AboAbonnieren

Umstrittene ÖkosiedlungKritik am Baugebiet Bohofsweg hält an

Lesezeit 3 Minuten

Östlich des Bohofswegs sollen auf der grünen Wiese eine Öko-Siedlung und eine Kindertagesstätte gebaut werden.

Leverkusen – Auch wenn es bis hinein in konservative Parteien in Teilen Widerspruch gegen das Baugebiet Bohofsweg gibt, treibt ein Teil der Stadtverwaltung das Vorhaben voran, während ein anderes Amt vor der Siedlung warnt. Östlich des Bohofswegs sollen eine Kindertagesstätte und eine Eigenheimsiedlung auf der grünen Wiese zugelassen werden. Die Häuser in dem Wohngebiet sollen energetisch nach neuestem Standard gebaut werden, weshalb es auch unter der Überschrift „Ökosiedlung“ läuft.

Umweltamt ist dagegen

Dass eine Siedlung an diesem Ort aber alles andere als öko ist, hat das städtische Umweltamt festgestellt. Dessen Stellungnahme enthält klare Worte: „Die geplante Bebauung wird die vorteilhaften klimaaktiven Flächen weiter dezimieren und somit die lufthygienisch-stadtklimatischen Standortbedingungen des Plangebietes und seiner Umgebung negativ beeinflussen. Die Belüftung der talabwärts gelegenen Siedlungsgebiete durch Kaltluftflüsse bei austauscharmen Wetterlagen wird behindert bzw. abgeschwächt. Am besten wäre es daher – vor dem Hintergrund der zunehmenden Klimaerwärmung – auf die Realisierung des Vorhabens zu verzichten.“

Städtisches Grundstück

Aber: Das Grundstück gehört der Stadt, der Verkauf würde ihr Geld einbringen. Damit auf der Weide im Dreieck Bohofsweg/In der Wasserkuhl die „Ökosiedlung“ gebaut werden darf, muss noch Baurecht geschaffen werden. Es sind komplizierte Verfahren: Der Flächennutzungsplan muss für das Gebiet umgeschrieben und ein Bebauungsplan erstellt werden. Das Feld liegt zudem außerhalb der bestehenden Bebauung, ist geschützt, auch deshalb muss an einer anderen Stelle ein Ausgleich geschaffen werden, etwa ein als Wohnbaufläche gewidmetes Grundstück dauerhaft in Ackerland umgewandelt werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Fall des Bohofswegs soll der Naturverlust mit einem Stück Land ausgeglichen werden, auf dem sowieso auf absehbare Zeit nicht gebaut werden darf: Nur wenige Meter entfernt hatte die Verwaltung vor kurzem eine Wiese in Bauland umgewidmet: Lichtenburg-Ost am Alt Steinbücheler Weg. Das Verfahren war schon weitgehend abgeschlossen, dann wies man dort den streng geschützten Steinkauz nach. So lange es dort Steinkäuze gibt, darf darauf also nicht gebaut werden. Dennoch soll die jetzt angestoßene Umwidmung von Lichtenburg-Ost in Ackerland als Ausgleich für das Vorhaben am Bohofsweg dienen. Gisela Kronenberg, die für die Linken im Bauausschuss sitzt, findet das unlogisch: „In Lichtenburg-Ost darf sowieso nicht gebaut werden, wegen der Steinkäuze. Wie kann man da von einem Ausgleich für den Bohofsweg sprechen?“

Kaltluftschneise

Das gesamte Land im Leverkusener Osten dient der Stadt als Kaltluftschneise und -entstehungsgebiet. Die beschriebene Gegend sorgt besonders in Steinbüchel und in Teilen von Lützenkirchen für Kühle in der Nacht. Dass Leverkusen ein Hitzeproblem hat, lässt sich schwer wegdiskutieren. Dass dennoch selbst die Grünen für die so genannte Öko-Siedlung gestimmt haben, blieb für viele Beobachter rätselhaft. Immerhin haben sie sich ein Türchen offen gehalten: Nur wenn doch noch herauskommen sollte, dass das Kaltluftentstehungsgebiet in seiner Funktion „weitgehend erhalten bleiben“ könne, will man auch weiterhin für das oftmals Luxus-Siedlung genannte Bauvorhaben auf der grünen Wiese stimmen.