„Wie weit würdest du gehen, um geliebt zu werden?“ - Das Junge Theater Leverkusen bringt mit „Das Maß der Dinge“ von Neil LaBute ein intensives Drama auf die Bühne, das die Grenzen von Liebe, Manipulation und Kunst auslotet.
Kann man seine Liebe formen?Junges Theater Leverkusen bringt Valentins-Drama auf die Bühne

Sofia Friedmann, Eric Haarhaus, Hannah Braun und Oliver Krezdorn bringen in „Das Maß der Dinge“ am Jungen Theater Leverkusen ein packendes Spiel um Liebe, Manipulation und die Grenzen der Kunst auf die Bühne.
Copyright: Timon Brombach
Im Zentrum der Handlung dieses intensiven Stücks, das das Junge Theater Leverkusen (JTL) derzeit in Opladen aufführt, steht Adam, ein unscheinbarer und unsicherer College-Student, dessen Leben sich durch die Begegnung mit der charismatischen Kunststudentin Evelyn radikal verändert. Sie sagt Dinge wie: „Bei all den Typen, die ich gedatet habe, hätte man eine Sache verändern müssen und es wären irre Typen gewesen.“ Eric Haarhaus verkörpert Adam mit einer anrührenden Mischung aus Schüchternheit und wachsender Selbstverleugnung, während Sofia Friedmann als Evelyn die Bühne mit dominanter Präsenz einnimmt.
Die erste Begegnung der beiden passiert im Museum, wo sich ein packendes, provokantes Drama entfaltet. „Du bist süß“, so Evelyn zu Adam, „aber die Haare: Schneid sie ab!“ Neil LaButes „Das Maß der Dinge“ stellt Fragen nach der Formbarkeit des Menschen, den Grenzen der Kunst und der bedingungslosen Sehnsucht nach Liebe. Unter der Regie von Petra Clemens gelingt dem JTL eine Inszenierung, die fesselt und verstört.
Ein Schauspiel der Transformation in Leverkusen
Adam, nervös und ein wenig unbeholfen, hält Wache vor einer Statue, während Evelyn mit provokantem Lächeln über die Absperrung steigt. Adam zögert – ein erster Hinweis darauf, dass er sich ihrem Bann nicht entziehen kann. Von Szene zu Szene verändert sich Adam. Zunächst subtil: eine neue Frisur, eine modernere Brille, modischere Kleidung.
Doch bald reicht es Evelyn nicht mehr, ihn äußerlich zu formen: „Ich hab dir ein paar Anregungen gegeben und du änderst dein gesamtes Leben.“ Sie greift nach seiner Seele. Hannah Braun und Oliver Krezdorn, als Adams Freunde Jenny und Phillip, beobachten diesen Wandel mit wachsender Skepsis. „Du bist nicht mehr du“, sagt Phillip eines Abends, als Adam selbstbewusst seine neuen Prinzipien verteidigt. Doch Adam lacht nur und weicht Evelyn nicht mehr von der Seite.
Die schleichende Eskalation der Manipulation hält die Zuschauerinnen und Zuschauer in Atem. Die Regie nutzt den begrenzten Raum geschickt – Evelyn dominiert jedes Gespräch, setzt sich bewusst zu nah, spricht in „ehrlicher“, durchdringender Stimme, bis der passive Adam ihr willenlos folgt. Die Distanz zwischen ihm und seinen Freunden wächst mit jeder Szene.
Am Ende folgt der große Schock
Der Höhepunkt des Abends ist Evelyns letzte Enthüllung ihrer Ausstellung für ihr Kunst-Diplom - und eine große Überraschung für die Zuschauenden. Ihre Worte schneiden tief: „Er hat sich verändert – das war seine Leistung.“ Adam, bis zuletzt ahnungslos, steht da wie ein entkleideter Mann, von sich selbst und der Liebe verlassen. Evelyn bleibt kühl, ungerührt, fast stolz. Es ist die vielleicht grausamste Wahrheit des Abends: Nicht sie hat ihn verändert, sondern er sich selbst – aus der Hoffnung heraus, geliebt zu werden.
Weitere Vorstellungen
Weitere Aufführungen gibt es am Freitag, 14. Februar, und Samstag, 15. Februar, um 20 Uhr, sowie am Sonntag, 16. Februar, um 18 Uhr im Jungen Theater Leverkusen in der Karlstraße 9a, 51379 Leverkusen. Tickets gibt es online für 15 und ermäßigt für sieben Euro. Außerdem gibt es ein „Cliquenticket“ für drei Jugendliche für 15 Euro: www.jungestheater.net