Serie „Corona-Kunst“Anna Matzek fragt sich: „Was passiert um mich herum?“
Leverkusen – Es ist kein Hobby. Es ist kein Spaß nebenher. Nein: Die Kunst ist ihre Leidenschaft und ihr täglich Brot. Die Kunst ist das, wovon Anna Matzek lebt. Intellektuell ebenso wie im physischen Sinne des Wortes. Entsprechend ist Anna Matzek – Mitglied im Verein Künstlerbunker Opladen – eine von denen, die am Lockdown, am fehlenden Ausstellungsbetrieb während der Corona-Krise ganz schön zu knabbern haben.
Indes: Ganz im Sinn der hier vorliegenden Serie zieht sie eben auch Positives aus der Situation – und nutzte den Rückzug ins Private über die vergangenen Monate für die Entwicklung einer Installation, die auf besondere Weise ihre Erfahrungen mit der Pandemie zeigt.
Leben inmitten der Natur
Anna Matzek lebt mit Familie nämlich ländlich in Haan-Gruiten. Um ihr Haus mit großem Garten herum befinden sich Wald und Wiesen. Wohlgemerkt: ein Wald mit zunehmend mehr sterbenden Bäumen, wie sie seit geraumer Zeit beobachte. Und ein Gelände, in dem es viele Erosionen durch den umstrittenen Betrieb eines nahen Kalkwerkes und den dort betriebenen Abbau von Gestein gebe, wie sie sagt.
Richtig schön sei das alles nicht. „Und normalerweise“, betont Anna Matzek, „kommt hier draußen auch kaum einmal jemand vorbei.“ Mit dem Lockdown jedoch habe sich dies geändert.
Wie die Affen im Zoo
Tausende Ausflügler hätten in den vergangenen Wochen und Monaten in ihrer direkten Umgebung nach der Ausflucht aus dem Alltag gesucht. Was dazu geführt habe, „dass wir uns wie die Affen im Zoo gefühlt haben.“ Auffällig sei bei all dem gewesen, „wie viele dieser Menschen von der Idylle schwärmten. Einer Idylle, die für uns als Anwohner ob der Waldschäden und plötzlichen Besucherscharen gar nicht mehr existiert“.
Ihren Frust über die Situation überführte Anna Matzek nun in die erwähnte Installation aus Plastik und bewegten Bildern: Sie nahm den von den Besucherströmen durchkämmten Wald mit einer Kamera auf und projiziert das entsprechende Video per Beamer auf die Wände eines großen Zeltes, eines Tipis, das sie zuletzt in der Galerie des Kunstvereins Leverkusen zu Probezwecken einmal aufbauen konnte und das sie sobald wie möglich öffentlich präsentieren möchte.
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Blick im und aus dem Zelt
Die Betrachterinnen und Betrachter können sich nun im Zelt sitzend und auf die flirrenden Bilder schauend einerseits davon überzeugen, wie sich die Künstlerin selber zuletzt fühlte. Und sie können andererseits quasi aus dem Zelt heraus auf eine ihnen fremde Umgebung blicken, deren Idyll nur vordergründig weil im Sterben begriffen ist. Und all das sei schließlich ein symbolischer Akt. Ein Akt des Nachdenkens über Fragen, die uns derzeit alle umtreiben: „Wo stehe ich? Wo befinde ich mich? Was passiert um mich herum?“
Fazit: Es seien „so viele Dinge aufgeploppt während der Corona-Krise“, reüssiert Anna Matzek. Und sie alle will die Künstlerin mit ihrer Installation irgendwie fassen. Ein Paradebeispiel also für: Corona-Kunst.