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Marienschule OpladenWie ein verletztes Bein zu einer Woche ohne Elterntaxis führte

Lesezeit 3 Minuten
Sechs Mädchen mit Ausweisen im Schulgarten

Schülerinnen der Marienschule mit ihren Ausweisen, die bezeugen, dass sie ohne Auto in die Schule gekommen sind.

Elterntaxis sind vor allem vor Grundschulen ein Problem, aber auch am Opladener erzbistümlichen Gymnasium entsteht regelmäßig Verkehrschaos.

Es war das verletzte Bein ihrer Tochter, dass Ute Rommeswinkel eine Weile lang häufiger in die Remigiusstraße und das dort gelegene Krankenhaus führte. Und so stellte die Projektleiterin des Naturgut Ophoven fest: Vor allem zum Unterrichtsbeginn an der gegenüber liegenden Marienschule droht hier regelmäßig der Verkehrskollaps. Ein perfektes Beispiel für das Projekt „Eine Woche ohne Elterntaxi“, dass das Naturgut schon lange gemeinsam mit der Wupsi an verschiedenen Schulen durchführt.

Das Problem der Elterntaxis, die nicht nur Stau, sondern auch Gefahr für die zu Fuß oder auf dem Fahrrad anreisenden Kinder bringen, ist vor allem an Grundschulen bekannt. Gerade das erzbistümliche Gymnasium aber hat ein besonders weites Einzugsgebiet, 55 Prozent der Schülerinnen und Schüler kommen nicht aus Leverkusen, sondern aus Leichlingen, Langenfeld oder sogar aus dem Kölner Raum. Vor allem für die Unterstufe ein weiter Anfahrtsweg, den viele Jungen und Mädchen gewohnheitsmäßig im elterlichen Auto absolvieren.

Ich wünsche mir, dass wieder mehr Eltern ihren Kindern zutrauen, den Schulweg alleine zu absolvieren.
Simon Hoffmann, Lehrer

„Meine Erfahrung ist, dass es sich viele Eltern, vor allem Mütter, zur selbstverständlichen Aufgabe gemacht haben, die Kinder morgens zur Schule zu bringen“, sagt Lehrer Simon Hoffmann, der die Aktionswoche an der Marienschule organisiert hat. Darunter litten nicht nur der Verkehr und die Umwelt. „Ich wünsche mir, dass wieder mehr Eltern ihren Kindern zutrauen, den Schulweg alleine zu absolvieren.“ Auch für die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der Kinder.

Die Sechstklässlerinnen Leni und Charlotte wohnen in Opladen und kommen regelmäßig zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule. Doch manchmal gibt es Probleme: Montags muss Leni ihr Saxofon mitschleppen, Charlottes Schwimmtasche passt nicht in den Fahrradkorb. Dann werden sie auch schon einmal gefahren.

„Das ist nicht schlimm“, beruhigt Rommerswinkel. Es gehe darum, mehr ohne Auto zu schaffen, es muss nicht alles sein. „Und wenn wir mit dem Auto fahren, dann nehmen wir auch Freundinnen mit, damit das Auto auch wirklich gebraucht wird“, ergänzt Charlotte und bekommt anerkennendes Nicken von den Erwachsenen.

Vollbremsung an grünen Ampeln

Lea wohnt in Langenfeld und kommt oft mit dem Bus, manchmal aber auch mit dem Auto, „weil der Bus nicht so oft fährt“, sagt die Elfjährige. „Wir haben in den letzten Jahren schon viel gemacht, dass der Bus häufiger kommt oder neue Strecken fährt, aber wir wissen auch, dass es noch an vielen Stellen verbessert werden kann“, sagt Marc Kretkowski. Der Geschäftsführer der Wupsi ist begeistert vom Engagement der Kinder und überreicht als Belohnung 50 Eintrittskarten für Leverkusener Schwimmbäder, die unter allen Schülerinnen der fünften und sechsten Klassenstufe verlost werden, die ihr Mobilitätstagebuch abgegeben haben.  

Darin haben die Kinder vermerkt, wie sie an den einzelnen Tagen zur Schule gekommen sind und wie das geklappt hat. Tatsächlich besser als außerhalb der Aktionswoche, sagt Marie (10): „Manchmal fahren die Autos auch, wenn die Fußgängerampel schon grün ist, da musste ich schon mehrmals eine Vollbremsung mit dem Fahrrad hinlegen.“ Während der Aktionswoche seien aber vor der Schule deutlich weniger Autos unterwegs gewesen.

Ganz am Ende der vielen Loblieder auf die „Woche ohne Elterntaxi“ gibt Marie zu: „Einmal hatte ich mittwochs echt keine Lust, mit dem Bus zu fahren.“ Denn Mittwoch ist der Tag, an dem die Zehnjährige die meisten Bücher mit zur Schule schleppen muss und deswegen der Tag, an dem sie von ihren Eltern im Auto zur Schule gebracht wird.

Doch in der Woche von 8. bis zum 12. Mai ging das nicht, sonst hätte die Fünftklässlerin in ihrem Mobilitätstagebuch gestehen müssen, dass sie es doch nicht geschafft hat, eine Woche ohne Elterntaxi auszukommen. „Und am Ende war ich dann doch froh, dass ich es gemacht habe“, sagt sich Marie. Auch für das Bücherproblem hat sie eine Lösung gefunden: „Ich habe einfach ein Buch schon am Dienstag mit in die Schule gebracht.“