Leverkusener KonfliktNaturschützer verweigern Ja zu Regenwasserkanal am Klinikum
Leverkusen – Verhindern kann der Naturschutzbeirat diese Planung nicht, dass er ernsthafte Bedenken dagegen hat, will er aber durchaus unmissverständlich zu Protokoll geben. So verweigerte das Gremium in seiner jüngsten Sitzung einem Vorhaben seine Zustimmung, Regenwasser aus einem Wohngebiet in Nachbarschaft des Klinikums Leverkusen nach einer Reinigung durch einen neuen Kanal in die Dhünn einzuleiten.
Dass eine Reihe Bäume gefällt werden sollen, um ein bestehendes Wohngebiet vor Überflutung nach starken Regenfällen zu schützen, konnte die Naturschutz-Vertreter im Beirat – im Unterschied zur Unteren Naturschutzbehörde bei der Stadtverwaltung – nicht überzeugen. Mit sieben zu zwei Stimmen lehnten sie eine Befreiung von den Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes ab.
Es geht um das Wohngebiet am Klinikum, das von Virchow-, Semmelweis- und Paracelsusstraße eingerahmt wird. Das besteht seit den 1950er Jahren. Inzwischen ist der Regenwasserkanal, der über einige Privatgrundstücke sowie das Klinikum-Gelände zur Dhünn führt, an einigen Stellen nicht mehr dicht, sodass es zum Austritt des Wassers kommt. Auch reicht sein Volumen nicht mehr aus, nachdem vor allem auf der Fläche des Krankenhauses weitere Gebäude errichtet und Flächen versiegelt worden sind. Weil der Fahrzeugverkehr auf der Virchowstraße mit gezählten 3125 Fahrzeugen am Tag über dem Richtwert von 2000 liegt, muss das Regenwasser außerdem vor einer Einleitung in den Fluss gesäubert werden.
Ein neuer Regenwasserkanal soll daher von Virchow- und Paracelsusstraße her kommend unter dem Rad-Gehweg entlang der Gustav-Heinemann-Straße bis zur Dhünnbrücke nahe Schloss Morsbroich geführt werden. Insgesamt 22 Bäume müssten dafür gefällt werden, darunter vier in einem unter Naturschutz stehenden Geländestreifen längs der Dhünn. Die Arbeiten für den Kanalbau würden, unterteilt in zwei Bauabschnitte, im Frühjahr 2023 beginnen und im Winter 2025 abgeschlossen sein.
Warum keine Verrieselung?
Der Vorsitzende des Gremiums, Martin Denecke, bemäkelte, dass in dieser Wohnsiedlung nicht mehr Regenwasser verrieselt werde und es überhaupt keine Dachbegrünung gebe – „das ist nicht Stand der Technik“. Dagegen erinnerte Kerstin Dörre, Planungsingenieurin bei den Technischen Betrieben Leverkusen (TBL), daran, dass die Siedlung eben einige Jahrzehnte alt sei. Das relativ eng bebaute Gelände lasse keine wirklichen Alternativen zu einer solchen Kanallösung zu und man dürfe „es nicht einfach absaufen lassen“. Im Übrigen sei die Eingriffsfläche, um die es hier am Dhünnufer gehe, mit sieben mal 65 Metern nicht besonders groß.
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Dass es in der Nähe von Schloss Morsbroich mal eine bis zu 15 Tiere zählende Graureiher-Population gegeben habe, bestätigte Landschaftsarchitekt Sven Peuker auf Nachfrage. Allerdings sei dies ein instabiler Bestand gewesen. Die Reiher hätten ihre Brutversuche abgebrochen, nachdem ihre Nester wiederholt von Elstern zerstört worden seien.
Nach gut anderthalb Stunden Diskussion lehnte der Naturschutzbeirat die Planung also mehrheitlich ab. Dies sei „immerhin ein deutlicher Hinweis an die Politik“, so Vorsitzender Denecke.