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PersonalmangelWas die Stadt Leverkusen jetzt ändert, um neue Fachkräfte zu gewinnen

Lesezeit 4 Minuten
Stadt Leverkusen Personal

Viele städtische Arbeitsplätze, wie hier im Bürgerbüro in den Luminaden, sind nicht besetzt.

Leverkusen – 3576 Beamte und Beschäftigte stehen im Dienst der Stadt Leverkusen – zu wenige, um den vielen Aufgaben einer Verwaltung gerecht zu werden. Die Stadt schafft es wie viele andere Kommunen nicht, die vielen freien Stellen mit Fachkräften zu besetzen. Jetzt soll sich grundsätzlich etwas ändern.

Ein ambitionierter Plan

Hans-Gerd Wendling, der in der Verwaltung den Fachbereich Personal verantwortet, hat in den vergangenen Monaten mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen ambitionierten Plan entworfen, wie Stellenausschreibungen attraktiver gestaltet werden können. Wendling, seine Stellvertreterin Katrin Reuber, die oberste Personalentwicklerin Barbara Vienken und Mitarbeiterin Verena Daub, verantwortlich für Stellenausschreibungen und Bewerbungen, stellten diesen Plan am Montag im städtischen Personalausschuss vor.

Bevor sie aber erzählten, was sich ändern soll, warfen sie einen Blick auf die Ausgangslage. Das Ergebnis dieser Betrachtung: Der städtische Auftritt als Arbeitgeberin, die Gestaltung der Stellenausschreibungen, die Texte zur Kommunikation mit Bewerberinnen und Bewerbern – so ziemlich alles rund um den Prozess zur Gewinnung neuer Angestellter ist langweilig gestaltet, wenig attraktiv positioniert, unübersichtlich und lädt ganz allgemein nicht dazu ein, bei der Stadt Leverkusen eine Karriere zu starten.

Besetzungsverfahren ohne Erfolg

Das hilft nicht, die vakanten Stellen in der Verwaltung zu besetzen. Und die sind reichlich vorhanden. Genaue Zahlen dazu lieferten die Expertinnen nicht, wohl aber erzählten sie von den umfangreichen Problemen: Durch Corona, Flut, Explosion und Ukrainekrieg befänden sich viele Angestellte seit nunmehr zwei Jahren im Krisenmodus, es seien Erschöpfungsmerkmale erkennbar. Aus diversen Bereichen seien bereits Überlastungen angezeigt worden.

Verschärft wird die Situation dadurch, dass Besetzungsverfahren wiederholt erfolglos verlaufen sind – zu groß sind der allgemeine Fachkräftemangel und die Konkurrenz durch die freie Wirtschaft. Viele freie Stellen gibt es deshalb im Baudezernat, im sozialen Bereich, Erziehungsberufen und der klassischen Verwaltungsarbeit.

Nun soll das Management von Stellenanzeigen unter der Überschrift „Next LEVel“ neu ausgerichtet werden. Geplant ist ein neues, modernes Layout, das deutlich übersichtlicher ist als das alte und in dem die Tätigkeit direkt bildlich gezeigt wird – und kein schnödes Bürogebäude mehr. Verena Daub berichtete davon, bei den Angestellten Models für diese Kampagne gefunden zu haben, deren freundliches Lächeln neue Kolleginnen und Kollegen anlocken soll. „Das wirkt authentisch und fördert die Identifikation mit der Stadt als Arbeitgeberin“, sagte Daub.

Nicht nur schnöde Stellenanzeigen

Zeitgemäßer soll der Wettbewerb um neue Leute auch werden: Wer heute zum Beispiel in der Personalgewinnung arbeiten möchte, nennt sich nicht mehr Sachbearbeiter Personalgewinnung, sondern schlicht: Recruiter. Also finden Jobsuchende eine entsprechende Ausschreibung demnächst auch bei der Stadt Leverkusen, wenn sie den Begriff in einer Suchmaschine eingeben.

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Doch das, wofür Daub und ihre Kolleginnen warben, geht noch weit über schnöde Stellenanzeigen hinaus: Die Stadt soll in Gänze zu einer attraktiven Arbeitgeberin werden, eine echte Arbeitgebermarke also. Dazu gehören zum Beispiel Angebote zur Gesundheit am Arbeitsplatz, Zuschüsse zu Dienstfahrrädern und -E-Bikes und eine modifizierte Fachkräftezulage. Das alles ist ebenso in Planung wie ein Modell zur Einstellung und Zusatzqualifizierung von Bachelor-Absolventen. Diese sollen helfen, den Personalbedarf im gehobenen Segment abzudecken.

Hinzukommen im Idealfall noch: ein Schulungsprogramm für neue Führungskräfte, Fachseminare, individuelles Coaching und Sonderurlaub für Qualifizierung. Und mehr über diese Vorzüge erfahren sollen Bewerberinnen und Bewerber über ein neues Karriereportal und Auftritte in sozialen Medien.

Staunen im Ausschuss

Das ambitionierte Projekt sorgte für Staunen im Personalausschuss: „Sie haben die Zeit gut genutzt“, sagte Roswitha Arnold von den Grünen. Milanie Kreutz (SPD) signalisierte unbedingte Zustimmung. Kämmerer Michael Molitor sprach von einem „hervorragenden Vortrag“. Und Tim Feister (CDU) sagte, er sei froh, dass das Thema motiviert angepackt wird „und absolut in die richtige Richtung geht“. Der Christdemokrat regte zunächst an, noch mehr Informationen zu erhalten und die Beschlussvorlage zunächst zu vertagen, beschränkte sich jedoch bei Widerspruch auf einen Ergänzungsantrag mit der Bitte um einen halbjährlichen Fortschrittsbericht.

Der Hauptausschuss stimmte der Beschlussvorlage einstimmig zu, der Rat folgte wenige Stunden später. Kostenpunkt: 500.000 Euro. Nun werden 3,5 neue Stellen im Personalmarketing, der Ausbildung und der Personalentwicklung zur Umsetzung geschaffen, ein Social-Media-Kanal mit jährlich 150 Stellenausschreibungen beauftragt und der Aufbau eines Karriereportals in Angriff genommen. Im ersten Quartal 2024 soll das Karriereportal an den Start gehen.