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Per Lautsprecher gegen AntisemitismusWie Leverkusener Schulen mit dem Nahost-Konflikt umgehen

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Hunderte Schüler auf dem Schulhof

Im Sommer feierte das Lise-Meitner-Gymnasium seinen 100. Geburtstag - auch im aktuellen Nahost-Konflikt ist dem Leiter die starke Schulgemeinschaft wichtig.

Eine Umfrage unter drei Leverkusener Schulen ergab: Der Angriff der Hamas auf Israel ist ein Thema, größere Konflikte sind aber bislang nicht aufgetreten.

Am Wiesdorfer Lise-Meitner-Gymnasium begann der Montag nach den Herbstferien mit einer kurzen Durchsage des Schulleiters und einer anschließenden Schweigeminute für die Opfer des aktuellen Ausbruchs im Nahost-Konflikt. „Ich hatte mir in der letzten Ferienwoche schon Gedanken darüber gemacht, wie wir mit dem Thema in der Schule umgehen“, sagt Stefan Thielen. „Ich wollte auf die für Deutsche so wichtige Solidarität mit Israel hinweisen, aber auch auf das Leid auf beiden Seiten aufmerksam machen.“

Die Rückmeldung der Kollegen in den Klassen sei größtenteils gut gewesen, die meisten Schüler hätten sich darauf eingelassen. „In der Oberstufe gab es an zwei Stellen abwertende Bemerkungen“, sagt Thielen. Diese konnten dann von den Lehrkräften eingeordnet werden. Obwohl an seiner Schule rund die Hälfte der Schülerinnen und Schüler Muslime seien, habe er noch keine offenen Provokationen oder Streitereien erlebt. „Wahrscheinlich werden in einigen Familien auch Meinungen vertreten, die uns nicht gefallen“, mutmaßt Thielen, das liege aber außerhalb seines Handlungsspielraums.

Stefan Thielen, Schulleiter Lise-Meitner-Gymnasium, am Rednerpult

Stefan Thielen, Schulleiter Lise-Meitner-Gymnasium

Auch in der benachbarten Realschule am Stadtpark hat Schulleiterin Britta Beek ihr Kollegium mit dem Infomaterial aus dem Schulministerium versorgt, der Angriff wurde in Klassenlehrerstunden thematisiert. In ihrer eigenen, zehnten Klasse kamen keine großen Reaktionen darauf. „Wir haben aber auch keine große Schülerschaft aus der Region, das ist für die Kinder und Jugendlichen nicht so nah“, sagt Beek. Dagegen kämen viele ihrer Schülerinnen und Schüler aus Osteuropa, deswegen schüre bei ihr der Ukraine-Krieg größeres Konfliktpotenzial auf dem Schulhof.

„Das ist halt dort“

Weit weg scheint Israel auch für die meisten Schülerinnen und Schüler der Theodor-Wuppermann-Hauptschule. „Wir haben das im Religions-, Philosophie und Ethikunterricht besprochen“, sagt Schulleiterin Mareen Lethaus. Selbst im islamischen Religionsunterricht sei die vorherrschende Meinung gewesen: „Das ist halt dort und hat nichts mit uns zu tun.“ Konflikte seien auch hier bislang keine aufgetreten.

An allen Schulen sind die Mitarbeitenden aber weiterhin dazu angehalten, den Konflikt zu thematisieren und die Augen vor allem in Bezug auf mögliche antisemitische Anfeindungen und Provokationen offenzuhalten. Schulleiter Thielen setzt in seiner Einrichtung neben der Aufklärung auf die starke Schulgemeinschaft und die guten Freundschaften zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen. „Die meisten wissen dann schon, was man auf dem Schulhof besser nicht zum Thema macht.“