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Auf Suche nach BruthöhlenPapageien picken Rheindorfer Hausfassaden kaputt

Lesezeit 3 Minuten
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Ein Loch, kurz unterhalb des Dachs in einer gedämmten Hausfassade in Rheindorf.

  1. Nicht nur in Rheindorf werden gedämmte Fassaden von Vögeln durchlöchert.
  2. Oft sind Spechte die ersten, aber die Papageien haben die neue Brutmöglichkeit entdeckt.
  3. Probleme gibt es nur bei Häusern mit einer bestimmten Art Putz.

Leverkusen – Manchmal holt sich die Natur wirklich etwas von dem zurück, was ihr weggenommen wurde.

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Ein Halsbandsittich frisst die süßen, ungiftigen Samen-Mäntel einer Eibe, die hochgiftigen Samenkörner lässt er fallen.

In Rheindorf an der Warthestraße knibbelten Vögel Löcher in Fassaden. Es sollen grüne Papageien gewesen sein, Halsband- oder Alexandersittiche. Eine Nachbarin hat gleich sechs Exemplare bei ihrer Arbeit beobachtet.

Bruthöhlen sind gesucht

Der Grund: Die Tiere, die ursprünglich in Afrika und Asien heimisch waren, sind Höhlenbrüter und nutzen die gute Gelegenheit, an eine vor Feinden sichere Bruthöhle zu kommen. 

Die sind in der freien Natur immer seltener zu finden, auch weil es immer weniger alte Bäume mit Löchern im Holz gibt, denn die werden oft gefällt.

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Die dreistöckigen Häuser mit den Löchern gehören der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL). Anscheinend mögen die Papageien die vor etwa fünf Jahren angebrachte Art der Dämmung besonders: nicht zum Essen, aber als Bauplatz.

Kummer mit Vögeln

Die WGL ist Kummer mit Vögeln gewohnt. Der technische Prokurist Stefan Altenbach, sagt, dass Spechte dafür bekannt sind, Löcher in die Fassaden zu hämmern, weil sie sich in der hohl klingenden Dämmung Insekten erhoffen. Für die Spechte ist das eine enttäuschende Arbeit, aber in die Löcher ziehen andere Vögel ein. Ist dank der harten Spechtschnäbel erstmal der Durchbruch geschafft, ist es für die späteren Nutznießer ein Leichtes, größere Wohnräume in die dicke Styropordämmung zu pflücken.

Seit langem hier heimisch

Anscheinend haben jetzt die Großsittiche die Fassaden entdeckt. Die Papageien leben seit langem im Rheinland. Auch in Leverkusen. Vor Jahren nervten sie Bayer durch ihr massenhaftes Auftreten an Tor 2, machten sich im Chempark an Dichtungen und Rohren zu schaffen. In Köln hinterlassen sie unter ihren Schlafbäumen dicke Krusten aus Kot.

Teure Reparatur

Altenbach sagt, die WGL habe etwa zehnmal im Jahr diese Probleme. Die Dämmung müsse dann immer möglichst schnell repariert werden, weil durch die Löcher Kälte und Feuchtigkeit eindringe. Die Reparatur sei teuer, denn man müsse mit Hubsteigern arbeiten. Das Stopfen der Löcher verbiete sich natürlich, solange noch Tiere in den Fassaden lebten.

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Der Grund für die Fassadenschwäche sei auch schon gefunden, sagt Altenbach. Bis vor drei Jahren ließ die WGL die Dämmplatten mit Kunstharzputz und einer Gewebematte verputzen.

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Rheindorf, Warthestraße 2: Ein Loch in der Fassade, das ein Halsbandsittich als Bruthöhle ausgebaut hat.

Heute schreibt die Wohnungsgesellschaft für die Renovierungen wieder herkömmlichen mineralischen Putz aus. Der ist dicker, klingt weniger hohl und hält auch penetranten Schnabelhieben stand. Die Brutplätze werden immer seltener. Das betrifft nicht nur die Fassaden, auch die WGL hat zuletzt immer wieder alte Bäume fällen lassen: Meist für mehr Parkplätze.

WGL stellt kostenlose Wohnungen - für Vögel

Inzwischen gibt es zwischen der WGL und Naturschützern eine Zusammenarbeit im Sinne des Vogel-Brutgeschäfts: Die Vogelfreunde entwickeln spezielle bezugsfertige Niststeine, die die WGL gleich in die Häuserdämmungen mit einbaut.