Beim traditionellen Silvesterkonzert führt Dirigentin Bar Avni die Bayer-Philharmoniker zu einer beeindruckenden Leistung – mal wieder.
Silvesterkonzert der Bayer-PhilharmonikerDie Tür ins neue Jahr energisch aufgetreten

Gewohnt brillant am Dirgentenpult: Bar Avni und die Bayer-Philharmoniker bestachen beim Silvesterkonzert im Forum.
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Schon der Moment, in dem sie den großen Saal des Forums betritt – Bar Avni durchmisst die Bühne mit schnellen, zackigen Schritten, einem Lächeln im Gesicht und vielen lächelnden Gesichtern um sie herum – zeigt: Die Dirigentin und ihr Orchester haben Lust auf dieses Konzert. Und zwar so richtig. Und sie vermögen es, diese Lust in den folgenden gut zwei Stunden ans Publikum weiterzugeben. Und zwar spielend leicht. Am Bühnenrand leuchten jene zwei auf die Wand projizierten Sektgläser, die zu diesem traditionellen Silvesterkonzert der Bayer-Philharmoniker einfach dazugehören. Der Sekt perlt mit Blubberblasen. Und die Musikerinnen und Musiker zünden vom ersten Moment an das dazugehörende Feuerwerk.
Erwarte das Unerwartete
So klischeehaft das klingen mag: Genau so spielt es sich ab. Alles ist sinnbildlich und beispielhaft für das Konzept, das sich die Bayer-Philharmoniker seit Bar Avnis Antritt am Dirigentinnenpult 2020 gegeben haben. Inoffiziell und ohne Vertragswerk zwar. Aber spür- und hörbar: Nichts am von der Israelin ausgewählten Programm zum Kehraus dieses oftmals schlimmen und weit vom Attribut „perfekt“ entfernten Jahres klingt egal oder erwartbar.
Wo andere Orchester auf wieder und wieder durchgekauten Standards und musikalischen Blockbustern herumreiten, probieren die Bayer-Philharmoniker aus, fordern die Zuhörenden. Sie setzen einmal mehr für solch ein Laien-Ensemble erstaunliche Maßstäbe und enteilen damit anderen Orchestern, die in dieser Stadt verortet werden.
Große Gesten und Blicke
Schon der Einstieg mit Tschaikowskys im Kanon der Konzertliteratur eher unterm Radar fliegenden „Capriccio Italien“ gerät zu einem kleinen Triumph: Bar Avnis Dirigat changiert zwischen großen Gesten, mit denen sie die Akteurinnen und Akteure vor sich in deren Einsätze schickt und die Musik willkommen heißt, sowie dezenten Winks mit der Hand, zitternden Fingern und scharfen, eindringlichen Blicken, die zeigen, dass ihr nicht eine Nuance entgeht. Das ist typisch für sie. Das ist ihre Handschrift.
Avner Dormans diesem Konzert seinen Titel schenkendes Stück „Spices, Perfumes And Toxins“ wiederum sprengt gleich im Anschluss Grenzen: Auf der Bühne stehen nun mit Sebastian Gokus und Leon Günther gleich zwei junge Schlagwerker, die parallel in verschiedenen Rhythmen ihre Felle und Hölzer bearbeiten. Unterdessen halten ihnen Bar Avni und das Orchester mit Arrangements aus Nah- und Fernost, die auf minimalistischen Strukturen und verdichteten Tonleitern gründen, den Rücken frei, um frontal zu den Zuhörenden mitunter energisch, laut und sprichwörtlich krachend und knallend zu brillieren.
Kein Zweifel: Es ist ein Wagnis, ein auf klassische Musik eingestelltes Publikum mit so etwas zu konfrontieren. Doch wer sich einlässt auf dieses Programm, der erlebt besondere Momente. Und die zu suchen wird im heutigen Erwartbaren ja immer schwieriger.

Ein Orchester und zwei frontal zum Publikum spielende Schlagwerker: Die Bayer-Philharmoniker hatten die beiden Solisten Sebastian Gokus und Leon Günther eingeladen.
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Am Ende siegt „Spartacus“
Mehrere Auszüge aus Aram Chatschaturians „Spartacus“ beenden in der zweiten Hälfte schließlich dieses Konzert und bieten noch einmal die ganze Palette jener Emotionen, die sich in Musik packen lassen. Alles dröhnt entweder gewaltig in Euphorie oder schmiert steil ab gen Trübnis und Trauer. Und es endet im „Tanz der Gaditanerinnen“ und dem Sieg des Spartacus. Bar Avni und die Bayer-Philharmoniker treten die Tür ins neue Jahr lächelnd und mit Wucht weit auf.
Das gleiche Programm präsentierten die Bayer-Philharmoniker auch am Neujahrstag bei ihrem ebenso traditionellen Neujahrskonzert im Erholungshaus. Das nächste Konzert des Orchesters findet am 25. Februar im Forum statt. Dann spielen die Bayer-Philharmoniker Werke von Ethel Smyth, Benjamin Britten und Felix Mendelssohn Barthody, begleitet von der Violinistin Ylva Larsdotter. Karten für das Konzert sind erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet.
www.bayer-philharmoniker.de
www.kulturstadtlev.de