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Neuer Bayer-Chef im Porträt„Primadonnen-Kultur passt auch nicht nach Leverkusen“

Lesezeit 4 Minuten
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Büro, nicht Backstube: Werner Baumann hätte den Familienbetrieb führen können. Eine Mehl-Allergie stoppte ihn.

  1. Der neue Bayer-Konzernchef Werner Baumann im Porträt.

Leverkusen – Die Frage Audi, BMW oder Benz als Dienstwagen beschäftigt Werner Baumann nicht. Bayers werdender Vorstandschef hat sie längst beantwortet: BMW, Benz, VW und, und, und. Der BMW ist ein alter Z 3, der VW ein Golf GTI der ersten Generation – beide aus der Kategorie „klein, leicht, schnell“. Und der Mercedes ein W 124, eine kantige Limousine. Über die anderen drei, vier Schätzchen in seiner offenkundig überaus geräumigen Krefelder Garage macht Baumann keine Angaben. Nur soviel: Alle Autos in seiner kleinen Sammlung „stehen für Erinnerungen und für Wünsche, die man sich nicht erfüllen konnte“.

Nun, dieses Thema hat sich schon länger erledigt: Bayer weist Baumanns Bezüge für 2015 mit knapp 3,7 Millionen Euro aus. Damit liegt er im Konzernvorstand mit großem Vorsprung auf Platz zwei. Allerdings hat er voriges Jahr auch für Zwei gearbeitet: Er musste noch einmal bei Health Care ran. Die Chefs der Gesundheitssparte sind anderswo begehrt.

Lupenreine Bayer-Biografie

Als begehrt darf sich auch Werner Baumann empfinden – und zwar im eigenen Haus. Seit Marijn Dekkers ist die Berufung an Bayers Spitze keine absehbare Beförderung für verdientes und bewährtes Vorstandspersonal mehr. Also bezeichnet Baumann es am Montagabend als „besondere Ehre, Marijn Dekkers nachzufolgen“. Wobei er dem scheidenden Chef auf Schritt und Tritt gefolgt ist: Baumann wurde just an jenem 1. Oktober 2010 in den Bayer-Vorstand berufen, als auch Dekkers antrat. Während der Neue auf eine dreimonatige Entdeckungstour im Konzern ging, brauchte Baumann nur Einblick in die Bücher. Der neue Finanzvorstand hat eine lupenreine Bayer-Biografie. Mit den üblichen Stationen, die sich im Nachhinein wie logisch aufeinander folgende Karriereschritte ausnehmen: fünf Jahre Spanien, sechs Jahre USA. Danach ein wichtiger Job in der heute ruhmreichen Gesundheitssparte und Berufung in deren Vorstand. Die etwas heikle Mission, die stolze Schering mit dem neuen Eigentümer Bayer zu versöhnen. Als Arbeitsdirektor. Schließlich nochmals Feuerwehrmann bei Health Care.

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Doch dass sich nun sein einziger Lebenstraum erfüllt, würde der Sohn eines Bäckers aus Krefeld nicht mal sagen. Es gäbe da eine Alternative. Die hat ihm sein Großvater mütterlicherseits vorgelebt. Der war Bauer und ist durch Grundstücksgeschäfte so reich geworden, dass er mit 50 nicht mehr arbeiten musste. Baumann ist aber schon 53, kann die Bestmarke also nicht mehr erreichen. Na gut, dann eben Chef eines Weltkonzerns.

„Eher der Handwerker“

Als solcher darf man Vorbilder haben. Da gibt der neue Bayer-Chef nicht den Jünger irgendeines Industrie-Magnaten. Für Star-Kult ist er viel zu sachlich, „Primadonnen-Kultur passt auch nicht nach Leverkusen“. Auf Werner Wenning angesprochen, der unterm Bayerkreuz so langsam den Stellenwert eines Helmut Schmidt anzunehmen scheint, ist er aber artig: „Wer würde Wenning nicht gern als Vorbild haben?“ Allerdings tritt Baumann der Darstellung entgegen, der heutige Chef des Aufsichtsrats habe Baumann zu seinem Zögling erkoren und im Alleingang als neuen Vorstandschef durchgedrückt. Dabei wäre diese Geschichte mangels Details nicht mal halb so gut wie jene von Manfred Schneider und Marijn Dekkers. In der heißt es, Dekkers habe den damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden auf dem Tennisplatz überzeugt. Wie überraschend: Dekkers war mal Tennislehrer.

In seiner Bayer-Zeit war der scheidende Chef privat vor allem Familienvater. Auch Baumann erklärt an diesem Abend mit Journalisten im Bayer-Kasino nur allzu gern, dass auch Leute wie er ein Leben neben ihrem Beruf haben: „Ich bin nicht so der Sportler. Eher der Handwerker.“ Noch am Sonntag habe er Hand anlegen müssen. In der heimischen Küche war der Abfluss verstopft und ein Beschlag am Schrank kaputt gegangen. „Das mit dem Abfluss habe ich hingekriegt. Auf die Sache mit dem Schrank muss meine Frau noch warten.“ Die Ansage lässt keinen Zweifel, dass der Wirtschaftswissenschaftler auch diese Aufgabe meistern wird. Im Handwerken hat er offenbar so viel Erfahrung gesammelt, dass ihm auch vor einer großen Ansage nicht bange ist: „Bis auf Elektro könnte ich ein ganzes Haus bauen.“

Von Automechanik, auch von alter, lässt der Krefelder die Finger. Ins Büro fahren ist ihm lieber. Dienstlimousine? Will er nicht.