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Überflutetes SchlebuschAufräumarbeiten ohne Strom, aber mit Wischmopp

Lesezeit 3 Minuten

Im unteren Teil der Schlebuscher Fußgängerzone stand das Wasser bis Mittags hoch.

Leverkusen – Um 8.30 Uhr wird auf dem Schlebuscher Arcadenplatz der Bauernmarkt aufgebaut. Als hätte es die Regenmassen und die über alle Dämme tretende Dhünn nebenan nie gegeben, laden Händler Blumen und Salatköpfe aus den Wagen. Wer hier die Fußgängerzone betritt, denkt: Alles gut überstanden. Der Eindruck ist schon wenige Meter die Bergische Landstraße hinunter dahin. Hier schießt kurz vor dem Lindenplatz noch am Morgen ein brauner Sturzbach von der komplett unter Wasser stehenden Dechant-Fein-Straße in die Fußgängerzone. Die Ecke Oulustraße / Bergische Landstraße ist unpassierbar, zwei Autos stehen mitten in einer gigantischen Seenlandschaft.

Das Auto musste sein Besitzer in der Flut zurücklassen.

Jochen Haas steht mit hochgekrempelter Jeans und Barfuß in seinem Laden für orthopädische Schuhtechnik. Und lacht, während er mit einem Abzieher das Wasser aus dem Laden schubst. „Man muss das mit Humor nehmen, was will man sonst machen“, sagt der Inhaber, der selbst in Bergheim wohnt und in der Nacht nur hoffen konnte, dass sein Laden die Wassermassen übersteht.

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Keller hat er zum Glück keinen und die Schäden im Ladenlokal halten sich nach erster Begutachtung in Grenzen: „Wasser raus, neue Möbel bestellen und dann sind wir hoffentlich nächste Woche wieder arbeitsfähig“, sagt er pragmatisch.

Ein Aal überlebte den Ausflug in die Fußgängerzone nicht.

Verena Thelen von Heicken Optik steht gegenüber: „Wir haben bis zwei Uhr nachts versucht, Schadensbegrenzung zu betreiben, dann haben wir aufgegeben.“ Also geht der Hochwassereinsatz am Morgen weiter, mit Schrubber und Eimer – Strom gibt es keinen, Pumpen zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Insgesamt ist die Stimmung erstaunlich gut, viele Passanten nehmen Anteil, die Geschäftsinhaber üben sich in Galgenhumor. Es wird viel gelacht.

Die wenigen befahrbaren Straßen waren auch überfordert, wie hier der Karl-Carstens-Ring.

Nur an einer Apotheke wird es kurzfristig hitzig, als Kunden zur eigentlichen Öffnungszeit um 9 Uhr vehement nach Medikamenten verlangen. „Lassen sie uns noch ein bisschen Zeit“, bittet eine Mitarbeitern im überschwemmten und dunklen Laden. Als Passanten Fotos machen, wird sie sauer: „Hören Sie doch mal auf zu fotografieren und packen lieber mit an!“ Tatsächlich kommen viele, um die Wassermassen im Bild festzuhalten, Kinder in Gummistiefeln nutzen die geschlossene Kita für einen Ausflug auf den riesigen Wasserspielplatz.

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Auf der anderen Seite der Dhünn liegt der Bioladen von Alexandra Steinke selbst am Nachmittag noch im Dunkeln. Brot verkauft sie dennoch. „Die Lieferung kam, da müssen wir jetzt versuchen, das unter die Leute zu kriegen“, sagt Steinke. Kühltruhen und Kassen sind aus, der Keller voll Wasser, samt aller Lagerbestände.

Helfer reinigen auf der Oulustraße überforderte Gullys.

Ein Desaster, das Buchhändler Manfred Gottschalk nebenan erspart bleibt: „In diesen Keller kommen keine Bücher, da sind nur noch ein paar Ordner, die schenke ich dem Finanzamt.“ Seine Nachbarin Steinke unterstützt er mit einem Brötchenkauf. Beide sind sich einig: „Wir haben sieben Monate Baustelle überstanden, dann Corona – das schaffen wir auch noch.“