Heisenberg-GymnasiumStreit um Schulleiterposten - Aufstand gegen die „Gutsherrenart“
Leverkusen – Gutsherrenart, Versorgungsfall, Zwangsversetzung – Es wird eine hitzige Sitzung werden, wenn am Donnerstag die Schulkonferenz am Werner-Heisenberg-Gymnasium zusammenkommt. Und ausnahmsweise geht es nicht um unterschiedliche Meinungen zum Coronamanagement, Distanzunterricht oder Testpflicht an Schulen. Sondern um die Neubesetzung der Schulleiterstelle, die seit dem Weggang von Claudia Bensen im Dezember 2020 vakant ist.
Jemanden vor die Nase gesetzt
Die Stelle sollte ordentlich ausgeschrieben werden, alles war bereits mit dem Gremium aus Lehrern, Eltern- und Schülervertretern abgestimmt. Auch, dass der bisherige Stellvertreter und aktuell kommissarische Schulleiter, Kai Vranken, sich auf die Stelle bewerben wolle. „Wir wähnten uns in Sicherheit, dass alles seinen geordneten Gang geht“, sagt Ute Linnecken-Heu, Vorsitzende der Schulpflegschaft des WHG.
Schulöffnung
Ab Mittwoch, 26. Mai, könnten die Schulen wieder mit dem Wechselunterricht starten. Wenn die Inzidenz in dieser Woche weiter unter 165 bleibt, rechnet Schuldezernent Marc Adomat mit einer entsprechenden Mitteilung des Schulministeriums. Diese steht aber noch aus. Montag und Dienstag bleiben die Schulen wegen Pfingsten ohnehin geschlossen. Das Testkonzept sieht dann verpflichtende Lolli-Tests für die Grund- und Förderschulen sowie Selbsttests für weiterführende Schulen vor. Auch die Kitas könnten dann die Notbetreuung beenden. (stes)
Doch dann hörte man lange nichts mehr von der Ausschreibung. „Und plötzlich kam die Nachricht, dass es keine Ausschreibung gibt, sondern wir jemanden vor die Nase gesetzt bekommen“, klagt Linnecken-Heu. Eine Frau, soviel ist bekannt, ein Begründung für die Entscheidung hat die zuständige Bezirksregierung Köln der Schule bislang nicht geliefert.
Keine rechtliche Handhabe
Ein Vorgang, der Schulvertreter, Eltern und Stadtpolitiker gleichermaßen auf die Palme bringt. „Wir sind auf gar keinen Fall damit einverstanden, dass uns hier ein Versorgungsfall vorgesetzt wird“, sagt Schuldezernent Marc Adomat. Nach seinen bisherigen Erkenntnissen würde die angedachte Lösung nicht zu der Schule passen, ganz im Gegensatz zu Vranken. „Der Mann ist Gold wert, den dürfen wir nicht verprellen.“ Eine rechtliche Handhabe hat die Stadt nicht gegen das durchaus legale Vorgehen der Bezirksregierung. Den Protest dagegen habe das Schuldezernat aber bereits sowohl persönlich wie auch schriftlich eingereicht.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Wir fordern, dass es ein ordnungsgemäßes Ausschreibungsverfahren gibt“, betont auch Bernhard Marewski (CDU), der als stellvertretender Vorsitzender des Schulausschusses an der Schulkonferenz teilnehmen wird und den verhinderten Vorsitzenden Gerd Wölwer (Grüne) vertritt. In dem Verfahren möge dann der Beste gewinnen, sagt Marewski. Wer das ist, steht für die Eltern fest. „Herr Vranken hat in der Corona-Krise Herausragendes geleistet“, sagt Wiebke Kleban, die zwei Kinder an der Schule hat. „Er hat nicht nur früh den Onlineunterricht ans Laufen gebracht, sondern geht auch auf die Bedürfnisse der Kinder und Eltern ein. Genau so, wie man es sich wünscht.“
Welche Fehler machen wir beim Lernen? Die Lehr-Lernforscherin Ines Langemeyer war zu Gast im Schul-Check-Podcast und ordnet Lernmythen ein:
Mit dem Alleingang der Bezirksregierung würde auch die Kultur an der Schule mit Füßen getreten. „Wir bringen den Kindern bei, was demokratische Prozesse sind. Und dass das nicht immer einfach ist, man aber miteinander ins Gespräch kommen muss“, sagt Kleban. Die Entscheidung nach „Gutsherrenart“ widerspreche allem, „was an der Schule gelebte Realität ist“.
Fast 1000 Unterstützer
Das sieht auch Ute Linnecken-Heu so: „Herr Vranken hat sich extrem reingehängt, er bleibt mit allen im Gespräch und hat die schwierige Situation sehr gut im Griff.“ Deswegen hat sie eine Online-Petition für die Ausschreibung der Stelle gestartet. Am Dienstag hatte diese schon fast 1000 Unterstützer gefunden. „Dass sich eine Schule so schnell, geschlossen und vehement gegen die Entscheidung der Bezirksregierung stellt, erlebe ich zum ersten Mal“, sagt auch Adomat. Das zeuge von einer intakten Schulgemeinschaft, die es zu erhalten gelte. Die Hoffnung auf Erfolg ist berechtigt, in Hürth hat im vergangenen Jahr eine ähnliche Petition zum Erfolg geführt.