Schauspieler aus LeverkusenRoland Jankowsky über sein Alter Ego Kommissar Overbeck

Roland Jankowsky spielt die Kultfigur des Kommissars Overbeck in der Krimi-Reihe „Wilsberg“. Er tritt aber auch mit einem Chanson-Programm auf und mit Krimi-Lesungen.
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Herr Jankowsky, Sie sagen, Sie seien gesundheitlich angeschlagen, weshalb wir dieses Gespräch am Telefon führen. Wie ist das denn überhaupt, wenn es Sie als Schauspieler mitten im Dreh erwischt: Kann man da so einfach absagen?
Roland Jankowsky: Nein. Man versucht dann, sich so fit wie möglich zu präsentieren. Denn verschieben lassen sich Drehs nur schwer. Die sind ja meist lange im Voraus geplant. Man geht eigentlich immer auf die Bühne oder vor die Kamera. Es sei denn, der Arm fällt einem ab. (lacht)
Als Kommissar Overbeck sind Sie in den Wilsberg-Krimis besserwisserisch und sehr von sich selbst überzeugt. Wie viel Overbeck steckt in Roland Jankowsky?
Jankowsky: Ich hoffe mal, nicht so viel. (lacht) Denn Overbeck ist ja schon recht seltsam: Er prescht gerne vor, macht den dicken Max, trägt das Herz auf der Zunge und tritt deshalb in zahlreiche Fettnäpfchen. Das Publikum mag das – weil Overbeck dabei meist sympathisch bleibt, auch wenn er hinterher eins auf die Rübe kriegt. Aber ich versuche, nicht allzu viel von ihm mit nach Hause zu nehmen. Das halte ich allerdings generell so. Bei allen Rollen.
Wie ist Roland Jankowsky denn so im Vergleich zu seinem Alter Ego Overbeck?
Jankowsky: Oh, ich war früher schon sehr flippig. Schon als Schüler. Ich bin nie den einfachen Weg gegangen. Als Protestant in der katholischen Grundschule Odenthal hatte ich es nicht leicht und war gerne der Klassenclown. Auch danach, auf dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Leverkusen, hatte ich so meine Probleme. Ich weiß ja nicht, wie es heute ist, aber: Das war schon eine sehr elitäre und konservative Schule damals. Ich erinnere mich an einige „Selbstmorde“: Zuerst so in der 7. Klasse als „Mr. Madness“ im Traueranzug meines Vaters – meine Vorbilder kamen ja immer aus England und diese Ska-Gruppe, Madness eben, lief dort auch so herum. Dann kam eine Punk-Phase, wo ich in der Freistunde mit anderen schon mal einen Joint im „Bunker“ rauchte, dem tiefsten Punkt im Treppenhaus.
Wie bitte?
Jankowsky: Ja. Bis wir dann verpfiffen wurden und es eine Schulkonferenz gab. Und danach kam dann mein Klassenlehrer auf mich zu und sagte mir einen Satz, den ich bis heute nicht vergessen habe: „Roland, entweder ich biege oder ich breche Dich!“
Wow, ein starker Satz…
Jankowsky: Eben. Da wusste ich: Hier werde ich nicht alt. Denn ich wollte weder das Eine noch das Andere. Und nach diesem Vorfall bin ich dann für zwei Jahre auf die Waldschule gegangen – eine Realschule, auf der eben gerne mal Jugendliche landeten, die nicht ganz einfach waren. Aber als ich merkte, dass ich dort völlig unterfordert war, wollte ich es noch mal wissen und bin schließlich aufs Landrat-Lucas-Gymnasium gewechselt.
Da ist eine recht unmfangreiche Schul-Vita.
Jankowsky: Ja. Aber einen roten Faden gab es dann doch: Ich habe in allen Phasen, an allen Schulen Theater gespielt! Das hat mich schon früh fasziniert.
Was war Ihre erste Rolle?
