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Opladener Sportplatz BirkenbergMannschaft aus Asylbewerbern beim Chinandega-Cup

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Das Flüchtlingsteam „Babylon Leichlingen“ im staubigen Einsatz gegen das maskierte „Autonome Rollkommando“.

Opladen – Die beiden Männer sind frustriert. Schweißgebadet setzen sich Miriglen und Sergio Muça auf eine Bierbank. Die Asche vom Fußballplatz hat ihre Schuhe und Socken rot gefärbt. Von dort sind Rufe zu hören. Zuschauer feuern die Teams an, die Trainer brüllen den Spielern Anweisungen zu. Sergio und Miriglen Muça verstehen kaum etwas. Sie können nur rätseln, was die Worte bedeuten mögen. Und genau das ist das Problem. Deshalb hat ihr Team die erste Partie beim Chinandega-Cup am Birkenberg verloren.

„Babylon Leichlingen“ nennen sich die Hobbykicker. Der Name hätte passender kaum sein können. Babylonische Sprachverwirrung, die gibt es hier definitiv. Die zwei jungen Männer aus Albanien spielen mit Afghanen, Syrern, Eritreern und Guineern gemeinsam um den Sieg. Es ist eine Mannschaft aus Flüchtlingen, die in Leichlingen leben.

Diskussion um Elfmeter

Eine Diskussion entbrennt. Der Elfmeter sei unberechtigt gewesen, beschwert sich ein syrischer Mitspieler. Reza Hosseini versucht zu beschwichtigen. Es gehe doch um den Spaß. Als Trainer ist er das Bindeglied. Er ist selbst in Teheran geboren, aber in Deutschland aufgewachsen. Er lebt in Leichlingen, kann Deutsch, Englisch und Persisch sprechen. Und er versteht etwas von Fußball. Für Bernd Brinkmann war er daher die erste Wahl. Es war seine Idee, mit einem Team aus Flüchtlingen beim Chinandega-Cup anzutreten. „Ich bin der Manager“, sagt Brinkmann und lacht. Von Fußball habe er selbst keine Ahnung.

Raum für Begegnungen: Pausengespräch beim multikulturellen Fußballturnier um den Chinandega-Cup auf dem Opladener Sportplatz Birkenberg.

Bernd Brinkmann betreut die albanische Familie Muça. Miriglen und Sergio Muça besuchen einmal die Woche seine 92-jährige Mutter. „Sie war Grundschullehrerin. Sie freut sich, dass sie wieder was vermitteln kann“, erzählt der Leichlinger. Er klopft den beiden jungen Männern auf die Schulter. Die 1:4-Niederlage gegen die Okolyten Orthopäden muss sich ja nicht wiederholen.

„Wir ertragen die erste Niederlage mit Fassung“, sagt Reza Hosseini. „Wir haben schließlich nur einmal zusammen trainiert, und die Spieler kennen einander nicht. Das Team muss erst einmal zusammenwachsen.“ Im nächsten Jahr, wenn der Chinandega-Cup dann zum 27. Mal stattfindet, könne man ja wiederkommen. Und zwar durchtrainiert, eingespielt und mit den drei Pokalen im Visier.

Die Plastiken, die die Künstlergruppe „Rost, Ranz und Dreck“ aus dem Leverkusener Kulturausbesserungswerk für den Wettbewerb entworfen haben, stehen als Ansporn am Zelt der Preisrichter. Gordon Bois vom THC Bergisch Land behält von dort aus alles im Blick. Auf einer großen Tabelle trägt er die Endergebnisse ein.

Zwölf Teams traten an zwei Tagen gegeneinander an

Zwölf Hobbyfußballteams aus Leverkusen, Köln, Wuppertal, Wermelskirchen und Leichlingen traten auf dem Opladener Sportplatz Birkenberg an zwei Tagen gegeneinander an. „Wir hoffen, dass es nicht zu hart zugeht“, sagt Gordon Bois. „Fußballregeln wie Abseits gelten. Es soll ein Turnier im Sinne der Fairness sein.“ Daher sind die drei Pokale auch nicht etwa für die ersten drei Plätze. Es gibt einen für den Turniersieger, einen für das Team mit den lautesten Fans und einen für die fairste Mannschaft mit den wenigsten Gelben Karten.

„Alles in Ordnung?“, fragt Wolfgang Heep den Preisrichter, der mit einem Nicken antwortet. Heep, der selbst als Einwechselspieler in kurzer Hose und Sportschuhen über das Gelände läuft, ist es ein besonderes Anliegen, dass das Turnier ordentlich läuft. In der Nicaragua-Arbeitsgruppe, in der er Mitglied ist, hat der Chinandega-Cup seinen Anfang gefunden. Mit dem Turniererlös wurden Projekte in der Partnerstadt Chinandega unterstützt.

Dieses Mal wird der Betrag geteilt. Begünstigt wird auch der Flüchtlingsrat. Rita Schillings freut sich sehr, hat es aber eilig. Wenn das nächste Spiel des Teams „Babylon Leichlingen“ angepfiffen wird, will sie am Spielfeldrand stehen. „Leider gibt es keine Leverkusener Flüchtlingsgruppe, die mitmacht. Es kam einfach nicht zustande“, sagt sie. „Ohnehin würden wir nicht eine Sportgruppe aufmachen, die nur aus Flüchtlingen besteht. Wir würden Sportinteressierte in den Vereinen integrieren. Sport ist etwas, das auch ohne Sprache funktioniert.“