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„Narwali“ in LeverkusenSo funktioniert der Schwimmunterricht auf dem Schulhof

Lesezeit 4 Minuten
Drei Mädchen im Schwimmcontainer

Mädchen der 3b werfen einen ersten Blick in den Schwimmcontainer „Narwali“

Normalerweise braucht die GGS Heinrich-Lübke-Straße drei Schulstunden für 30 Minuten Schwimmunterricht. In den kommenden Wochen ändert sich das deutlich.

Ein Container mit Wasser drin, das könne nun doch wirklich nicht die Lösung für fehlende Hallenbadkapazitäten sein, da waren sich Dezernent Marc Adomat und Sportparkleiterin Nelly Schreiner zunächst einig. Jetzt, da der Schwimmcontainer „Narwali“ des Kreissportbundes Düren an der GGS Heinrich-Lübke-Straße in Steinbüchel steht, stellen beide gleichermaßen fest: „Das ist alles andere als ein Planschbecken.“ „Da ist sogar eine Gegenstromanlage drin, bei der jeder Profi erst mal zeigen muss, dass er ein Profi ist“, erklärt Wolfgang Schmitz, Geschäftsführer des Kreissportbundes Düren, stolz.

Drei Schulstunden für 30 Minuten Wasserzeit

Es ist nicht nur die 11,5 Meter lange und 2,8 Meter breite Schwimmfläche, die auch Schulleiterin Bianca Menzel ins Schwärmen bringt. Es ist vor allem die Nähe. „Wir fahren mit den dritten Klassen zum Schwimmunterricht nach Bergisch Neukirchen“, berichtet die Schulleiterin. „Da brauchen wir knapp drei Schulstunden für 30 Minuten Wasserzeit.“ Bis zu 90 Prozent Nicht-Schwimmer habe sie an ihrer Schule. „Und das größte Problem ist, dass ein großer Teil der Kinder nicht einmal wassergewöhnt ist, das heißt, die Lehrer brauchen viel Zeit, um die Kinder überhaupt ins Wasser zu bekommen.“

Das größte Problem ist, dass ein großer Teil der Kinder nicht einmal wassergewöhnt ist
Bianca Menzel, Leiterin der GGS Heinrich-Lübke-Straße

Im Schwimmcontainer werden über die nächsten acht Wochen nicht nur die Drittklässler, sondern alle 350 Kinder der Schule jeweils 30 Minuten Wasserzeit pro Einheit haben. Dafür reicht eine Schulstunde aber aus, schließlich müssen sie sich nur auf den Pausenhof begeben und sich im angeschlossenen Umkleide-Container Badesachen anziehen. Jeweils eine halbe Klasse passt in das Wasserbecken, die andere Hälfte macht in der Zeit Unterricht. Ganz ohne Anreise: Auch für die Lehrer eine Entlastung.

Fünf Menschen vor Schwimmcontainer

Schulleiterin Bianca Menzel, Marcel Rekus, Wolfgang Schmitz, Nelly Schreiner und Marc Adomat (v.l.) vor dem Schwimmcontainer

Acht Wochen soll „Narwali“ nun auf dem Steinbücheler Schulhof stehen. „Von uns aus darf er auch zehn Wochen bleiben“, sagt Wolfgang Schmitz, Geschäftsführer des Kreissportbundes Düren, der für das Projekt verantwortlich ist. „Im besten Fall haben danach alle Kinder der Schule zumindest grundlegende Schwimmfähigkeiten, sodass sie nicht mehr ertrinken, wenn sie ins Wasser fallen“, erklärt Schmitz. Das hieße, dass die Schule für zwei bis drei Jahre Ruhe hätte, bis der Schwimmcontainer für die neuen Schülerinnen und Schüler wieder hier Station machen sollte.

Vom Land finanziert

Das Seepferdchen-Abzeichen abnehmen können die Lehrkräfte im Container nicht. „Meistens reicht es danach aber, wenn man mit der ganzen Klasse noch ein- oder zweimal in ein richtiges Schwimmbad fährt und es sich dort abnehmen lässt“, erklärt Schmitz. Wichtig in Zeiten der Haushaltsmisere in Leverkusen: Container und Schwimm-Trainer werden vom Kreissportbund Düren und dem Land NRW gestellt und finanziert, das Wasser hat die EVL in den Container gepumpt. Die Stadt muss nur für die Anschlüsse sorgen und die laufenden Energiekosten übernehmen.

Innen gibt es einen Feedback-Terminal und jede Menge Schwimmhilfen und Spielsachen.

Innen gibt es einen Feedback-Terminal und jede Menge Schwimmhilfen und Spielsachen.

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, an einem Feedback-Terminal können Kinder und Erwachsene nach jeder Stunde eine Beurteilung abgeben. Die Teilnehmerzahlen und Erfolge werden genau dokumentiert, eine Doktorandin der Uni Bochum schreibt ihre Doktorarbeit über das Projekt. Für die Stadt Leverkusen begleitet Marcel Rekus aus dem Fachbereich Schulen das Projekt eng: „Wir haben aktuell schon Probleme mit den Schwimmbadzeiten und wenn das Hallenbad Bergisch-Neukirchen zur Sanierung geschlossen werden muss, fallen weitere Zeiten weg.“ Da sei es die Hoffnung der Stadt, auf diesem Weg für Linderung zu sorgen. Der Traum wäre natürlich ein eigener Container, der durch die Stadtteile wandern könne. „Wir werden die Ergebnisse ganz genau auswerten und unsere Schlüsse daraus ziehen“, verspricht Rekus.

Drei Mädchen der 3b dürfen vorab schon mal einen Blick hineinwerfen und würden am liebsten direkt ins Wasser springen. „Sieht richtig cool aus“ urteilt Mia. Die drei haben großen Spaß beim Schwimmunterricht in Bergisch Neukirchen und wollen auch die Busfahrt mit den Klassenkameraden dorthin nicht missen. Aber dass sie in den nächsten Wochen sogar noch zusätzlich auf dem Schulhof schwimmen können, das sei: „Zehn von Zehn!“


Schwimmcontainer auch für Kindergeburtstage

Außerhalb der Schulzeiten können auch Vereine und Privatpersonen sich in den Schwimmcontainer einbuchen. Aktuell sind alle Schwimmkurse und die Ferienangebote in den Herbstferien bereits ausgebucht. Kindergeburtstage können aber noch angefragt werden. Alle Angebote im Internet unter https://ksb-dueren.de/kursuebersicht-narwali/