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Ulrich KrischMit dem Fahrrad zum Nordkap – Leverkusener auf ungewöhnlicher Reise

Lesezeit 4 Minuten

Mit voll bepacktem Rad ist Ulrich Krisch seit gestern unterwegs zum Nordkap.

Leverkusen – Ulrich Krisch hatte schon immer einen eisernen Willen. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, so sagt seine Ehefrau Andrea, dann musste es auch genau so geschehen, wie er es sich vorstellt.

Der Leverkusener weiß, was er will. Er will seine Träume leben. Und einer davon lautet: Einmal mit dem Fahrrad zum Nordkap und zurück fahren. „Jetzt oder nie“, dachte sich Ulrich Krisch und packte die Fahrradtaschen. Viel zu viele aus dem Bekanntenkreis haben das Pensionsalter nicht erreicht. Das ängstigt, natürlich. Und es rüttelt wach.

Ulrich Krisch, ehemals Polizeibeamter in Leverkusen, ist heute 62 Jahre alt, seit Januar im Ruhestand und verspürt einen großen Bewegungsdrang. „Nach 55 Jahren Schule und Beruf folgt nun die große Freiheit“, sagt der Pensionär.

Das ruhige Leben im Alter ist nichts für ihn. Er will nicht zu Hause bleiben und jeden Tag nur darauf warten, bis seine noch berufstätige Ehefrau heim kommt. Warten und Ausruhen würden Altwerden bedeuten. Also hat er sich aufgemacht. Seit Mittwoch ist er unterwegs.

Start auf der Balkantrasse

Vor seiner Abreise checkte Ulrich Krisch mehrmals sein Gepäck. Viel kann er auf dem Rad nicht mitnehmen. Etwa 43 Kilo Gesamtgewicht bringt das Rad samt Ladung auf die Waage.

Drei Flaschen Wasser klemmen am Rahmen, auf dem Gepäckträger ist ein Zelt befestigt, in den Taschen befindet sich nur das Nötigste: ein paar T-Shirts, Pullover, Hosen und Drogerieartikel. Es sind keine Mengen, die für eine derart lange Reise ausreichen würden. Mehr ginge auch nicht, schließlich ist die Strecke nicht durchgängig eben. Die Reise beginnt bereits auf der Balkantrasse mit einigen Steigungen.

Ulrich Krisch muss unterwegs improvisieren, es wie ein Pfadfinder halten. Die Wäsche am Straßenrand waschen, zum Beispiel. Ob er immer entlang des Weges ein Hotel findet, in dem er nächtigen kann, ist ungewiss. Vorgebucht hat Ulrich Krisch nicht. Er will frei sein in seinen Entscheidungen.

Dazu gehört auch, dass er sich im Internet vorab nicht informiert hat, welche Sehenswürdigkeiten es in den Städten gibt, die auf seiner Route liegen. Ulrich Krisch will gänzlich unbefangen in St. Petersburg, Oulu und Helsinki ankommen, sich erst vor Ort ein Bild von den Begebenheiten machen. Es ist ein Abenteuer – in vielerlei Hinsicht.

Das Fahrradfahren hatte er zwar schon vor Jahren für sich entdeckt, als der damalige Polizist plötzlich Kniebeschwerden bekam. Seitdem radelt er, um das Gelenk mobil zu halten. Mehrwöchige Touren hatte Ulrich Krisch bereits mehrmals absolviert – mal mit seiner Ehefrau Andrea, mal alleine. Aber vier Monate in fremden Ländern unterwegs zu sein, das ist für alle Beteiligten ein Wagnis.

Pro Tag 100 Kilometer

Andrea Krisch verheimlicht nicht, dass sie sich um ihren Gatten sorgt. Auf seine Rückkehr zu warten, wird hart für sie. Die nächsten Wochen hat sie daher mit Aktivitäten durchgeplant, um die Wartezeit zu überbrücken.

Auch fliegt sie selbst in den Urlaub. Für sie geht es in die Türkei, wo sie sich einfach nur entspannen will. Für Ulrich Krisch wäre das auf Dauer nichts: im Sand liegen und nichts tun. Daher ist das Paar schon vor Jahren zu der Übereinkunft gekommen, dass man einen Teil des Jahresurlaubs alleine verbringt.

Was er während seines eigenen Urlaubs erlebte, hatte Ulrich Krisch in seiner Entscheidung bestärkt, die lange Tour zu versuchen. Pro Tag hat er sich 100 Kilometer vorgenommen. Bis zum Nordkap sind es insgesamt 5500 Kilometer, über Schweden und Dänemark zurück sind es nochmals 4000 Kilometer.

Zur Vorbereitung hat der ehemalige Polizist ein Praktikum im Fahrradmarkt Leverkusen absolviert. Dort lernte er in 100 Stunden alles, was er wissen muss, um sein Rad unterwegs zu reparieren, zum Beispiel, wenn die Bremsbeläge abgenutzt sind oder die Kette gerissen ist. Seinen Körper hat er vor der Abreise nicht zusätzlich stählen müssen. Pro Jahr legt der Leverkusener über 10 000 Kilometer auf dem Rad zurück.

Er erfüllt sich nun einen Traum. „Ich wollte in jungen Jahren schon immer nach Skandinavien. Ich will die Ruhe genießen.“ Wenn er unterwegs den Laptop anschaltet, dann nur, um seine Homepage zu pflegen, auf der er über seine Reise berichten will. Und natürlich wird er so mit seiner Ehefrau kommunizieren, die froh ist, wenn sie ihn im August wieder in Leverkusen begrüßen kann.

www.tandemfreunde.de