Parkplätze fallen wegAnwohner kritisieren Umgestaltung von Rheindorfer Platz
Leverkusen – Es soll ein neues Ortszentrum für Rheindorf-Süd werden, ein freundlich gestalteter und begrünter Platz „mit Aufenthaltsqualität“, wie das Planer gern nennen. Doch nicht alle Rheindorfer sind von dem Vorhaben begeistert, mit dem die Stadt den Ortsteil beglückten und mindestens 320 000 Euro investieren will. Widerstand regt sich vor allem von Seiten der Geschäftsleute und Dienstleister.
Auch sie kamen zu Wort, als die Pläne für den Rheindorfer Platz, wie er inzwischen getauft worden ist, in der Bezirksvertretung I vorgestellt wurden. Landschaftsplaner Thomas Wündrich hatte die Wünsche der Stadtteilpolitiker befolgt und präsentierte einen Entwurf, wie aus dem bisher schmucklosen Parkplatz zwischen dem Sparkassen-Gebäude und der Wupperstraße ein Quartierstreffpunkt werden soll.
Nur drei Stellplätze bleiben
Er sieht verschiedene gepflasterte Flächen vor, dazu drei bepflanzte Hochbeete, Fahrrad-Abstellplätzen und – wenn über Sponsoring und Fördermittel finanzierbar – einen fünf Meter langen Quartierstisch mit Sitzbänken beiderseits sowie einen Brunnen. Von den bisher 16 Stellplätzen für Autos blieben nur noch drei am östlichen Platzende übrig – ein Behindertenparkplatz und zwei Taxi-Halteplätze. Zusätzlich würden drei Stellplätze auf der Felderstraße angelegt. Die Anlagen auf dem Platz wären so dimensioniert und angeordnet, dass der kleine Weihnachtsmarkt von Rheindorf-Süd auch künftig dazwischen stattfinden könnte.
Was von den Politikern in der Bezirksvertretung überwiegend positiv aufgenommen wurde, hatte allerdings schon im Vorfeld einige Betroffene auf den Plan gerufen. Apotheker Klaus Schäfer, der in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Interessen- und Fördergemeinschaft Rheindorf-Süd in der Sitzung eine Stellungnahme vortragen durfte, hatte schon vor der offiziellen Vorstellung der Pläne mobilgemacht und laut seinen Angaben bisher 1100 Unterschriften gegen die Umgestaltung des Platzes gesammelt.
Ihm geht es vor allem um den Erhalt der Parkplätze. Die seien für Rheindorf wichtiger als ein Aufenthaltsort, den niemand brauche und der größten Teil des Tages zwischen der Bebauung im Schatten liege. So ein Platz locke allenfalls Teilnehmer an ungewünschten Trinkgelagen an. Schon früher sei an dieser Stelle auf inzwischen entfernten Bänken getrunken worden bis der Notarzt kam. Vor allem, die Besucher von Arztpraxen und Physiotherapeuten aber benötigten die ebenerdigen öffentlichen Stellplätze. Berücksichtige man die auf eine Stunde begrenzte Parkzeit, seien es täglich 300 Autofahrer, die von diesem Parkplatz Gebrauch machten, hatte Schäfer berechnet, der sich für eine alternative Planung aussprach, eben mit möglichst vielen Stellplätzen.
Unterschriftensammlung „aktionistisch“
Darüber geriet vor allem Andreas Eckloff (CDU) in Rage. Man habe extra auf die Fertigstellung des WGL-Baus mit dem Edeka-Markt und einer Tiefgarage mit 60 Stellplätzen gewartet, ehe es nun an die Platzgestaltung gehe, damit es eben nicht zu einer Stellplatznot komme. Davon abgesehen gebe es im Umfeld genug Parkplätze im Freien. Auch Jonas Berghaus (SPD) fand die Mobilisierung des Widerstands und die eilige Unterschriftensammlung des Apothekers „etwas aktionistisch“. „Mir stellt sich die Frage: Sollen öffentliche Plätze den Autos gehören oder den Menschen? Ich bin für die Menschen.“
Erhard Schoofs (Bürgerliste) hielt dagegen, dass die Planung an der Lebenswirklichkeit im Stadtteil vorbeigehe. „In Rheindorf ist die Ablehnung einhellig.“ Wolfgang Berg (Grüne) vermisste in der Planung Ladestationen für E-Bikes und E-Autos. Und Andreas Eckloff wollte die Möglichkeit, der angrenzenden Bäckerei ein wenig Freiluft-Gastronomie zu gestatten, gestrichen wissen. Man sei gegenüber den inhabergeführten Geschäften im Wort, ihnen keine Konkurrenz vor die Tür zu setzen. In diesem Fall wäre das Eiscafé auf der anderen Seite der Wupperstraße betroffen.
Nach einer Stunde Debatte beschloss die Bezirksvertretung mit den Stimmen von CDU und SPD, die Planung des Büros Wündrich möglichst bald in einer Bürgerversammlung im Stadtteil zur Diskussion zu stellen. Dabei soll auch die Interessengemeinschaft zu Wort kommen und ihre Bedenken vortragen können.