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OrthopädieReferenz für künstliche Knie

Lesezeit 3 Minuten

Mit Knieprothese und Zertifikat: Oberärztin Svenja König und Chefarzt Leonard Bastian.

Schlebusch – Es soll Ärzte geben, die ihre Patientin immer in ganz bestimmte Krankenhäuser schicken, wenn es Zeit für ein künstliches Kniegelenk gibt. Leonard Bastian sagt das vorsichtig, aber bestimmt. Der Direktor der Orthopädie am Klinikum geht einen anderen Weg, der weniger zweifelhaft ist. Seine Abteilung ist seit Mittwoch „Nationales Referenzzentrum“ für den drittgrößten Hersteller von Knieprothesen, Biomet.

Das bedeutet mehr als ein hübsch gerahmtes Zertifikat, wie es Biomet-Verkaufsleiter Norbert Tophoven in Bastians Besprechungszimmer überreichte. Ein Referenzzentrum profitiert zum einen regelmäßig von Fortbildungen und Schulungen des Implantate-Herstellers. Dazu kommt etwas, worauf Bastian durchaus stolz ist: Künftig werden die Operateure des Klinikums andere Ärzte im Einsetzen von Knieprothesen schulen. Zunächst einmal sollen zwei Hospitanten pro Monat in die Orthopädische Klinik kommen. Später könnten es mehr werden. Damit sie den maximalen Nutzen aus dem Lehrgang ziehen können, „stehen sie mit am OP-Tisch“ beschreibt Bastian das Programm und ergänzt: „Wir freuen uns sehr auf diese neue Herausforderung.“

Wieder schmerzfrei gehen

Ihre Schulungskompetenz beziehen die Orthopäden des Klinikums aus „rund 100“ Knie-Operationen im Jahr. Seit rund eineinhalb Jahren setzen sie dabei auf Prothesen von Biomet, berichtete Bastian. Mit dem Produkt sei man zufrieden, zumal es immer wieder Verbesserungen gebe: Die Bemühungen der Konstrukteure bei Biomet gelten zum Beispiel der Verringerung des Abriebs der Kunststoffschicht im Gelenk, das die Rolle des Knorpels übernimmt. „Der sollte gegen Null gehen“, beschreibt Biomet-Mann Tophoven das Ziel. Aus Sicht des Operateurs ist aber noch etwas anderes wichtig: die Verbesserungen beim Einbau. Inzwischen, so Leonard Bastian, gebe es Schablonen, mit deren Hilfe man die Löcher für die Kniegelenksprothese millimetergenau platzieren könne. Das erhöhe die Gewissheit, dass das künstliche Gelenk auch optimal sitzt.

Dem Verdacht, im Zweifel lieber ein künstliches Gelenk mehr einzusetzen, tritt der Chefarzt ungefragt entgegen: Jüngeren Patienten – gemeint sind Leute um die 50 – rate er normalerweise schon deshalb nicht zu einem künstlichen Knie, „weil die Erwartungen sehr viel höher sind als bei älteren Patienten“. Letztere seien zufrieden, wenn sie wieder schmerzfrei liegen, stehen und gehen können. Erstere wollten am liebsten noch jeden Sport ausüben, sich also bewegungsmäßig nicht einschränken. Tennis oder Squash mit einer Knieprothese würde auf die Dauer aber nicht funktionieren. Die durchschnittliche Haltbarkeit von rund 15 Jahren seien mit derartigen Belastungen kaum zu erreichen. Unterm Strich seien somit „die Ergebnisse schlechter“, sagt Bastian – jedenfalls relativ.

Andererseits könne man mit neuen Prothesen, verbunden mit den besseren Einbaumethoden schon deutlich mehr machen als früher. Heute sei eine Kniebeugung im Winkel von 100 bis 110 Grad Standard. „Damit können sie auf jeden Fall Radfahren.“