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Medizin-Skandal in LeverkusenKrankenkasse zeigt Winfried Leßmann an

Lesezeit 3 Minuten
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Winfried Leßmann – hier bei der Einweihung der Zentrale von Med 360° im Innovationspark Leverkusen – hat Ärger mit der Staatsanwaltschaft.

  1. Mit Kontrastmitteln verdienen Medizin-Großhändler Millionen.
  2. Winfried Leßmann hat die Firma seiner Frau jahrelang mit solchen Aufträgen versorgt.
  3. Jetzt soll sich die Staatsanwaltschaft des Geschäftsgebarens annehmen.
  4. Lesen Sie hier, was die Deals zwischen Med 360 und Radiomed eingebracht haben.

Leverkusen – Für Dina Michels ist ganz klar: „Es liegt ein Anfangsverdacht sowohl auf Betrug als auch auf Korruption vor“, sagt die Chefin der Abteilung zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen bei der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH). Sie hat deshalb bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf Anzeige erstattet. Sie richtet sich gegen ein Geschäftsmodell, mit dem die Firma von Dagmar Diwo-Leßmann über Jahre millionenschwere Umsätze generierte. Die Aufträge stammten aus dem Radiologie-Netzwerk Med 360°. Dessen Vorstandschef ist ihr Ehemann Winfried Leßmann.

Nach Ansicht der Krankenkasse ist so etwas „unzulässige Zusammenarbeit“ zwischen Lieferanten und niedergelassenen Ärzten. Die Mediziner würden durch ihr Verordnungsverhalten die Geschäfte eines verbundenen Unternehmens „maßgeblich beeinflussen“.

Kontrastmittel für mehrere Millionen Euro

Tatsächlich hätten seit Ende der 90er Jahre seine Radiologie-Praxen die in großen Mengen benötigten Kontrastmittel für Computer- (CT) und Magnetresonanztomografien (MRT) bei der Firma Radiomed geordert, räumte Leßmann am Montag auf Anfrage ein. Das Unternehmen gehöre seiner Frau und seiner Mutter, baue radiologische Praxen und statte sie aus – zudem habe sie eine Zeit lang mit täglichem Bedarf Großhandel betrieben, auch mit Kontrastmitteln.

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Mit denen ließen sich tatsächlich gute Margen erwirtschaften. Der Einkaufspreis des viel gebrauchten Mittels Dotarem etwa liege bei rund einem Euro pro Milliliter, die Kassen erstatteten bis zu sechs Euro.

Leichter Preisverfall

Zwar seien es zuletzt nur noch vier Euro gewesen, und durch Generika gebe es weiteren Preisdruck. Ein einträgliches Geschäft bleibe der Kontrastmittel-Handel in der Radiologie aber, sagte der Chef des mittlerweile weitaus größten Radiologie-Netzwerks in Deutschland, das in diesem Jahr 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften will und zuletzt rund 700.000 Patienten hatte.

Entsprechend dem Wachstum der heutigen Med 360° habe auch das Umsatzvolumen mit der Firma seiner Frau stetig zugenommen, sagte Leßmann: Für 2010 schätzt er den Gewinn auf rund eine halbe Million, danach sei er auf 800 000 bis eine Million Euro im Jahr gestiegen. „Ich will das nicht verniedlichen“ – aber der Kontrastmittel-Handel mit seinem Radiologie-Netzwerk habe trotzdem „nur rund ein Viertel des Geschäftsvolumens der Radiomed ausgemacht.“

2016: Leßmann lässt ein Gutachten machen

Die Frage ist, ob solche Geschäfte innerhalb der Familie erlaubt sind. Deshalb habe er im Jahr 2016 einen namhaften Medizin-Strafrechtler mit einem Gutachten beauftragt, sagte Leßmann. Anlass für die Überprüfung sei das neue Antikorruptionsgesetz in der Medizin gewesen. Er habe sicher gehen wollen, dass die innerfamiliäre Geschäftsbeziehung rechtens ist. Die Antwort sei aus seiner damaligen Sicht einigermaßen befriedigend ausgefallen, so der Arzt: Die Sache sei in Ordnung – „aber es kann Ihnen passieren, dass sich mal jemand dafür interessiert“, fasste Leßmann das Plazet des Rechtsgelehrten zusammen. Obwohl er nicht ahnen konnte, dass er und seine Frau mal wegen „unzulässiger Zusammenarbeit“von einer Krankenkasse angezeigt würden, habe die Radiomed von Med 360° keine Aufträge mehr bekommen: „Wir haben’s sein lassen.“ Anfang 2017 sei der Handel eingestellt worden.

Unanständig oder strafbar?

Dennoch fragt sich Leßmann, ob es tatsächlich gegen das Gesetz verstößt, wenn man zugegebenermaßen einträgliche Geschäfte zwischen zwei Firmen abwickle, die einer Familie gehören. Angesichts der Anzeige werde klar, so der Arzt: „Ich kann nicht behaupten, ich bin in jedem Fall schuldlos.“ Das Gegenteil ist aber auch nicht bewiesen. „Die strafrechtlichen Ermittlungen bleiben abzuwarten“, hieß es am Montag bei der Krankenkasse.

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Leßmann findet mit Blick auf die Margen bei Kontrastmitteln: „Wir haben ein Problem im System.“ Dafür trügen aber auch die Kassen Verantwortung, die so hohe Erstattungen zahlen. Ihm sei auch klar, dass man das von ihm und seiner Familie jahrelang praktizierte Geschäftsmodell „unanständig“ finden könne. Andererseits profitierten andere Großhändler im selben Maße.