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Volksbühne Bergisch NeukirchenEine Theaterdynastie erzählt ihre Geschichte

Lesezeit 4 Minuten

Leverkusen – Wenn Erwin Fritz und Dana Fischer in einem Raum sitzen, dann gibt es was zu erzählen. Und das nicht nur, weil sie Vater und Tochter sind und entsprechend viel Zeit miteinander verbracht haben, seitdem Dana Fischer vor fast 41 Jahren zur Welt kam. Sondern auch, weil beide auf ihre Weise Geschichte geschrieben haben mit einer Theatertruppe, die zumindest in der Region so ziemlich einzigartig ist: mit der Volksbühne Bergisch Neukirchen (VBN).

Erwin Fritz, der vor drei Wochen 90 Jahre alt wurde, gründete das Ensemble am 17. April 1946 und prägte es bis in die 90er-Jahre hinein als Schauspieler, Arrangeur und Regisseur. Dana Fischer wiederum kam im Alter von drei Jahren hinzu – „Weil eben alle, die in einer Volksbühnen-Familie geboren werden, schon als Kind zu den Aufführungen mitgenommen und irgendwann auch mit einbezogen werden“, wie sie sagt. Heute ist sie – als eine von vier Fritz-Töchtern – anstelle ihres Vaters diejenige, die die Stücke für die jährlichen Aufführungen aussucht. Ein Schauspiel. Ein Musical. Ein Märchen. Jeweils alle zwölf Monate. Ein enormer Aufwand. „Und die Liste mit Stücken, die wir noch zeigen wollen, ist endlos.“ Sie ist groß geworden, die VBN.

22 Schauspieler zu Beginn

Heutzutage gibt es 114 Mitglieder, von denen die meisten in die Bühnenarbeit einbezogen sind: als Darsteller, als Musiker, als Requisiteure, als Autoren, als Kulissenmacher. Und da sind die knapp 25 aktuell bei den Aufführungen herumwuselnden Kleinkinder, noch gar nicht mitgezählt, wie Dana Fischer betont. Der Stolz in ihrer Stimme ist dabei nicht zu überhören. Und stolz ist auch ihr Vater, der das Lebenswerk seiner Ur-Truppe so prächtig gedeihen sieht: „Wir waren am Anfang gerade einmal 22 Leute“, erinnert er sich.

22 Leute, die nach dem Krieg darauf aus waren, die Menschen in der Umgebung ein bisschen auf andere Gedanken zu bringen. Mit zusammengezimmerten Bretterbühnen – die Bäume dafür mussten selbstverständlich zuvor erst noch im nahen Wald geschlagen werden. Mit Auftritten in Witzhelden und alten Gasthäusern wie der „Linde“ in Bergisch Neukirchen. Mit Proben in der Garage des Alten Rathauses im Ort.1966 zog das Ensemble dank der Mithilfe des damaligen Bürgermeisters Bruno Wiefel in die Opladener Festhalle, wo es noch heute sein Zuhause hat und so gut wie jede Vorstellung vor ausverkauftem Haus gibt. Eine Theatertruppe über Generationen hinweg, bestehend aus zig Bergisch Neukirchener Theaterfamilien, die gleichzeitig Theaterdynastien sind.

Chronik der Jahrzehnte

Erwin Fritz’ Pionierzeit begann mit seinem ersten Stück „Der wahre Jakob“. Er verabschiedete sich 1996 mit seiner letzten Regiearbeit „Die lustige Witwe“. Und über alles führt der Vater von vier Töchtern und Großvater von zehn Enkelkindern bis heute eine Chronik mit Bildern, Presseberichten und allerlei Informationsmaterial rund um die über Jahrzehnte hinweg aufgeführten Stücke. Erwähnt wird in der Chronik natürlich auch Dana Fischers Einstieg: Sie inszenierte 1997 zum ersten Mal – bei ihr war es „Der Zauberer von Oz“– und wird seitdem kongenial unterstützt von Helga Schleimer (52), die schon fast als Familienmitglied der Fritzens durchgeht und den Ausführungen des Gründers nicht minder gebannt zuhört. „Ohne ihn“, sagt sie, „wären wir heute nicht da, wo wir sind.“

Und ganz sicher – darauf bestehen Schleimer sowie Erwin Fritz und Dana Fischer ebenso – nicht ohne Ehefrau und Mutter Sunhild Fritz. Sie stärkte über Jahrzehnte hinweg ihrem Mann Erwin den Rücken, trug den Verein und die Vereinsarbeit mit, stand selber mehrfach auf der Bühne – und freut sich heute nicht minder als ihr Gatte über all die Kinder und Jugendlichen, die das Fritz-Erbe in die Zukunft tragen.

Komödie in der Opladener Festhalle

Das nächste Stück, das vom Ensemble der Volksbühne Bergisch Neukirchen auf die Bühne gebracht wird, ist die Komödie „Ein ungleiches Paar“ von Neill Simon, inszeniert von Dana Fischer und Anne-Claire Weber. Die Premiere ist am Samstag, 7. Mai, um 17 Uhr in der Opladener Festhalle. Weitere Vorstellungstermine sind Sonntag, 8. Mai. Samstag, 14. Mai. Sonntag, 15. Mai. Beginn ist auch dann jeweils um 17 Uhr. Eintrittskarten zum Preis von 9,80 Euro sind erhältlich im Internet auf der Seite der Theatergruppe sowie auf der Seite des Anbieters Köln-Ticket. (frw)

www.vbnlev.de

www.koelnticket.de