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Nussgarten in LeverkusenMenschen aus ganz NRW kommen zum Walnuss-Sammeln

Lesezeit 3 Minuten

Im Haus Nussgarten werden die geernteten Walnüsse auf selbstgemachten Rosten getrocknet.

Leverkusen – Sie sind dick oder klein, hartschalig oder leicht zu knacken, braun oder gelb im Kern. Und manchmal kommen sie auch rot daher. Walnuss ist nicht gleich Walnuss. Das lernen Besucher bei Johanna Partz im Haus Nussgarten in Engstenberg schnell. Jedes Jahr kommen Menschen im Herbst aus ganz Nordrhein-Westfalen, um in dem großen Garten Im Kirberg 27 mit den vielen alten und jungen Bäumen Walnüsse aufzusammeln. „Es bringt überhaupt nichts, mit Stöcken auf die Äste zu schlagen. Die Walnüsse am Baum sind noch nicht reif. Dafür muss die Schale aufgeplatzt und die Nuss runtergefallen sein“, sagt Partz. Wer Nüsse aufklauben möchte, muss sich anmelden. Für alte Stammkunden erntet die Chefin selbst: „Wenn sich die alten Leute nicht mehr bücken können, dann tue ich das für sie.“

1400 Kilo Nüsse gab es dieses Jahr. Es war ein gutes Nussjahr. 2016 wird die Ernte wahrscheinlich geringer ausfallen. „Wenn ein Baum so viel gearbeitet hat, hat er nicht die Zeit, genug neue Triebe fürs nächste Jahr anzulegen“, erläutert die Expertin.

Auch den Tieren schmeckt es. Da gibt es Eichhörnchen, einen Dachs und eine Mäusekolonie. Den Wildschweinen seien die Nüsse egal, sie zerwühlten nur ihren Rasen, so Partz. An der Art, wie die Nuss geknackt worden ist, erkennt sie, welches Tier sich gütlich getan hat. „Eichhörnchen nagen die Nuss sauber an der Naht auf. Mäuse beißen große Löcher hinein, Krähen picken kleinere.“

Vater begann 1965 mit Obstanbau

Johanna Partz muss es wissen, hat die Walnuss doch viele Jahre ihres Lebens begleitet. 1965 begann ihr Vater Hans Behr-Heyder, der einen Obstanbau in Schlebusch betrieb, mit dem Walnussanbau in Engstenberg. Mittlerweile stehen viele ungarische Sorten auf dem Gelände, aber auch Züchtungen deutscher und österreichischer Herkunft sind dabei. Gerade hat Partz 15 neue Bäume gepflanzt. Sie sind zurzeit etwa daumendick und 1,80 Meter groß. Manschetten schützen die Jungpflanzen vor Rehböcken. Diesmal hat sich die Walnussanbauerin wieder für ungarische Bäume entschieden. „Sie haben eine relativ gleichbleibende Frucht, füllen den Kern gut aus und sind leicht zu knacken. Zudem lassen sie sich leicht trocknen“, begründet sie ihre Entscheidung. Obwohl sie gern die roten Donaunüssen aus der österreichischen Stadt Ybbs mag. Auch die Weinheimer Sorte mit hellem Kern und dünnen braune Äderchen erntet sie.

Bis die neuen Bäume genug Nüsse abwerfen, muss sie viel Geduld aufbringen. „Da sind vielleicht fünf Nüsse in drei Jahren dran.“ Der Ertrag wird erst in zehn Jahren nennenswert sein. Und ob die gelieferte Ware aus der Baumschule tatsächlich etwas taugt, kann sie auch erst in ein paar Jahren sagen. „Wer eine schnelle Rendite haben will, der pflanzt keine Walnussbäume.“

Kein Vergleich mit industrieller Trocknung

Partz ist davon überzeugt, dass ihre Nüsse besser schmecken als die industriell unter großer Hitze getrockneten Ware. Die Walnussexpertin setzt auf Wind und Sonne. Dafür hat sie große, selbst gemachte Roste, auf denen die Nüsse liegen. „Ich bewege sie jeden Tag einmal, so dass von allen Seiten Luft herankommen kann.“ Kunden rät sie, die Nüsse auf ein Bettlaken zu legen, dass man täglich bewegen kann, bis die Nüsse getrocknet sind.

Auch zu anderen Produkten lässt sie die Kerne verarbeiten. Dafür kooperiert sie mit dem Vanikumer Lindenhof in Rommerskirchen. So entstehen aus den Nüssen Walnussöl, Walnussmehl oder Walnussmus.

Ihr Tipp: „Jeden Tag eine Handvoll Nüsse essen. Das verbessert die Blutwerte.“