Jankowsky: Ein Theater-Direktor. Und es war unter aller Kanone: Ich stand mit Zylinder und im Frack auf der Bühne in der Aula des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums und habe den Text vertauscht und vergessen. Da bin ich tausend Tode gestorben, war sicher puterrot im Gesicht – und zum Glück weiß geschminkt. Aber: Ich hatte Blut geleckt. Ich bin dabei geblieben.
Haben Sie im Fernsehen oder Theater je eine Rolle abgelehnt?
Jankowsky: Ja, kam schon mal vor. Ein guter Drehbuchschreiber kann normalerweise selbst aus kleinen Rollen so Einiges machen. Aber: Wenn zu wenig „Fleisch“ an der Rolle dran ist, oder sie mir nicht gefällt, dann sage ich das ab.
Die Wilsberg-Krimis sind sehr erfolgreich. Inwiefern konnte man das anfangs voraussehen?
Jankowsky: Damit hat keiner von uns gerechnet. Aber es ist schon erstaunlich, wie sich das seit der ersten Folge 1997 entwickelt hat. Auch was meine Rolle angeht: Anfangs hieß ich nur „Assistent“ und hatte zwei bis drei Sätze. Mittlerweile ist Overbeck eine wichtige Figur in den Filmen. Und mir ist keine andere Krimi-Reihe bekannt, in der sich jemand aus einer Nebenrolle so erfolgreich in den Haupt-Cast hochgespielt hätte.
Wie häufig werden Sie am Morgen nach der Ausstrahlung einer Wilsberg-Folge von Freunde und Bekannten angerufen?
Jankowsky: Das kommt regelmäßig vor. Klar gibt´s Feedback. Gutes. Und schlechtes. Denn natürlich gibt es bei so vielen Folgen immer auch mal schwächere Episoden. Und: Manchmal werde ich auch auf der Straße darauf angesprochen…
Als Overbeck?
Jankowsky: Natürlich. Hauptsächlich sogar. „Overbeck! Wo haben Sie denn Ihre Brille heute gelassen?“ oder „Overbeck, was war denn das gestern?“
Sie als Schauspieler kennen sich ja aus. Also: Was ist Ihr Lieblingsfilm?
Jankowsky: So ein Klassiker wie „Der Pate“ zum Beispiel. Ein Epos! Oder dieser Horrorfilm mit Jack Nicholson, „Shining“. Das sind Filme, da läuft es mir immer noch jedes Mal kalt den Rücken runter! Grandiose Bilder, große Schauspielkunst. Ach ja: Und natürlich die alten „Stan und Ollie“-Filme. So etwas gibt es heutzutage im Fernsehen ja gar nicht mehr. Da gibt es so viel Schund. Man bezahlt eine Zwangssteuer – und bekommt viel Müll geliefert.
Ein gutes Stichwort: Würden Sie in den Dschungel gehen?
Jankowsky: Ein klares Nein! Nicht mein Ding, auch wenn Schauspieler einen unsicheren Job haben. Daher sollten sie in vielen Bereichen gut aufgestellt sein.
War es bei Ihnen denn schon mal eng?
Jankowsky: Naja, was heißt „eng“? Dass man auf der Straße landet? Das ist eine Definitionssache. Mir sind auch schon kurzfristig große Projekte abgesagt worden und ich musste schauen, wo ich bleibe. Aber existenziell war es bei mir glücklicherweise noch nie. Das liegt auch daran, dass ich breit aufgestellt bin – mit TV, Theater, Radio, Chanson-Programm und seit einigen Jahren auch sehr erfolgreich mit Krimi-Lesungen. Das ist übrigens etwas, was mir großen Spaß macht und was ich noch häufiger machen könnte. Und den Leuten gefällt es, wenn ich die schrägen Kurzgeschichten in wechselnden Rollen und Dialekten lese. Ich bekomme da viel Lob zu hören.