Dinosaurier, Läufer oder eine tanzende Gruppe können Kunstbegeisterte ab sofort im Rahmen des neuen Skulpturenwegs bestaunen.
Neuer Rundgang„Leverkusen-Kult-Tour“ lässt vergessene Skulpturen von Weltkünstlern aufleben
Ob man im Neulandpark spazieren geht, am Wiesdorfer Busbahnhof ankommt oder zur BayArena fährt – fast überall in Leverkusen begegnet man Skulpturen. Den Wenigsten fallen sie jedoch auf. Ellen Lorentz und ihr Verein „Leverkusen Kult-Tour“ wollen das jetzt ändern. Ab Samstag, 31. August, ist der Skulpturenweg offiziell eröffnet. 38 abstrakte Werke können Kunstbegeisterte nun im Stadtgebiet bestaunen. Leverkusen sei für diese Art der Kunst bekannt, sagt Ellen Lorentz, Vorsitzende des Vereins. Diese Kenntnis fehlt allerdings den meisten Leverkusenern. „Wir haben so viel Kunst in Leverkusen herumstehen, aber wir wissen nichts darüber“, so Lorentz. Und weiter: „Das sind Weltkünstler, die hier ausgestellt sind.“
„Gerade bei nonfigurativer Kunst braucht es Erklärungen“, ergänzt die pensionierte Unternehmensberaterin. Diese fehlten bisher allerdings. Schilder, auf denen der Künstler und die Idee hinter dem Werk vermerkt sind, gibt es nicht. Gerade das scheint einer der Gründe gewesen zu sein, warum die Leverkusener nichts von den Kunstschätzen ihrer Stadt wissen. Von nun an soll man Informationen zu den Kunstwerken auf der Homepage von „Kult-Tour“ finden können. Dort gibt es auch eine Anleitung zur Wegstrecke für eine Tour entlang der Skulpturen.
Die Idee für das Projekt kam von Leverkusenern, sagt Lorentz, die seien während einer Stadtführung auf sie zugekommen. Lorentz habe zu den Werken recherchiert und Interessantes herausgefunden: Die Skulpturen stammen von international bekannten Künstlern, so zum Beispiel von Hans Uhlmann, Francesco Marino di Teana, Norbert Kricke oder Alf Lechner.
Lechners Skulptur „Kreis Rhythmus“ steht passenderweise vor der Musikschule in der Friedrich-Ebert-Straße. Laut Lorentz soll sie das harmonische An- und Abschwellen eines Klangs darstellen. Ebenfalls der Musik gewidmet ist die Skulptur „Hommage à Johann Sebastian Bach“ des Künstlers und Komponisten Henri Nouveau. „Andere Kunstwerke von Nouveau stehen auch im Centre Pompidou in Paris“, weiß Ellen Lorentz.
Die stereometrische Darstellung von vier Takten der es-Moll-Fuge stammt aus dem ersten Band von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“. Seit 1970 ist das Monument am Klinikum in Schlebusch zu bestaunen. Einige Jahre älter ist die Skulptur, die im Alkenrather Weiher steht. Das „Mahnmal zum Gedächtnis des Widerstandes im Dritten Reich“ fertigte Künstler Hans Uhlmann 1958 an, er selbst war von den Nationalsozialisten verfolgt worden.
So kamen die Skulpturen der „Weltkünstler“ nach Leverkusen
Viele Kunstwerke, die auf dem neuen Skulpturenweg besucht werden können, kamen in den 50er und 60er Jahren nach Leverkusen. „Unsere Stadt war damals durch die Einnahmen von Bayer sehr wohlhabend und so konnten die Skulpturen angeschafft werden“, sagt Ellen Lorentz. Sie sollten in der Nachkriegszeit wohl vor allem einen Neuanfang der Stadtentwicklung besiegeln. Die abstrakte Kunst stelle einen besonders eindrücklichen Gegensatz zur figurbetonten Kunst des Nationalsozialismus dar. Sie soll laut Lorentz ein Zeichen für Weltoffenheit sein und alle Menschen integrieren.
Ein Angebot für alle Menschen bereitzustellen, war dem Kult-Tour-Verein auch finanziell ein Anliegen. Aus diesem Grund ist die Stadtführung, ob eigenständig mit App oder geführt von Ellen Lorentz, kostenlos. Für die Umsetzung des Skulpturenwegs hat der ehrenamtliche Verein eine Förderung von 3000 Euro von der Stadt erhalten. Laut Lorentz hätte der Verein mindestens 5000 gebraucht. Grafiker und Vereinsmitglieder seien allerdings so überzeugt von dem neuen Kulturangebot gewesen, dass sie durch Sparen und Verzichten das Projekt schließlich auch mit weniger Geld umsetzen konnten, sagt Lorentz.
Die Vorsitzende hofft, dass der Skulpturenweg Gäste aus umliegenden Städten nach Leverkusen lockt. Immerhin sei die Tour an der Dhünn entlang eine beliebte Fahrradstrecke und so würden Fahrradfahrer auch gerne einen Stopp in Leverkusen einlegen. Auch in Bezug auf den Fußballansturm rund um Bayer 04 könnte der neue Skulpturenweg vielversprechend sein: Immerhin haben sich laut Lorentz in den vergangenen Monaten schon einige Fußballfans gemeldet, die für ein Spiel nach Leverkusen gekommen waren und gerne an einer Stadttour entlang der Kunstskulpturen teilnehmen wollten.
Am kommenden Freitag, 6. September, bietet Stadtführerin Ellen Lorentz eine Feierabendtour durch Manfort an, auf der sie die Skulpturen im Stadtteil vorstellt. Der Spaziergang wird rund anderthalb Stunden dauern. Treffpunkt ist um 17.30 Uhr vor der Doktorsburg. Bei Interesse kann man sich vorab per Mail anmelden. Die Tour ist kostenlos, um eine Spende wird gebeten.
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