Leverkusen/Wermelskirchen – Der „Brummi-Held“ von Wermelskirchen war am Donnerstag zunächst abgetaucht – Handy aus, nicht zu sprechen. Mehr als 50 Medienvertreter aus ganz Deutschland hatten bis zum Abend auf der Pressestelle der Kölner Polizei ihre Rufnummern hinterlassen.Sie alle wollten mit dem 43-jährigen Mann sprechen, dem es am Mittwochabend mit einem nahezu filmreifen Stunt gelungen war, einen fahrenden 40-Tonner auf der Autobahn 1 bei Wermelskirchen zu stoppen.
Laut der „Rheinischen Post“ handelte es sich bei dem „Helden“ um Matthias Erdmann aus Langenfeld. Der Mann sei entgegen einer vorherigen Meldung der Polizei selbst kein Lkw-Fahrer, heißt es in dem Bericht. Erdmann sei mit seinem Kia unterwegs nach Wuppertal zur Nachtschicht gewesen und habe sich über den schlingernden Lkw gewundert. Daraufhin stellte er sein Auto ab und nahm zu Fuß die Verfolgung des Sattelzugs auf.
Lkw fuhr führerlos über A1
Als „heldenhaft“ und „Kandidaten für die Helfermedaille“ hatten Polizisten den Mann bezeichnet. Grundsätzlich dürfe sich zwar niemand durch seine Hilfe in Gefahr bringen. „Aber in diesem Fall hat der Mann mit seinem mutigen und waghalsigen Eingreifen sehr viel Schlimmeres verhindert“, fasste Behördensprecherin Jessica Kluszczyk zusammen.
Gegen 21 Uhr hatten mehrere Zeugen über Notruf gemeldet, dass ein Sattelzug auf der A1 in Richtung Dortmund offensichtlich führerlos und mit knapp 15 Kilometern pro Stunde über die linke Spur fuhr und dabei immer wieder gegen die Betonwand in der Mitte schrammte. Wie sich später herausstellte, war der Fahrer (54) am Steuer zusammengebrochen und gestorben, womöglich durch einen Herzinfarkt. Andere Lkw-Fahrer erkannten die gefährliche Situation, sie fuhren nebeneinander und bremsten den folgenden Verkehr so aus.
Erdmann und ein weiterer Autofahrer – ein 58-jähriger Kameramann – rannten neben dem Lkw her und versuchten, die Seitenscheibe mit einem Stativ einzuschlagen. Doch das misslang. Durch die gebildete Rettungsgasse drang ein Polizeifahrzeug bis zu den Männern und dem Lkw vor.
Fahrer des Sattelzugs war tot
„Die Polizisten setzten sich mit ihrem VW Bulli leicht versetzt vor den Sattelzug, um ihn herunterzubremsen“, schilderte Kluszczyk. Über die Heckstoßstange des Bullis kletterte der 43-Jährige während der Fahrt mit einem Nothammer auf die Trittstufen des 40-Tonners, schlug die Scheibe ein, kletterte über den toten Fahrer, der zwischen den Vordersitzen lag, auf den Fahrersitz und bremste das Gespann nach einem knappen Kilometer Fahrt. Beim Griff durch die Scheiben zog er sich Schnittwunden zu.
Für den Fahrer des Sattelzugs kam jede Hilfe zu spät. Seine Leiche wird obduziert, um die Todesursache zu klären.
Nachdem Erdmann seine Verletzungen verarztet hatte, fuhr er wie immer zur Arbeit und zog seine Schicht bis sechs Uhr früh durch. „Es hat mich dann schon gefreut, als ich gesehen hab, dass überall in Deutschland über meine Aktion berichtet wird“, sagt er der „RP“.
