TuS Quettingen 05Die Verwirklichung des lang gehegten Kunstrasen-Traumes
Leverkusen – Die wichtigste Person an diesem Tag war nicht mehr dabei. Ferdinand Niebel, ehemals Vorstand sowie jetzt erst recht Vereinsikone des TuS Quettingen 05, starb Anfang des Jahres und konnte den von ihm so erkämpften und herbeigesehnten Erfolg nun nicht mehr miterleben: Der Club bekommt endlich einen Kunstrasenplatz. Wird endlich wieder konkurrenzfähig – und eigentlich noch viel mehr.
Denn jahrelang war der TuS quasi der einzige Fußballverein der Stadt gewesen, bei dem noch auf Asche gespielt wurde. Hatte darum sowohl aktive wie potenzielle Mitglieder verloren. Und hatte bei allen Bemühungen um eine Änderung dieses schlimmen Zustandes stets um mehr gekämpft als nur einen neuen Untergrund zum Kicken: Die Quettinger Verantwortlichen –allen voran Trainer und Fußballjugendleiter Raffaele „Lello“ Esposito – haben traditionell einen selbst auferlegten Integrationsauftrag.
Integrationsauftrag
Schließlich liegt die Anlage des TuS inmitten einer nicht gerade betuchten Nachbarschaft, in der viele Familien – und mit ihnen deren Kinder – einen Migrationshintergrund haben. Insofern war es verständlich, dass neben Erleichterung und Freude bei Esposito oder dem TuS-Vorstandsvorsitzenden Arne Kahr auch viel Wehmut dabei war, als Sportdezernent Marc Adomat, Bezirksbürgermeister Heinz-Jürgen Pröpper, der bezüglich der Umsetzung der Vereinspläne sehr engagierte Rüdiger Scholz (CDU) und Architekt Rudolf Brinkmann jetzt den Startschuss zu den Bauarbeiten vor Ort gaben. Neben ihnen ein Tisch, auf dem ein Bild des verstorbenen Niebel stand.
Schon in den kommenden Tagen rollen die ersten Bagger an. Bis Oktober soll aus dem derzeit noch voller Schlaglöcher bestehenden Nicht-Fußballplatz eine moderne Anlage entstehen, auf der Vereinssport für Mitglieder ebenso möglich sein wird wie Freizeitsport für alle. Mit Kunstrasen aus Belgien. Einem Kleinspielfeld fürs Training gleich daneben. Einem Basketballplatz. Und mit einer ED-Beleuchtung, die Sport auch abends ermöglicht. Das alles kostet 1,4 Millionen Euro. 200 000 Euro davon muss die Stadt – respektive der Sportpark Leverkusen – zahlen. Der übrige Betrag wird von Land und Bund gestellt.
Mitglieder sammelten Geld
Übrigens: Jenes Geld, gut 50 000 Euro, das die Vereinsmitglieder in der Vergangenheit selbst durch Spenden und Sponsoring sammelten, wird in die Renovierung des Vereinsheimes mitsamt Kabinen und Arbeitsräumen fließen. Es ist eine Vergangenheit, die sich über eine Dekade erstreckt: So lange verfolgen die Quettinger bereits beharrlich ihren Traum einer neuen Anlage und fochten dabei ein ums andere Mal zähe Verhandlungen mit der Politik.
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Der neue Kunstrasenplatz jedenfalls führte zuletzt schon ob seiner bloßen Ankündigung zu erfreulichen Vorkommnissen beim TuS: Wo früher in Gesprächen noch nach dem Motto „Asche? Dann komme ich nicht!“ abgewunken wurde, stellt Kahr nun fest: „Wir bekommen wieder mehr Anfragen von Menschen, die jetzt Mitglied werden wollen.“ Und das sei – ganz nebenbei – gerade in Corona-Zeiten nochmal so viel wert.