Streit in Leverkusen-Hitdorf„Höhle der Löwen“-Star wirft Angelverein hinaus
Leverkusen – Mitunter liegen einander sehr ferne Welten ganz nah beieinander. Und es wundert dann, wie hart ein Zusammenstoß werden kann. Dabei sah es zunächst nach ganz friedlicher Koexistenz aus, als der Langenfelder Unternehmer Nils Glagau vor drei Jahren den Hitdorfer Waldsee, eine der ehemaligen Kiesgruben im Osten des Stadtteils, gekauft hatte.
Damals traf der Inhaber und Geschäftsführer der Orthomol GmbH, die in Langenfeld sehr erfolgreich und mit ihm in jetzt zweiter Generation Nahrungsergänzungsmittel und Mikronährstoff-Kombinationen herstellt und vertreibt, auf den Angelverein Waldsee, der seit 36 Jahren den See gepachtet hatte.
Nils Glagau: Ein Löwe in der Höhle
Kein Problem, alles easy. Glagau, der in der Vox-Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ seit 2019 den cleveren Investor gibt, welcher Start-up-Unternehmen Auftrieb gibt oder ein Verlierer-Etikett anklebt, gab sich seinerzeit ganz entspannt. Die Angler mögen sich bitte aus der Umgebung seines Hauses am Südufer des Sees zurückziehen und ihn in Ruhe lassen. Dafür werde er in einem neuen Pachtvertrag deren Zahlung um tausend Euro im Jahr verringern. So soll es vor Zeugen im persönlichen Gespräch zugesagt worden sein.
Sagt jedenfalls Markus Stoffels vom Angelverein, der nun genau darauf pocht und die mündliche Zusage weiterhin eingelöst sehen möchte. Die soll Glagau zuletzt abgestritten haben, ehe er den Pachtvertrag mit dem Angelverein kündigte und für die Hitdorfer fortan nicht mehr erreichbar war.
Angelverein Waldsee: Ein Ende nach 36 Jahren
Ende September lief der Pachtvertrag aus. Nach 36 Jahren. Erst in den letzten Jahren – nach der angeblichen entspannten Zusage Glagaus – hatte der Verein noch einmal 16.000 Euro in seine Anlagen am Waldsee investiert, auf das Wort des „Löwen“ vertrauend, der dann aber nach der Kündigung auf keinen Anruf und kein Rechtsanwaltsschreiben mehr reagiert haben soll.
Was Markus Stoffels und seine 140 Vereinsmitglieder verärgert, die nicht nur den Zugang zum Angelsport verloren haben: „Die Familien eingerechnet, sind es so 400 bis 500 Personen, die ihr Freizeitterrain verloren haben.“ Dass kurz nach Beendigung des Pachtvertrages die Schlösser an den Zugangstoren zu ihrem Vereinsgelände am Nordufer des Waldsees aufgebohrt und damit unbrauchbar gemacht worden sind, kann Stoffels, der bei der Polizei Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet hat, kaum dem Zufall zuordnen.
Von ihrem Vereinsgelände aus hatten die Hitdorfer Vereinsmitglieder immerhin einen Blick über den See auf das Glagau-Anwesen, das – videoüberwacht – in den Stunden der Dunkelheit von außen taghell erleuchtet wird.
Für den Multimillionär und Fernseh-Löwen Glagau, der das mit dem E-Gitarren-Logo seines weiteren Unternehmens „Rock B(r)and“ verzierte Haus nicht wirklich bewohne, sei dies nur eine gelegentlich genutzte „Spaßstätte“ zum Baden, Boot fahren, Spaß haben, um seine Start-up-Protagonisten oder andere Promis zu bewirten, so die grimmige Mutmaßung der nunmehr vom See ausgesperrten Angler.
Tatsächlich bewirbt Glagau das Anwesen im Internet als „kreativen Rückzugsort für die innovative Gründerszene“. Hier würden Workshops abgehalten und in besonderer Atmosphäre Synergien geschaffen: „Eine kurze Jam-Session an der E-Gitarre, ein Duell auf dem Beachvolleyball-Platz oder auf dem Surfbrett am hauseigenen See rauspaddeln und die Ruhe der Natur genießen – das Rock B(r)and Haus schafft ein motivierendes Arbeitsumfeld und bietet Raum für kreative Pausen zwischen Meetings, Workshops und Präsentationen.“
Die Angler wollen sich nun notfalls vor Gericht gegen den Rauswurf entgegen mündlicher Zusage wehren und dafür Zeugen aufbieten. Es könne nicht sein, dass sich ein Multimillionär so rücksichtslos aufführe und über Absprachen hinwegsetze.
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Nils Glagau selbst wollte auf eine Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ zu dem Konflikt nicht Stellung nehmen, sondern ließ die Assistentin seiner Geschäftsführung bei Orthomol, Anne Klein, antworten: „Der Pachtvertrag wurde zum 30.9.2022 unter Einhaltung der vertraglichen Kündigungsfrist von zwölf Monaten wirksam und ausdrücklich beendet. Der Vorstand des Vereins hatte damit ausreichend Gelegenheit, die Rückgabe des Grundbesitzes vorzubereiten. Stattdessen wird kurz vor Ablauf der Kündigungsfrist die formale Wirksamkeit bestritten. Eine wirksame Verlängerung des Pachtvertrages ist nicht bekannt. Damit erübrigen sich alle Behauptungen zu einer mündlichen Verlängerung.“ Alles Übrige sei dann einer Klärung vor Gericht vorbehalten.