Seit zehn Jahren betreut die Awo ältere Mieterinnen und Mieter in einem WGL-Haus, unterstützt sie im Alltag und gestaltet ihre Zeit mit.
Projekt von WGL und AwoWie Wohnen im Alter in Leverkusen-Bürrig gemeinsam funktioniert

In der Myliusstraße 61 gibt es was zu feiern: Das Wohnprojekt besteht seit zehn Jahren.
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Viel Betrieb herrscht am Mittwochnachmittag in der Gemeinschaftswohnung des Hauses Myliusstraße 61 in Bürrig. Die meisten der 19 Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses sitzen im Wohnzimmer der Wohnung an einem großen Tisch, vor sich ein Glas Sekt oder Orangensaft. Auf dem Tisch steht eine Torte und im Zimmer nebenan ist ein Buffet aufgebaut. Auf der Terrasse grillt ein Angehöriger der versammelten Seniorinnen und Senioren Würstchen.
Denn es gibt was zu feiern: Seit zehn Jahren leben die älteren Menschen hier, ob alleinstehend oder als Ehepaare, eine besondere Gemeinschaft. Betreut von der Arbeiterwohlfahrt (Awo)‚ wohnen sie in den 13 Mietwohnungen des Hauses, nutzen aber zugleich die Gemeinschaftswohnung für Aktivitäten untereinander oder veranstalten dort private Feste.
Gefragt, was ihm in der Myliusstraße 61 besonders gefällt, sagt Horst Laufenberg zum Beispiel, der gemeinsam mit seiner Frau zu den Erstbewohnern des Hauses zählt: „Die Gemeinschaft. Man versteht sich.“ Die 83-jährige Ute Vogt, die gleichfalls schon vor zehn Jahren einzog, fügt hinzu: „Einer passt auf den anderen auf. Wir sind ja alle ziemlich gleich alt.“ Doch dann besinnt sie sich und sagte: „Na ja, die neueren Bewohner sind etwas jünger als wir.“
Einer passt auf den anderen auf.
Die 81-jährige Renate Jansen berichtet von den gemeinsamen Frühstücken, die von der Awo-Mitarbeiterin Andrea Bigalke organisiert werden. Vogt hat Spaß an den ebenfalls wöchentlichen Spielnachmittagen. Ob es denn nicht mal Unstimmigkeiten untereinander gebe? Offenbar kaum, denn darauf gibt es nicht direkt eine Antwort. Jansen sagt: „Wir können uns ja in unsere Wohnung zurückziehen. Es ist gut, dass wir unseren eigenen Bereich haben.“
Das Konzept des Hauses sei von einem Arbeitskreis älterer Menschen gemeinsam mit der Awo entwickelt worden, berichten Bigalke und Petra Jennen, Vorständin des Awo Kreisverbandes Leverkusen. „Die Unterstützung der Bewohner untereinander ist sehr gut. Es haben sich auch Freundschaften entwickelt“, charakterisiert Bigalke das Leben an der Myliusstraße. „Keiner der Bewohner war zuvor mit den anderen bekannt.“ Sie organisiert auch jahreszeitliche Feste und Informationsveranstaltungen rund um das Thema „Leben im Alter“. In der Corona-Pandemie war Bigalke im Kampf gegen die Vereinsamung wichtige Ansprechpartnerin für alle Bewohnerinnen und Bewohner und erledigte so manchen Einkauf.
Die Warteliste für das Haus ist lang
Wie gut das Leben in dem Bürriger Haus funktioniert, hat sich offenbar herumgesprochen. Wir haben eine Warteliste von 15 Interessenten und Interessentinnen für das Haus. „Und durch den demografischen Wandel wird die Nachfrage noch wachsen“, sagt Alexandra Mayhack, bei der Wohnungsbaugesellschaft Leverkusen (WGL) zuständig für das Haus. „Die Nachfrage ist also da. Die WGL wäre nicht abgeneigt, so ein weiteres Projekt dieser Art zu verwirklichen“, so Mayhack.
Auch Jennen kann sich das vorstellen. Wir haben von der Stadt mit anderen zusammen den Auftrag, präventiv mit dafür zu sorgen, das Wohnen in den eigenen vier Wänden so lange es geht zu ermöglichen. „Für die Stadt ist das auch finanziell von Interesse. Denn sie muss für jeden Bewohner eines Altenpflegeheimes Heimpflegekosten anteilig übernehmen, der das nicht selbst tragen kann.“
Elmar Goldhahn zog erst vor anderthalb Jahren in der Myliusstraße in Bürrig ein. Zuvor lebte der 75-Jährige jahrzehntelang in Opladen, was aber dann krankheitsbedingt nicht mehr ging. Ich habe mich hier anfangs sehr fremd gefühlt, berichtet er, denn er habe in Opladen sehr viel zurückgelassen. Doch das anfängliche Fremdheitsgefühl ist etwas Neuem, Positiven gewichen: „Hier ist es einfach nur schön. Das sind ganz liebe Menschen im Haus. Ich fühle mich hier wohl.“
19 Bewohnerinnen und Bewohner
In dem Gebäude der WGL leben derzeit 19 Menschen, acht Männer und elf Frauen. Das Durchschnittsalter aller Mieterinnen und Mieter liegt bei über 77 Jahren. Zwölf Wohneinheiten sind Zwei-Zimmer-Wohnungen, hinzu kommt eine Drei-Zimmer-Wohnung und die Gemeinschaftswohnung. An deren Mietkosten beteiligen sich alle Mieterinnen und Mieter im Haus anteilig. Andrea Bigalkes Arbeit in dem Haus wird von der WGL bezahlt.