Moscheen in LeverkusenMehr Gemeinsamkeiten als gedacht

Mohammed Boussouf (rechts) zeigte den Gästen den Gebetsraum der marokkanischen Moschee in Rheindorf.
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Leverkusen – Es war ein besonderes Wochenende für gläubige Muslime. Am Freitag führten sie beim Tag der offenen Moschee Besucher durch ihre Gotteshäuser, am Samstag feierten sie das Opferfest. In Leverkusen beteiligten sich drei Moscheen an der bundesweiten Initiative, die 1997 Premiere feierte. Geöffnet waren in Küppersteg die Mimar-Sinan-Moschee des Türkisch-Islamischen Kulturzentrums (Kiesweg) und die Mesxhidi-Aksa-Moschee (Mühlenweg). Am Monheimer Platz in Rheindorf durften Besucher nach dem traditionellen Freitagsgebet die Masjid-Al-Muhsinin-Moschee des Marokkanischen Vereins erkunden.
Fünf Säulen des Islam
Der Vorsitzende Mohamed Ousout und Vereinssprecher Mohammed Boussouf führten die erste kleine Besuchergruppe am Nachmittag in den Gebetsraum im Erdgeschoss. Ausgelegt mit weichem, grün-beigen Teppich und verziert mit großen und kleinen Kronleuchtern ist es der Ort, an dem die Männer beten. Boussouf erläuterte die fünf Säulen des Islam und ging unter anderem auf die Armensteuer ein. „Einmal im Jahr sollten Muslime 2,5 Prozent ihres Ersparten spenden“, erläuterte der 25-jährige Rheindorfer.
Mit Spenden seiner Mitglieder habe der Marokkanische Verein, 1983 gegründet, auch die Moschee errichtet. Eine ehemalige Gaststätte wurde vor fünf Jahren um Gebetsräume samt Kuppel erweitert. Gebetet und gepredigt werde auf Deutsch, Arabisch und Berbisch. Die meisten der 120 Mitglieder – registriert werden übrigens nur die Männer – stammen aus Marokko, aber auch Tunesier und Algerier kommen mit ihren Familien in die Rheindorfer Moschee. Für die Frauen gibt es im Untergeschoss einen Gebetsraum; in den Schulungsräumen können Kinder Arabisch lernen oder Förderunterricht in Deutsch besuchen. Stolz zeigten die Gastgeber die aufwendige Stuckverzierung an den Wänden. Nur diese Handwerksarbeit habe man einem Meister überlassen, „alles andere haben die Mitglieder selbst gemacht“, zählte Boussouf auf: „Fußbodenheizung, Teppich verlegen, fliesen“. Von der so genannten Gebetsnische aus führt der Iman das Gebet; freitags wiederum platziere er sich auf der Kanzel und predige.
„Eine Kanzel gibt es bei uns auch“, kommentierte Waltraud Boxnik, „überhaupt gibt es doch viele Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Islam.“ Genau darauf sollte der Fokus liegen, betonte die Leichlingerin, die mit Tochter Silvia nach Rheindorf gekommen war. Den Tag der offenen Moscheen nutzten sie in den vergangenen Jahren, um die islamischen Gotteshäuser in der Umgebung kennenzulernen. Weil sie in ihrem Arbeitsleben viele muslimische Kolleginnen hatte, habe sie keine Berührungsängste, erzählte Boxnik: „Mir tut es leid, wenn so wenig auf die Gemeinsamkeiten geschaut wird. Spenden an Arme oder den Ritus des Händewaschens vor dem Gebet kennen wir Christen doch auch.“ Im Hof der Moschee liefen derweil die Vorbereitungen für das Opferfest, das am Samstag gefeiert wurde. Zu den Nachbarn aus den Wohnhäusern sei der Kontakt gut, von Anfeindungen spüre man nichts. Selbst schlachten werde der Verein in diesem Jahr nicht, sagte Boussouf: „Das Fleisch wird immer teurer, pünktlich zum Opferfest steigen die Preise. Das wollen wir nicht mehr mitmachen. Wir spenden stattdessen Geld an Bedürftige.“ Schlemmen war trotzdem angesagt – und Vereinsvorsitzender Mohamed Ousut lud die Besucherinnen prompt ein, am nächsten Tag wiederzukommen.