Verschwundene Bauten in LeverkusenDas Hallenbad Bismarckstraße wurde nur 35 Jahre alt
Leverkusen – Nur 35 Jahre wurde dieses öffentliche Gebäude in Leverkusen alt. Dabei hatte es bis zu seiner Entstehung schon eine ebenso lange Vorgeschichte.
Im Jahr 1925 wurde es – nachdem erste Pläne wenige Jahre zuvor aus Kostengründen aufgegeben worden waren – als ein Aprilscherz gehandelt, dass das ersehnte Leverkusener Hallenbad schon sehr bald, nämlich 1955 eröffnet würde. 1928 wurde ein Entwurf zum Bau eines solchen Bades genehmigt und die Bauarbeiten für ein Grundstück an der Kölner Straße in Wiesdorf ausgeschrieben. Doch dann kam die Weltwirtschaftskrise und stoppte das Vorhaben.
Erst 1955 wurde in Leverkusen tatsächlich wieder ein städtisches Hallenbad beschlossen. Im Mai 1959 folgte der erste Spatenstich dafür und im Oktober 1961 wurde der Bau nach den Plänen des damals aus Essen stammenden Architekten Ulrich von Altenstadt fertiggestellt und eingeweiht, an der Bismarckstraße nahe der Dhünn.
Lange Zeit war zuvor das Baden allenfalls an den Ufern des Rheins und der Dhünn möglich, die Wupper als reine Industriekloake schied seinerzeit von vornherein aus. Eine erste Rheinbadeanstalt der Farbenfabrik Bayer für ihre Werksangehörigen und deren Familien hatte gegen Ende des Ersten Weltkriegs wegen „Altersschwäche“ schließen müssen. Eine „Holzbadeanstalt“ an ihrer Stelle in den 1920er Jahren musste aufgrund der immer stärkeren Verschmutzung des Rheinwassers und der zu starken Strömung aufgegeben werden.
Im Stadtpark wurde 1930 ein rundes Wasserbecken mit 60 Metern Durchmesser und geringer Wassertiefe eröffnet, das mehr zum Planschen als zum Schwimmen geeignet war, 1935 folgte die Erweiterung zum Freibad Am Stadtpark, das sich großer Beliebtheit erfreute und in 25 Jahren mehr als 3,5 Millionen Besucher anzog. Leverkusens Bevölkerung wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg stark an, das Freibad platzte aus den Nähten, so dass der Plan zum Bau eines Hallenbades direkt daneben Gestalt annahm.
Von Altenstadt ging mit seinem Entwurf mit einer sehr gläsernen Fassade und markanten Spannbetonträgern als Sieger aus dem folgenden Architektenwettbewerb hervor. Er kombinierte ein prägnantes Äußeres mit einer für seine Zeit wegweisenden inneren Ausgestaltung und abgestimmten Funktionsbereichen. Von der großzügigen Eingangshalle, an die auf einer Seite eine Café-Milch-Bar, auf der anderen Seite ein Verwaltungstrakt angeschlossen war, ging es an einer zentralen Kasse vorbei zur tiefer gelegenen Umkleidehalle.
Die Nutzer konnten ihre Sachen eigenständig in Spinde wegschließen und mussten vor dem Erreichen der Schwimmhalle – nach Geschlechtern getrennt – die Duschanlagen passieren. In der großen Schwimmhalle gab es ein kleineres Lehrbecken, ein Mehrzweckbecken mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich, einen Sprungturm mit Fünf-Meter-Plattform, zwei Drei-Meter-Brettern und zwei Ein-Meter-Brettern und sechs markierte, jeweils 25 Meter lange Schwimmbahnen für eine Wettkampfnutzung. Über dem Lehrschwimmbecken befand sich eine Zuschauertribüne mit 470 Sitzplätzen, die über einen gesonderten Gebäudeeingang von außen direkt zugänglich war.
Im Obergeschoss des Hallenbades gab es zwei geschlechtergetrennte Saunen mit jeweils einem geräumigen und begrünten Innenhof mit Tauchbecken und Gelegenheit zum Sonnenbaden. In einem Tiefgeschoss war die Technik untergebracht und für Filmaufnahmen befand sich dort auch ein Unterwasserfenster mit Blick ins Hauptbecken.
„Das neue Hallenbad soll ein Erholungsort für die Allgemeinheit und die arbeitende Bevölkerung sein“, hatte Oberbürgermeister Wilhelm Dopatka in seiner Rede beim ersten Spatenstich am 11. Mai 1959 verkündet. Dies wurde es, auch in Kombination mit dem Freibad, sowie zum Lernort für zahlreiche Schülerinnen und Schüler, die hier Schwimmen lernten und mit Sportnoten bewertet wurden. 6,5 Millionen Mark hatte die Stadt Leverkusen seinerzeit in den Bau gesteckt.
Dass der das Stadtbild prägende Bau an der Bismarckstraße mittlerweile unter Denkmalschutz stand, konnte seinen Abriss im Jahr 1996 nicht verhindern. Eine inzwischen notwendige Sanierung stellte sich als überaus kostspielig heraus.
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Gegen den Widerstand vor allem der Grünen und der Bürgerliste beschloss der Stadtrat mit der Mehrheit von SPD und CDU den Abriss des städtischen Hallenbades und den Neubau eines „Spaßbades“ an gleicher Stelle, das unter dem neckischen Namen CaLevornia 1998 bereits in Betrieb ging. Das erreichte weit größere Besucherzahlen als erwartet – und macht in diesem Jahr von sich reden, weil das Freibadgelände mangels Fachpersonals nicht geöffnet werden kann.