsmarkt.

Das Winterdorf in Wiesdorf vorm Rathaus, oben beginnt der Weihnachtsmarkt.

Eine heftige Schlägerei hat es am Samstagabend im Winterdorf gegeben.

Weihnachten ist ja eigentlich das Fest der Liebe. Auf Weihnachtsmärkten soll es gemütlich zugehen, aber was am Samstagabend im Leverkusener Winterdorf zu später Stunde geschehen sein soll, war gar nicht heimelig. Denn es soll zu einer Schlägerei gekommen sein, an der laut einer Augenzeugin, einer Mutter, der Veranstalter und Leute aus den Buden mit Baseballschlägern beteiligt gewesen sein sollen. Der Betreiber hingegen sagt, der vermeintliche Baseballschläger sei ein Kochlöffel gewesen, ein großer womöglich.

Eine Zeugin berichtet, dass sie mit mehreren Jugendlichen und Heranwachsenden nach 22 Uhr an einem der Tische gesessen habe. Um die Zeit schließt das Winterdorf, es sei leer gewesen. Zu der Gruppe hätten ihre Tochter und Freunde gehört. Die Gruppe habe zuvor etwa eine Stunde dort verbracht. Ganz ruhig sei es nicht zugegangen, zwei Mädchen hätten sich wohl gestritten, sagt die Zeugin, „aber ohne sich zu boxen“.

Einem Mädchen ins Gesicht geschlagen

Dann sei einem Mädchen ein Glas vom Tisch heruntergefallen, aus Versehen, das habe man sehen können. Ob das alles war? Die Mutter sagt, ja, vom Weihnachtsmarkt habe die Jugendlichen auch niemand gebeten, zu gehen. Der Betreiber Willi Kleine, der den Betrieb vom Vater übernommen hat, hat eine andere Sicht der Dinge: „Die haben Gläser kaputtgemacht. Wir haben denen gesagt, dass jetzt Schluss ist, wir kannten die schon vom letzten Jahr.“

Kleine sei an den Tisch gekommen und soll gesagt haben: „Wenn ich euch sehe, juckt mir die Hand“, sagt die Zeugin und Mutter. Dann sei er auf einen 21-Jährigen losgegangen. „Ich glaube, der Mann hatte einfach Lust, sich zu prügeln“, sagt die Mutter. Es kam zu einer Schubserei, dann habe es einen „Schusswechsel“ mit Pfefferspray gegeben. Der Veranstalter habe plötzlich einen Baseballschläger in der Hand gehabt, sagt sie. Das streitet Kleine ab. Er behauptet hingegen, er sei „durch das Pfefferspray außer Gefecht“ gewesen. Der 21-Jährige habe ein Glas nach dem Mann geworfen – zur Verteidigung, schildert die Mutter, wie sie die Situation erlebt hat. Veranstalter Kleine hat zwei Tage später eine Wunde am Hals und sagt: „Ich habe mich grade noch wegducken können.“

Das Winterdorf am Abend.

Das Winterdorf am Abend.

Sofort seien drei andere Leute aus den Buden drumherum gelaufen gekommen, ebenfalls mit Baseballschlägern, erzählt die Mutter weiter; Kochlöffel seien das gewesen, so Kleine. Dann ging es der Mutter zufolge erst richtig los. Einer der Jungen habe eine Platzwunde auf der Stirn davongetragen, ein anderer soll einen Schlag vor die Rippen bekommen haben. Als eines der Mädchen (16) einem der Jungen zu Hilfe gekommen sei und ihn aus dem Handgemenge habe ziehen wollen, sei ein älterer Mann hinzugekommen und habe ihr zwei Faustschläge ins Gesicht verpasst, so ihre Version. Wer das war? Das ist unklar. Dann aber kam es Kleines Angaben zufolge, wie man es bei einer richtigen Kirmesschlägerei vermutet: „Plötzlich haben sich auch noch andere Leute von der Straße eingemischt, die ich nicht kannte.“

Sicher ist nur: Die Polizei, die schließlich mit mehreren Wagen zur Stelle war, brachte Ordnung ins aus den Fugen geratene Winterdorf. Die Schuldfrage jetzt noch eindeutig zu klären, dürfte schwer werden. Es sei eine Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung geschrieben worden, teilt eine Polizeisprecherin auf Anfrage mit. Eine Person sei aus dem Winterdorf ins Krankenhaus gefahren worden.

Das Winterdorf läuft quasi als Kontrapunkt neben dem traditionellen Weihnachtsmarkt: weniger stille Nacht ist das Konzept. Geboten wird eher Hüttengaudi, Schlager und Ballermann.