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Hartz IVÜber 5000 Kinder und Jugendliche in Leverkusen von Kinderarmut betroffen

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Kinderfeste wie das im Mai in Alkenrath gehören zu den Aktionen, mit denen das Netzwerk Kinderarmut den Betroffenen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglichen will.

Leverkusen – Die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosenzahlen sinken – und die Kinderarmut nimmt zu. 15 Jahre nach der Einführung von Hartz IV ist das kein Widerspruch, sondern eine Erfahrung aller, die in der Kinder- und Jugendarbeit als Pädagogen, Sozialarbeiter oder Betreuer tätig sind. „Früher“, berichten Rüdiger Porsch von Jugendhaus Opladen und Reiner Hilken vom Jugendzentrum Bunker übereinstimmend, „war Essen kein Thema in den Freizeiteinrichtungen, weil die Kinder zu Hause genug bekamen. Das ist heute grundlegend anders.“

Die Experten gehen von weit über 5000 Kindern und Jugendlichen in Leverkusen aus, die bei manchen Schulhofthemen nicht mitreden können, weil eine Eintrittskarte fürs Fußballstadion oder Kino einfach nicht drin sind. Von Ausflügen etwa ins Phantasialand oder gar einer Urlaubsreise ganz zu schweigen. Das „Netzwerk Kinderarmut“, dem zahlreiche Fachleute, Vereine und Institutionen angehören, will mit seiner Kampagne „Sei dabei“ dagegen etwas unternehmen.

Als Einbahnstraße entwickelt

Der Start der Kampagne fällt dabei nicht von ungefähr auf den November. Denn seit Mitte der Woche gibt es genau seit 15 Jahren Hartz IV. Was damals aber als Königsweg zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt gepriesen worden sei, habe sich viel mehr zu einer Einbahnstraße entwickelt, der auch die Kinder von Langzeitarbeitslosen kaum noch entrinnen könnten, erklärten gestern im Jugendhaus Bunker neben Hilken und Porsch auch Dana Fischer vom Betreuungsverein „Der kleine Goldfisch“ und Karl Walter Casper, der sein Berufsleben bei der Caritas verbracht hat.

Wer im „falschen“ Stadtteil lebe oder in der „falschen“ Familie aufwachse, bleibe mit großer Wahrscheinlichkeit im Teufelskreis von Armut und Ausgrenzung gefangen. Das Netzwerk möchte deshalb dazu beitragen, dass den betroffenen Kindern und Jugendlichen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird, wozu sie neben Unterstützern und Sponsoren auch Ideen für entsprechende Angebote benötigen. Dabei können die Verantwortlichen auf einer soliden Basis aufbauen, die in der Vergangenheit bereits Kinderfeste, Kochaktionen, Theater- und Schwimmbadbesuche und viele weitere Freizeitangebote organisiert hat. Auch das Projekt „Kindermahlzeit“ der Jungen Gemeinschaft Lev gehört dazu. Informationen über das Netzwerk Kinderarmut gibt es im Internet und unter ☎ 0214 / 468 96.

www.netzwerk-kinderarmut.de